H-Boote vor der Kulisse von Limone.
H-Boote vor der Kulisse von Limone.

Vento, Ora und Bella Italia

Alpenpokal

Der italienischen Club „Fraglia Vela Malcesine“ richtete den 28. Alpenpokal der H-Boote aus, 26 Deutsche und 3 Schweizer Crews trafen sich zu dem jährlichen Starkwind-Highlight auf dem Gardasee, um auf den langen Bahnen zwischen Malcesine am Ostufer und Limone am Westufer den Vento und die Ora für einige sehr anspruchsvolle Wettfahrten zu nutzen. Mit dabei und mit jeweils vorgezogenem Start kämpften 13 Tempest Besatzungen um ihre Platzierungen.

Die 4 H-Boote vom Ammersee schlugen sich wacker und erreichten die Platzierungen:

07. Merk (DSC)
24. Standke (ASC)
25. Heinz (ASC)
29. Sauer (ASC)

Unangefochten siegte Dirk Stadler (SRS) nach 7 von 8 ausgeschriebenen Wettfahrten, 1 Wettfahrt fiel einer ungewöhnlichen Flaute zum Opfer.

Verdammt starke Konkurrenz, denn es war schon die Crème de la Crème der H-Boot-Szene am Start, da gab es kein Zaudern oder Zagen, denn immerhin blies der Vento morgens auch mit Windstärken von 20 – 24 kn (kleiner Exkurs: der Vento heißt eigentlich „Pèler“), jede Startposition wurde genauso heiß umkämpft, wie Innenräume an den Tonnen, kein Spi blieb unten und ein Steuermann musste von einer hilfreichen Schweizer Crew aus dem See gezogen werden. Denn mit viel Wind gibt es auch viel Welle, da genügt ein kleiner Steuerfehler und die Luvkante ist plötzlich leer. Ohne Ausreiten mit Gurt – keine Chance! Manchmal genügt auch ein Wegerechts-Wahnsinn eines Bootsführers und in einem mittleren Crash kippt das Boot auch gerne zur Luvseite, wer da nicht gurtet, der schwimmt. Wir haben unseren unverschuldeten Crash ohne Schwimmeinlage aber mit Bugschaden überstanden, die Versicherung und die Werft werdens schon richten. Dumm war nur, dass wir dieses eine Mal richtig gut vorne waren, dann wars also wieder nichts, der andere kringelt und wir sortieren unser Schiff und uns wieder hinten ein.

Nachmittags wars dann ruhiger, 4-3-2 Bft. da konnte man ganz ruhig segeln, bei den Tonnenumrundungen etwas krakeelen oder sich gegenseitig ein bisschen wegschieben, und gelassen den vorderen Booten beim Spifahren zuschauen.

Unterhaltsame Manöver gab es auch zu bestaunen, allerdings nicht bei den bierernsten Wettfahrten sondern im Hafen: die super windgeschütze Marina des Gastgebers, die im Übrigen keine Liegeplatz- oder Servicewünsche offen lässt, ist durch eine feste Mole einerseits und durch eine felsige Mole anderseits der schmalen Hafeneinfahrt gekennzeichnet. Da heißt es rechtzeitig die Segel bergen und mit Restschwung hinein. Einer kam zu schnell und ballerte in ein Dickschiff, einer kam noch schneller und wollte unter großem Gejohle der Zuschauer offensichtlich einen Steg spalten, fand aber ein vorsorglich am Steg liegendes Gummimotorboot und dämpfte daran seinen Aufprall deutlich ab. Ansonsten opferte man einfach Hände und Füße der Vorschiffsleute oder seinen Kiel, um die Boote abbremsen und anlegen zu können.
Die Organisation der Klassenvereinigung und das Engagement von Dirk Stadler und des Fraglia Vela Malcesine waren einzigartig, Ein- und Auskranen mit dem 12-Tonen-Kran lief wie am Schnürchen, nach jedem Anlegen gab es Pasta, Weißwein und Wasser bis zum Abwinken, bei Flaute wurden Motorboote zum Schleppen geschickt und jeden Morgen stand il presidente des Clubs am Steg und wies gesten- und wortreich die Startschiffcrew an. „Morgens“ heißt auch in Italien „morgens“, denn wenn um 0800 Start ist, dann muss man um 0715-0730 auslaufen, um rechtzeitig am Start zu sein – gewartet wird auf Segler nie, höchstens ob noch ein bisschen mehr Wind kommen möchte.

Einzig die 5.Wettfahrt, die hat der Teufel gesehen, großes Gedränge an der Starttonne, die ersten Boote schiebts schon über die Linie und dann allgemeiner Rückruf  und – habt ihr die black flag nicht gesehen? Ohje, was macht der WFL denn da auf dem Startschiff? Er schreibt minutenlang auf eine Tafel und hängt diese an das Heck seines Startschiffes. Alle segeln hin, wie an einer Perlenschnur aufgereiht kamen sie alle daher um zu lesen wen es denn getroffen hat. Auf ca. DIN A 3 großer Tafel stehen sage und schreibe 18 (i.W. achtzehn) Bootsnummern. Ab in den Hafen mit euch! Die restlichen 11 starten neu und – Flaute, Wettfahrt abgeblasen. Also starten am nächsten Morgen nur 11, oder doch nicht? 3 Mannschaften protestieren sich wieder ins Rennen, mit Videobeweis oder Zeugen oder wie auch immer, jedenfalls fahren am Samstag um 08.00 Uhr 14 H-Boote bei 6 Bft los und verschaffen sich eine bessere Platzierung, naja, die anderen durften dafür 1 Stunde länger schlafen.

Trotz der Aufregung um die heiß diskutierte 5. WF fand auf der Terrasse des Fraglia Vela Malcesine ein gelungener Abschlussabend statt, die 3 Bestplatzierten wurden geehrt und dann folgte noch eine Tombola, die sich sehen lassen konnte: es wurden 3 Hotelgutscheine für den nächstjährigen H-Boot Alpenpokal und 1 nagelneue H-Boot-Fock verlost, die 4 Gewinner nahmen die Preise dankbar an.

Und dann kam Sigi: unser Ammersee-Flottenkapitän Sigi Merk hatte sich während der Regattatage (oder –abende) wieder Gstanzl-Verse ausgedacht, mit denen er einige Kameraden humorvoll und in schönen Reimen auf die Schippe nahm, das Ganze vorgetragen mit „Quetsche“ und mit dem melodiösen Refrain „we are young, we are free, we are the H-Boat-Family“. Alle sangen begeistert mit und lachten sich scheckig über die gelungene Wiedergabe einiger Ereignisse der letzten Tage (z.B. die oben beschriebenen Hafenmanöver).

Ihr merkt schon, wenn der Text so lang ist, dann hats dem Verfasser wohl gefallen – stimmt! Es waren tolle Segeltage auf einem einzigartigen See, mit sommerlichem italienischen Flair und toller Segelkameradschaft auf dem Boot. 
Und für alle H-Boot`ler die noch nicht dabei waren: wenn ihr eine so spitzenmäßig segelnde und furchtlose und fleißige Crew an Bord habt wie ich, dann ist das Segeln auf dem Gardasee der pure Genuss. Danke an Ina und Andi und Danke an die H-Boat-Family für die tollen Tage.

Ulli Standke

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