Italian Open
America’s Cup Crack gewinnt erste Italian Open
Auch in Bella Italia gibt es H-Boote, leider bisher ohne Regattaaktivitäten. Das musste geändert werden und so wurde zwischen dem 27. und 29. Oktober die erste Italian Open der H-Boote ausgetragen. Eingeladen hatte die Associazione Velica Alto Verbano (AVAV) nach Luino in der Provinz Varese am Ostufer des Lago Maggiore.
Das Feld war durchaus beachtlich. 17 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien kamen zusammen. Anreisen aus dem Berliner Raum und dem Ruhrgebiet waren kein Problem. Der Empfang war italienisch herzlich. Das Einkranen erfolge unkompliziert per Autokran. Schnell lagen die Boote an ihren Liegeplätzen und der Abend konnte beginnen.
Die Italienischen Gastgeber waren leicht überrascht, als plötzlich rund 30 Segler im Clubhaus zu Abend essen wollten. Damit hatten sie nicht gerechnet. Doch wie so oft im Leben, gab es eine italienische Lösung. Ein paar Clubmitglieder wurden herbeitelefoniert, es wurde improvisiert und das Ganze entwickelte sich zu einem sehr schönen italienischen Abend bei dem alle an einem Riesentisch noch lange beisammen saßen. „Eine prima Einstimmung auf ein verlängertes Regattawochenende“, fasste Peter Zauner vom Yacht-Club Seeshaupt (YCSS) am Starnberger See den Abend zusammen.
Am Freitag wurde es dann ernst. Es ging aufs Wasser – auf ein den meisten unbekanntes Revier. Zum Erstaunen der Gäste wurde bei spiegelglattem Wasser ausgelaufen, um Wind oder eine mögliche Thermik auf dem See zu erwarten. Zunächst blieb es jedoch spätsommerlich windstill. Das leibliche Wohl kam jedoch nicht zu kurz. Durch die zahlreichen Begleitboote wurde an Land Eis für rund 70 Leute beschafft und vor dem Schmelzen auf die Boote der Segler und der Wettfahrtleitung verteilt.
Mehrfach wurde die Flotte auf der Suche nach Wind zu neuen Segelgebieten geschleppt. Der Generalkurs war dabei nördlich. Aus heiterem Himmel zog plötzliche eine gut sichtbare Windfront über den eigentlich spiegelglatten See. Schnell ins Ölzeug gesprungen und die Schwimmweste angelegt und schon briste es auf. Ohne Vorwarnung standen 4 bis 5 Beaufort, die in Drückern auch schon mal bis zu 7 Beaufort auffrischten. Der Wind war kaum segelbar und für eine regelgerechte Regatta nicht geeignet. Die meisten Segler liefen nach Süden Richtung Hafen ab. Nur vier oder fünf Boote blieben zum Trainieren auf dem See. Die Vielzahl der Begleitboote, über die der ein oder andere sich zuvor gewundert hatte, waren nun sehr hilfreich, um alle schnell und sicher in den Hafen und die Boxen zu bugsieren.
Im Laufe des Abends entwickelte sich der Wind zu einem regelrechten Fönsturm der aus dem Norden von den Alpen herunter wehte. Ein gemeinsames Programm fand abends nicht statt. Während einige bei noch 24 Grad Lufttemperatur die Abendstimmung und den Blick über das malerische Seeufer auf der Clubterrasse genossen, liefen andere nach Luino hinein – ein uriges, sehr italienisches Städtchen, dass zwar auch touristisch beeinflusst ist, aber noch nicht so perfekt durchorganisiert wie beispielsweise Malcesine ist.
Am Samstag standen die Segler auf und – es blies Wind! Bei 5 Beaufort verzierten kleine Schaumkrönchen den See. Es wurde ausgelaufen. Startbereitschaft um 9:30 Uhr Sommerzeit. Bei auf 3 Beaufort abflauendem Wind ging es an die Startlinie.
Start zur ersten Wettfahrt. Der Lokalmatador Flavio Flavini konnte den Seglern vom Start weg zeigen, wie auf dem Lago Maggiore gesegelt werden muss. Nach gutem Start segelte er auf die Windkante, legte um und hatte schon einen Vorsprung auf das Feld, den er bis zum Ziel auf rund 100 Meter ausbaute. Souverän gewann er die Wettfahrt vor Dirk Stadler vom Segler- und Ruderclub Simssee (SRS) auf dem zweiten Platz und Peter Zauner (YCSS), der Dritter wurde.
In der zweiten Wettfahrt hatte Peter Zauner bereits besser den Bogen raus. Es gelang ihm an Flavini dran zu bleiben. „Es ging eng zu“, meinte Zauner nach dem Zieldurchgang. An der ersten Luv-Tonne wurde die Chance auf die Führung durch eine verpatzte Wende vergeben. Nach eigener Aussage haben aber vor allem die bessere Revierkenntnisse von Flavio Flavini zum Sieg auch in der zweiten Wettfahrt geführt. Vom einem Weltmeister in der Melges und ehemaligem America‘s Cup Segler auf der „Luna Rossa“, der seit einigen Jahren auch H-Boot segelt, ist das ein großes Lob.
Flavio Flavini gewann auch die zweite Wettfahrt vor Peter Zauner (YCSS) und einer weiteren italienischen Crew unter Marco di Natale. Eine dritte Wettfahrt kam am Samstag nicht mehr zu Stande, da der Wind einschlief.
Abends luden die Gastgeber in ihr Clubhaus zum großen Regattafest. Ein dreigängiges Menü, eine große Tombola und eine gute Band mit unter anderem zwei Sängerinnen und einem Schlagzeug sorgen für gefüllte Mägen und gute Laune. Wie für H-Boot Segler üblich, wurde bis weit nach Mitternacht gefeiert.
Für den Sonntag wurde Wind mit 40 Knoten vorhergesagt. Das trieb nach den Erfahrungen vom Freitag einigen die Sorgenfalten auf die Stirn – besonders beim Gedanken an ein Auskranen bei derartiger Windgeschwindigkeit mit einem Autokran. Der Gott des Windes hatte jedoch keinen Wetterbericht gehört und wusste daher nicht, was er machen sollte. Mit lauem Wind wurde eine Wettfahrt in Angriff genommen, wenig später musste sie aber abgebrochen werden. Es herrschte in zwischen völlige Windstille. So entwickelte sich ein entspannter Sonntag im Spätsommer, an dem die Wettfahrtleitung dann auch frühzeitig die Regatta beendete. Nach der Siegerehrung klang das Regattawochenende bei Kaffee und Kuchen aus.
Sieger der Italian Open wurde der italienische Spitzensegler Flavio Flavini. Auf den zweiten Platz segelte Peter Zauner (YCSS). Mit nur einem Punkt Abstand errang Dirk Stadler (SRS) den dritten Platz der Gesamtwertung.
Den Eindruck vieler Teilnehmer über den Auftakt der Italian Open fasste Peter Zauner so zusammen: „Eine gute erste Veranstaltung, aus der sich etwas machen lässt. Viele Teilnehmer fanden es gut, dass hier am Lago Maggiore der echte Saisonabschluss, also die wirklich letzte große Regatta war. Das sollte so beibehalten werden.“
Der Autor dankt Peter Zauner für seine Eindrücke als Basis zu diesem Artikel.
Markus Spiecker