Dirk Stadler gewinnt die H-Boot-Kanne
Im Rahmen der H-Boot-Kanne starteten die H-Boot-Aktivitäten bereits Freitagnachmittag. Karin und Dominik Brunner konnten Micki Liebl (MYC) für ein Training verpflichten. Zusammen mit Mannschaften aus dem DTYC und FCSS lauschten Skipper und Crews den Ausführungen über Trimmmöglichkeiten und deren Auswirkungen und Manöver-Abläufen an Bord eines H-Bootes. Leider konnte das neue Wissen nicht gleich aufs Wasser gebracht werden. Ausgerechnet am Trainingstag war einfach zu viel Wind. So konnte das Theorietraining dann noch im Clubhaus vertieft werden. Paul Gerbecks hatte seine Software Tactical Sailing angeworfen und so wurden einige Situationen am großen Bildschirm in der Runde besprochen.
Zeitgleich erreichten schon die ersten Mannschaften den YCSS zum Kranen. Viele „Schlachtenbummler“ wissen um die Vorzüge, am Freitag alles in Ruhe aufriggen zu können, um Samstag dann erst zur Steuermannsbesprechung erscheinen zu müssen. Aber auch auf dem Seeweg erreichten einige H-Boote den Hafen. Der frische Westwind machte es möglich, die Strecke zwischen Nord- und Süd-Ende in knapp zwei Stunden zu bewältigen (bei knapp 11 Seemeilen eine launige Überführung).
So füllte sich der Hafen schon am Freitag deutlich, 36 H-Boote sind ja auch ein stattliches Feld und wollen erst einmal sicher untergebracht werden. Dies gelang jedoch ohne Probleme, freie Plätze waren dann ab Samstag aber erst wieder nach dem Auslaufen der Flotte auszumachen.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Clubs hatte die H-Boot-Flotte schon auf ihren Winterstammtischen beschlossen, Spenden zu sammeln und das Regattawochenende am Freitag mit Speis und Trank beginnen zu lassen. So konnten sich alle anreisenden Crews mit dem von Uli Hock und seiner Mannschaft frisch zubereiteten Chili bei einem Glas Faßbier oder ähnlichem stärken. In den Genuss des Chilis kamen dann auch noch einige Club-Mitglieder, Uli hatte reichlich gekocht und so war für alle eine gute Portion da.
Eine Gruppe von H-Boot-Seglern trotzte dann bis in die Nacht den kühlen Temperaturen auf der Terrasse, es gab schließlich noch Cocktails und die Stimmung war entsprechend ausgelassen. Gut, wenn man dann schon mit dem Wohnwagen angereist oder das Boot zum Übernachten ausgerüstet ist.
Der Samstag begann gemütlich. Die letzten Mannschaften trafen ein, die Boote wurden gekrant und die Segler konnten auf unserer großzügigen Terrasse Platz nehmen. War am Vortag noch zu viel Wind zum Trainieren, war jetzt zu wenig Wind zum Regattieren.
Wettfahrtleiter Ernst Wunder ließ sich auch nicht vom Nachbarclub SVOS nervös machen, als der mit seinen Klassen 806er und L-95 auslief. So konnten wir uns in Ruhe das Trauerspiel anschauen, was sich uns darbot, als die zwei Klassen versuchten, den mageren Wind vom See einzufangen. Zwischenzeitlich schlief der Wind dann ganz ein und auch der SVOS ließ seine Mannschaften wieder in den Hafen einlaufen.
Am späten Nachmittag als kaum noch jemand damit rechnete, regte sich dann jedoch am Westufer noch etwas Wind. Als dieser zunahm, beschloss Ernst Wunder „wir probieren es“ und er hatte mal wieder recht. Alle Mannschaften verließen den Hafen, der Wind stabilisierte sich und dank Z-Flaggen-Start wurden wir pünktlich um 17 Uhr auf die Bahn geschickt.
Schöne 2 Beaufort aus West ließen uns zügig zur Luv-Tonne aufkreuzen. Hauchdünn gingen wir als erste um das Luv-Fass, direkt dahinter Dirk Stadler (GER 1656), Dieter Henning (GER 1654) und Andi Kunze (GER 1646). Jetzt hieß es sauber segeln. Bei so starken Gegnern und einem Hauptfeld, das auch nicht weit weg war, muss man die Flucht nach vorne ergreifen. Wir konnten bis zum Lee-Fass die Nase vorn behalten und gingen nach links auf die zweite Kreuz. Jetzt wurde es spannend, denn ein Teil der Verfolger gingen auf die rechte Seite. Für Andi Kunze ging das am besten auf, er rundete das Luv-Fass nun an erster Stelle, wir konnten uns knapp dahinter retten, bevor dann Kay Niederfahrenhorst (GER 1420), Andi Kunze und an 5. Stelle Dirk Stadler folgten.
Der Wind hatte nun merklich zugenommen, gute 4 Beaufort ließen uns nach Lee schießen. Durch eine kräftige Bö und einen Fehler im Spimanöver beim Gegner konnten wir uns kurz vorm Lee-Fass wieder knapp in Führung auf die linke Gate-Seite schieben, sodass wir dann die besseren Karten auf dem Weg ins Ziel hatten. Meine Mannschaft Timo von Schorlemer und Andreas Bud-Monheim holten nun nochmal alles aus den Bauchmuskeln raus und so konnten wir hoch und schnell ins Ziel kreuzen. Dirk Stadler hatte sich am Lee-Fass ebenfalls die linke Seite gesichert und konnte somit wieder auf Platz drei aufholen, direkt hinter Dieter Henning ging er ins Ziel.
Inzwischen hatte der Wind auf fast 5 Beaufort aufgefrischt und machte es den übrigen Mannschaften nicht einfach, im dichten und starken Feld das Ziel schnellstmöglich zu erreichen. Wir konnten uns das aber auch nicht anschauen, wir hatten noch die Leichtwind-Fock angeschlagen und die musste für die kommende Wettfahrt dringend runter. So kämpften auch wir mit Wind und Welle und hatten mehr oder weniger zügig die Medium-Fock gesetzt. Beim Einsegeln wurden wir dann aber vom Abbruch der weiteren Wettfahrten eingebremst und folgten den Klassenkameraden in Richtung Hafen. Wettfahrtleiter Ernst Wunder hatte die Wetterbedingungen gründlich studiert; starker Wind, vereinzelte Gewitter in der Ferne und die späte Uhrzeit machten die Entscheidung zugunsten Sicherheit und gegen eine weitere Wettfahrt nachvollziehbar.
Die Küche war für den Ansturm gerüstet, das Freibierfass angezapft und spätestens nachdem alle Mannschaften sicher den Hafen erreicht hatte, wurden wir von Uli Hock mit Kassler, Kraut und Kartoffelstampf versorgt. Die Prognosen für den Sonntag waren von starken Winden geprägt, und Regen sollte es auch noch geben, und so verschwanden einige Segler direkt im Anschluss an das Abendessen.
Der Sonntag begann erst mal ohne Wind, dafür mit dem versprochenen Regen. Die Auslaufbereitschaft von 10:00 Uhr war human, dennoch ließ man wieder dem Nachbarclub den Vorrang beim Auslaufen, folgte dann aber mit fast allen H-Booten in die Mitte der Seeshaupter Bucht. Inzwischen hatte sich der Wind bei guten 2 Beaufort eingependelt. Noch vor dem Auslaufen hatten wir deshalb kurz überlegt, ob wir wieder mit der Leichtwind-Fock starten sollten, zum Glück haben wir uns dagegen entschieden. Bei der Wahl des Spinnakers waren wir aber zu konservativ und entschieden uns für die kräftigere Variante.
10:30 Uhr fiel der Startschuss und wir fuhren aus der Mitte nach links raus. Da die meisten direkten Konkurrenten am Pin-End starteten, dauerte es eine Weile bis man wahrnehmen konnte, wie wir lagen. Es zeichnete sich wieder ein enges, spannendes Rennen ab. Zudem war uns bewusst, dass von Mannschaften, wie Micki Liebl (GER 1544) und Walter Pulz (GER 1458), gewöhnlich immer an der Spitze, am ersten Tag noch nicht so gut abgeschnitten hatten, ein Angriff zu erwarten war.
Am Luv-Fass trafen wir uns dann entsprechend alle wieder, so eng, dass noch alles drin war, es hieß also konzentriert bleiben, Down-Wind ist es vor allem entscheidend die Böen sauber auszusegeln. Vorweg eilte wieder die Dieter Henning, gefolgt von uns, Dirk Stadler, Micki Liebl und Kay Niederfahrenhorst. Auch die zweite Runde brachte keine Entscheidung an der Spitze. Es blieb eng und der teilweise recht böige Wind zwischen 2 und 4 Beaufort machte es weiter spannend. Dieter Henning hielt sich wacker an der Spitze, wir fielen auf Rang 4 zurück und schickten uns an, gegen den aufholenden Kay Niederfahrenhorst zu verteidigen. Nur noch ums Lee-Fass rum und ab ins Ziel mussten wir, aber ein Winddreher machte es dann nochmal spannend. Micki Liebl erwischte ihn am besten und konnte Dirk Stadler noch einen Platz nach hinten verweisen. Wir konnten leider im Windschatten von Micki Liebl die Höhe nicht mitgehen, aber überquerten die Ziellinie als Vierter. Was wir bis dato nicht wissen konnten, Dieter Henning, erster im Ziel, wurde wegen einem OCS noch aus dieser Wettfahrt genommen.
Nachdem alle segelnden Mannschaften durch Ziel gegangen waren, wurde von der Wettfahrtleitung zügig der neue Parcour gelegt und das Startprozedere gestartet. Und ab jetzt wachte der Wind so richtig auf. Plötzlich war richtig Druck und ordentlich Schwell. Wir verstellten noch schnell die Wanten von Leicht auf Mittelwind und positionierten uns so gut es ging an der Startlinie. Nach dem Start hieß es erst mal, hängen was geht. Wir mühten uns redlich und versuchten, so viel Geschwindigkeit wie möglich heraus zu holen, was bei den vielen und starken Böen ganze Arbeit war. Und überraschenderweise waren wir auch oben am Luv-Fass wieder ganz vorne dabei. Allerdings auch alle anderen „üblichen Verdächtigen“. Ein kleiner Rückstand auf Dirk Stadler aber auch ein kleiner Vorsprung auf die anderen war es. Jedoch war ja jetzt richtig Wind und unsere Leicht-Wind-Spi angeschlagen. Naja, hilft alles nix, rum um die Verholer-Tonne und rauf damit. Was nun folgte kann man als heißen Ritt bezeichnen. Vorne geigte das Boot von Dirk Stadler, hinter uns lieferte Walter Pulz einen filmreifen Sonnenschuss.
Der Spi hielt. Wir waren ja eh ziemlich schnell am Lee-Fass. In der zweiten Runde dann wieder Ausreiten was die Bauchmuskulatur hergab, rum um die Tonnen und wieder hoffen, dass der Spi hält. Hat er, auch wenn der Führende Dirk Stadler immer weiter enteilte. Dafür kamen die Verfolger aber nicht mehr an uns ran. Nach dem Zieldurchgang ging es direkt in den Hafen, Flagge H war gesetzt und bald fiel uns dann auch die nun blinkende Sturmwarnung auf. Es ging also direkt unter den Kran. Eine vierte Wettfahrt schien unwahrscheinlich und dies wurde dann kurz darauf bestätigt.
Dass die H-Boote eine schnelle Klasse sind, zeigte sich auch an Land. Praktisch alle Boote waren gekrant und verpackt, bevor die Siegerehrung begann. Einige Crews machten sich auf dem Seeweg auf den Heimweg, schön, dass viele von ihnen aber vorher noch die Siegerehrung abwarteten. So konnten dann auch alle anwesenden Crews eine warme Decke in einer Kissenverpackung als Erinnerungspreis mit nach Hause nehmen. Den Sonderpreis gestiftet von Paul Gerbecks gab es für das Boot, welches alle Wettfahrten mitgesegelt war und dabei die meisten Punkte gesammelt hatte. Die Mannschaft von Ulrich Tibes GER 378 freute sich merklich, so hatten sie sogar während der Wettfahrt selbst ein Mann-Über-Bord-Manöver gemeistert.
Die H-Boot-Kanne ging verdient an Dirk Stadler (SRS) mit seiner Crew Stefan Freitag (WSCS) und Matrais Maskoet (RCO). Wir freuten uns über die Punktgleichheit mit dem Sieger und Platz zwei vor der MYC-Crew von Micki Liebl mit Petra Dietz und Max Adami auf Platz drei.
Bedanken möchte ich mich recht herzlich bei allen Mannschaften, die den Weg nach Seeshaupt zur H-Boot-Kanne gefunden haben. Es ist schön, dass die Klasse so stark, aktiv und hart im Nehmen ist. Immerhin haben sich fast alle Mannschaften bis zu Letzt mit Wind und Wetter erfolgreich auseinandergesetzt. Wir hoffen, ihr hattet ein super Wochenende und eine schöne Regatta bei uns und kommt auch kommendes Jahr wieder zu uns nach Seeshaupt!
Mit Seglergruß
Peter Zauner, GER 1663