Interview mit dem neuen Regionalobmann Bayern, Christoph Quinger
Hallo Christoph, du bist der neue Regionalobmann für Bayern. Erzähl uns doch etwas zu deiner Segel- und H-Boot-Geschichte.
Ich bin bereits seit 1970 intensiv gesegelt, unter anderem mit O-Jolle, Zugvogel, 420er, Dyas. Das erste Mal saß ich 1989 auf einem H-Boot beim Alpenpokal in Riva. Bei 7-8er Böen flogen uns einige Bootsteile um die Ohren, ich war mit blauen Flecken übersät, fand das aber unglaublich spannend. Von da an war ich ein H-Boot-Fan. Ich bin dann einige Male noch als Vorschoter, unter anderem bei Michael Marcour und Wig Kellner, mitgefahren und erreichte gute Plätze bei der IDM und Podestplätze bei der Österreichischen Staatsmeisterschaft. Selbst bin ich damals fast 20 Jahre Dyas gesegelt mit zahlreichen IDM-Teilnahmen. Im Jahr 2000 kam dann der Wechsel zum H-Boot. Von 2004 bis zum Coronajahr habe ich ohne jede Ausnahme an allen H-Boot-Regatten inklusive der IDMs am Ammersee mit meinen Teams teilgenommen und war auch an Bord von Sigi Merk oder Peter Teschemacher immer wieder in anderen Revieren und auch bei einigen IDMs. Seit 2008 bin ich Klassenobmann im Herrschinger Segelclub (HSC) für die H-Boote und stolz darauf, dass 17 unserer 19 H-Boote regelmäßig an Regatten teilnehmen. Seit 8 Jahren bin ich auch der Reviervertreter vom Ammersee. Zudem bin ich seit 12 Jahren Sportvorstand im HSC, und wir haben die Regattaaktivitäten unserer Segler von 250 im Jahr auf fast 500 im Jahr 2023 verdoppelt. Als Sportwart organisiere ich jährlich unsere 8 Ranglistenregatten und über 40 Wettfahrten unserer Mittwochsregatta. Ich selbst bin auch seit über 10 Jahren als Wettfahrtleiter mit zahlreichen Einsätzen tätig.
Wo siehst du die größten Herausforderungen für uns H-Boot-Segler?
Als H-Boot-Klasse stehen wir weit besser da als viele Klassen, die einen stetigen Rückgang zu beklagen haben, teilweise auch durch eigene Fehlentscheidungen. Gerade in Bayern gehören wir dank der sehr guten Arbeit meiner Vorgänger und der Reviervertreter noch zu den Glücklichen. Dennoch müssen auch wir Schwächen und Risiken schnell erkennen und mit guten Ideen und Maßnahmen gegensteuern. Man kann immer noch einen Tick besser werden. In den kleineren Revieren, wie bei uns am Tegernsee und Chiemsee, müssen wir darauf achten, dass sie uns dauerhaft und in hoher Qualität erhalten bleiben. Der Tod unseres Freundes Fips hinterlässt am Chiemsee eine große Lücke. Deshalb werden wir in Bayern gemeinsam dem neuen Reviervertreter Bernd von Hörmann alle helfen, damit der Chiemsee als unsere Referenz zu Fips ein tolles H-Boot-Revier bleibt. Das Gleiche gilt auch für den schönen Tegernsee.
Welche Unterstützung kann angeboten werden?
Wir planen, Sonderpreise ins Leben zu rufen, beispielsweise für unsere neuen H-Boot-Segler. Gerade die kleineren Reviere benötigen kontinuierlich Nachwuchs sowie Wiedereinsteiger bei den H-Booten und müssen daher besonders unterstützt werden. Die erfahrenen Reviervertreter und Segler können den Neulingen sehr gut die Erfolgsfaktoren sowie potenzielle Risiken in der Entwicklung eines Segelreviers oder -clubs vermitteln. Zudem sollte das vorhandene Know-how und die Expertise in Training und Coaching noch effektiver gemeinsam genutzt werden. Die dynamischen jüngeren Segler und die erfahrenen Veteranen bieten eine inspirierende Mischung, die uns auch zukünftig den richtigen Weg weisen wird.
Welche Vorteile bringst du in diese Rolle ein?
Dank eines umfassenden Maßnahmenpakets verzeichnen wir am Ammersee und in unserem Herrschinger Segelclub (HSC) kontinuierlich steigende Zahlen im Hinblick auf das Regattaengagement unserer Segler. Diese Erfahrungen möchte ich gerne nutzen, um die H-Boot-Flotten in anderen Revieren und Clubs gezielt weiterzuentwickeln. In meinem Verein und bei den H-Boot-Seglern des Ammersees werde ich, unter anderem aufgrund unserer legendären H-Boot-Abschlussfeier, stets als großer Motivator wahrgenommen. Das Erfolgsrezept lautet: 95 % positive Anreize und – wenn nötig, aber selten – 5 % strenge Maßnahmen. Eine aktive und motivierende Kommunikation ist dabei von entscheidender Bedeutung. Unsere H-Boot-Flotte ist in dieser Hinsicht bereits besser aufgestellt als die meisten anderen.
Was sind deine größten Herausforderungen in dieser Rolle?
Meine Freunde sagen, ich wirke und sehe jünger aus als ich tatsächlich bin. Ich befinde mich also in einem Alter, in dem man aus gesundheitlichen Gründen langsam kürzertreten sollte. Daher kann ich nicht so intensiv bei den Regatten vor Ort sein, wie ich es mir wünschen würde. Doch im Team mit den Reviervertretern werden wir eine starke Gemeinschaft bilden.
Was verändert sich aktuell in der Segelwelt, insbesondere bei den H-Booten?
Die Entwicklung in einigen Olympiaklassen, in denen europaweit nur noch rund 50 Profis aktiv sind und kaum noch ein regionaler Unterbau besteht, ist ein alarmierendes Zeichen. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir mit den H-Booten wie bisher regional, in den Revieren und möglichst flächendeckend präsent sind. Ein einmal verlorenes Revier zurückzugewinnen, ist fast unmöglich. Aktuell gewinnen wir viele junge Familien, deren Eltern nach einer ausbildungs- und berufsbedingten Segelpause nun den Einstieg in unsere Klasse suchen. Sie entscheiden sich für das H-Boot, da es sowohl eine attraktive sportliche Regattaszene bietet als auch für die Familie einen hohen Nutzwert und viel Sicherheit verspricht. Das macht mich sehr optimistisch.
Wie motiviert man neue H-Boot-Segler zum Regattasegeln?
Die „Top 5 Segler“ einer Regatta sind bereits intrinsisch motiviert und sehen im Regattasegeln eine Erfüllung. Doch um größere Felder von 20, 30 oder mehr Booten zu erreichen, müssen die weiteren 20 bis 25 Teams gezielt angesprochen werden. Die positive Atmosphäre, der Teamgeist in der Flotte und in den Clubs sowie die gemeinsame Weiterentwicklung sind dabei entscheidend.
Ein engagiertes Coaching und die Motivation neuer H-Boot-Segler sind unerlässlich, ebenso wie das Angebot passender Trainings.
Lasst es uns gemeinsam anpacken.
Christoph, wir wünschen dir und der gesamten H-Boot-Flotte Bayerns viel Erfolg und Spaß.