Skandinavier dominieren Weltmeisterschaft
Nach der perfekt organisierten Weltmeisterschaft im dänischen Thisted 2013, reisten die Teilnehmer 2014 mit hohen Erwartungen nach Varberg in Schweden. Natürlich wurden nach dem hohen Standard aus dem Vorjahr einige Erwartungen an das Rahmenprogramm enttäuscht. Die Organisation der sportlichen Wettbewerbe war allerdings nach übereinstimmender Meinung der deutschen Teilnehmer sehr professionell. Es wurden erstklassige Kurse ausgelegt und die Wettfahrtleitung hat aus der Kombination schwacher Wind mit starker Strömung das Beste herausgeholt.
Die landseitige Infrastruktur der Weltmeisterschaft war im alten Stadthafen von Varberg aufgebaut. Dort befanden sich die Liegeplätze an denen alle Boote nebeneinander lagen und in Gebäuden der Universität am Ufer – auch in Schweden waren Semesterferien – standen Räume für Verpflegung und geselliges Beisammensein zur Verfügung. Ein vor den Gebäuden aufgebautes Zelt wurde auf Grund der insgesamt guten Wetterlage gar nicht benötigt. Neben den Universitätsgebäuden waren Stellplätze für Wohnmobile vorbereitet worden. Wer allerding mit einem Zelt campen wollte, musste selbst das organisatorische Ruder in die Hand nehmen. Auf dem für Zelte vorgesehenen Campingplatz waren die Betreiber von den neuen Besuchern eher überrascht und ein Shuttle zum doch recht weit entfernten Altstadthafen konnte erst nach mehrfachem Bitten eingerichtet werden. Das Kranen der Boote erfolgte problemlos in der Marina von Varberg.
Leider haben nur vier Teams aus Deutschland den Weg an die schwedische Küste des Kattegat gefunden. Der Alpenpokal auf dem Gardasee in den Tagen vor der Weltmeisterschaft verursachte für manchen dann doch wohl eine zu weite Anreise. Viele Crews aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden sind dort sicherlich in Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 2015 mitgefahren. Die anderen 38 Teilnehmer-Crews in Varberg kamen aus Dänemark, Finnland, Norwegen oder Schweden.
Die Regatta wurde von abnehmenden, schwachen Winden und starker Strömung geprägt. Bei Wind um die drei Beaufort setzten sich die Crews Høj-Jensen und Erdman bereits am ersten Tag nach drei Wettfahrten an die Spitze. Am zweiten Wettkampftag erlaubte der sehr schwache Wind nur eine Wettfahrt. Danach machte neben fehlendem Wind auch eine Strömung mit zwei Knoten seitlich zur Startlinie weitere Starts unmöglich. Das Gesamtklassement nach diesem Regattatag nahm auf den Medallienrängen das spätere Endergebnis bereits voraus. Mit drei Wettfahrten am dritten Tag baute Claus Høj-Jensen seine Führung so weit aus, dass ihm auch ein 10. und ein 14. Platz in den Wettfahrten des letzten Regattatages den Weltmeistertitel nicht mehr nehmen konnten. Bester deutscher Teilnehmer wurde Thomas Kausen vom Berliner Yacht-Club (BYC) auf Rang 16.
Die deutschen Teilnehmer beschreiben die Windbedingungen als eher untypisch für das Revier. Die um diese Jahreszeit erwarteten guten Winde um drei bis vier Beaufort gab es nur am ersten Regattatag. Danach ging die Windstärke auf ein bis zwei Beaufort herunter. Gelegentlich kamen Dreher von zehn bis fünfzehn Grad vor. Strömungsgeschwindigkeiten um die zwei Knoten machten die Starts sehr anspruchsvoll. Am letzten Wettkampftag kippte der Strom während der Wettfahrt sogar. Es wurde mit Nord-Ost-Strömung gestartet. An der Luv-Marke setzte jedoch eine Süd-West-Strömung. Dieser Wechsel war jedoch durch Anzeichen auf dem Wasser und mit einer aktuellen Stromkarte kalkulierbar. Das Verhältnis von Schwachwind zu Strömung machte besonders die Spi-Kurse interessant. Mancher Teilnehmer gab den Kampf um einen stehenden Spi auf und suchte raumschots oder hoch am Wind den Weg ins Ziel. Genaue Windbeobachtung war entscheidend. Mangelnde Aufmerksamkeit wurde gnadenlos bestraft. Es war nicht schwierig unter diesen Verhältnissen auf den Spi-Kursen zehn Plätze zu verlieren.
Wie bei einer Weltmeisterschaft nicht überraschend, wurde recht offensiv gestartet. Auch deswegen wurden mehrfach Teilnehmer bei schwachem Wind von der Strömung zu früh über die Startlinie gedrückt. Die Wettfahrtleitung trug den Bedingungen Rechnung aber am letzten Wettfahrttag wurde es doch nötig, einige Teilnehmer unter Black Flag für das entsprechende Rennen zu disqualifizieren. Allein in der letzten Wettfahrt waren davon neun Segler betroffen.
Weltmeister wurde der Däne Claus Høj-Jensen vor den Schweden Henrik Jörhov und Henrik Erdman. Høj-Jensen konnte damit seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen und wurde so nach 2008, 2011 und 2013 zum vierten Mal Weltmeister in der H-Boot Klasse.
Die Stadt Varberg und Teile der Bevölkerung identifizierten sich sehr stark mit dieser Weltmeisterschaft. Die Atmosphäre war herzlich gemütlich und skandinavisch leger. Viele Regattateilnehmer freuten sich jeden Tag erneut auf das Anlege-Bier und ein Hot Dog bei Abgabe des Trackers.