Internationale Deutsche Meisterschaft
Geselligkeit an Land und Segelvergnügen auf dem Meer
Für einige Segler aus dem Westen Deutschlands begann die Anreise zur Deutschen H-Boot Meisterschaft nach Warnemünde … im Stau. In Nordrhein Westfalen waren die Sommerferien ausgebrochen. Die Fülle auf den Autobahnen ließ den Verdacht aufkommen, dass das Bundesland komplett evakuiert wird.
Nach mehr oder minder langer Fahrt in Warnemünde angekommen, machte es eine sehr gute Ausschilderung den Regattateilnehmern möglich, sich schnell zurecht zu finden. Das Kranen wurde von manchen Seglern als etwas problematisch empfunden. Während das Kranen in der „Hohen Dühne“ angenehm und reibungslos vonstattenging – dort fehlte allerdings ein Schleppshuttle zum Liegeplatz –, war das Kranen an der Großschiffpier eine Herausforderung. Im Windschatten der „Costa Fortuna“ senkte ein Autokran die Boote ins Wasser. Die sehr hohe Pier verlangte artistische Meisterleistungen von den Besatzungen, um auf ihre Boote zu kommen. Viele Teilnehmer hoffen für zukünftige Veranstaltungen an dieser Stelle auf Verbesserungen.
Nach dem Kranen wurden die Boote in den Hafen am Alten Strom geschleppt. Dort waren an zwei Schwimmstegen reichlich Liegeplätze für die H-Boote reserviert. Regattabüro, Vermessungsstelle und das Partyzelt lagen direkt bei den Stegen. Da auch das Landprogramm der Warnemünder Woche unmittelbar anschloss, lagen die H-Boote im Zentrum des Geschehens. Diese zentralisierte Infrastruktur trug sehr viel zur Geselligkeit und zur Kommunikation unter den Regattateilnehmern bei.
Während einige Segler enttäuscht waren, dass am Wochenende noch keine Wettfahrten stattfanden, nutzten andere die Zeit, um auf dem ungewohnten Seerevier mit Wind, Welle und Strömung zu trainieren. Nach der flexiblen und unkomplizierten Vermessung am Sonntag, konnte die Regatta am Montagmorgen losgehen.
Während das Ruhrgebiet im Regen absoff, herrschten in Warnemünde beste Segelbedingungen bei zwei bis vier Beaufort. Am letzten Wettkampftag gab es sogar Boen bis zu sieben Windstärken. Die hervorragende Wettfahrtleitung vom Berliner Yacht-Club (BYC) hatte die Wetterverhältnisse und die Veranstaltung jedoch jederzeit sehr gut im Griff.
Die Meisterschaft begann an den ersten beiden Tagen bei zwei bis drei Beaufort mit eher leichten Winden auf der Bahn H. Um sie zu erreichen musste man 3,2 Seemeilen aus dem Hafen hinaus segeln – ein gutes Aufwärmprogramm. Nach einer Stunde „Anreise“ erreichten die Segler die Bahn bereits mit „Regattatemperatur“.
Nach Betrachtung der Wetterkarte entschloss sich die Wettfahrtleitung auf die geplanten drei Wettfahrten am Montag einen vierten Lauf folgen zu lassen. So konnte das Zustandekommen einer Meisterschaft mit fünf Wertungsläufen über die drei Tage frühzeitig sichergestellt werden. Lars Bähr setzte mit zwei Siegen in den ersten beiden Wettbewerben bereits ein Zeichen. Den dritten Lauf entschied die Crew um Thilo Beuster vom SG Scharmützelsee (SGS) aus Bad Saarow für sich, während die vierte Wettfahrt an die Crew von Bernd Zimmermann aus dem Tegeler Segel-Club (TSC) in Berlin ging. Nach der Regatta fand die Jahreshauptversammlung der Klassenvereinigung statt. Anschließend traf man sich - wie schon am Sonntagabend - im Gemeinschaftszelt zum Grillabend.
Am Dienstag endete das Wettfahrtgeschehen bereits nach nur einem von Thilo Beuster gewonnenem Lauf, da eine Unwetterwarnung vom Deutschen Wetterdienst für das Regattagebiet vorlag. Durch einen kurzfristig perfekt organisierten Schleppservice, gelangten alle Teilnehmer ohne Probleme rechtzeitig in den Hafen zurück und konnten sich auf das abends geplante Galamenue, das „Siegeressen“ vorbereiten. Während des Essens rüttelten Ausläufer des angekündigten Unwetters am Gemeinschaftszelt, was niemanden nachhaltig beeindruckte. Beim Rudelgucken des 7:1 Sieges der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Brasilien nach dem Essen holte sich so mancher Segler zusätzliche Motivation für Höchstleistungen am abschließenden dritten Regattatag.
Der sechste und siebte Lauf am Mittwoch komplettierten bei Windstärken um fünf Beaufort die Deutsche H-Boot Meisterschaft. Beide Läufe entschied Martin Metzing vom Potdamer Yacht Club (PYC) für sich. Es erwies sich als vorteilhaft, am Pin-End zu starten und über links bis zur Layline zu segeln. So konnte sich Metzing bereits früh positionieren, weil die meisten Teilnehmer eher die rechte Seite gewählt haben. Einige Boote gelang es zur Begeisterung ihrer Crews auf den Wellen des letzten Regattatages ins Surfen zu kommen.
Gesamtsieger und damit Deutscher Meister 2014 im H-Boot wurde Lars Bähr mit der Mannschaft Felix Krabbe, Tu Trang Nguyen und Leif Bähr. Bernd Zimmermann belegte mit der Crew Markus Keding und Sven Taube den zweiten Platz. Auf dem dritten Rang platzierte sich Thomas Kausen vom Berliner Yacht-Club (BYC) mit Jani Funk, Alexander Eilhard und Marwin Galinger. Für das hohe Niveau des Teilnehmerfeldes spricht das Punktekonto der Plätze zwei bis neun. Sie erreichten alle zwischen 47 und 35 Punkte, wobei die Plätze sechs bis acht punktgleich waren.
Alle Teilnehmer waren von dem Segelrevier vor Warnemünde mit seinen konstanten Winden und von der Organisation der Regatta begeistert. Obwohl nur sieben oder acht von 30 Teilnehmern im Regattasegeln mit dem H-Boot auf See erfahren waren, wurde es als sehr reizvoll empfunden. Mehrfach war Bedauern zu vernehmen, dass nicht mehr Ranglistenregatten auf See stattfinden können. Zahlreiche Segler aus dem Regattafeld planen nach diesen Erfahrungen für 2015 eine Regattateilnahme in Warnemünde oder Kiel.
Markus Spiecker