Föhnsturm vor Überlingen
Internationaler Bodensee Pokal
Es war ein schier unglaubliches Wochenende. Am Samstag trieb der Föhnsturm das Quecksilber auf die höchsten Werte seit Messbeginn. Dabei wurde in den Niederungen verbreitet ein offizieller Hitzetag mit 30 Grad und mehr verzeichnet, so früh wie nie zuvor. ln der einfließenden nordafrikanischen Subtropikluft ging Saharastaub nieder und die Luftfeuchtigkeit fiel auf 10 bis 15 %. ln der Nacht auf Sonntag wurde am östlichen Bodensee mancherorts eine so genannte Tropennacht verzeichnet, d. h. die Temperatur sank die ganze Nacht hindurch nicht unter 20 Grad und das Ende April (so der Wetterexperte Roland Roth von der Wetterwarte-Süd in der Schwäbischen Zeitung). ln der Tat hatte man am Samstag teilweise das Gefühl, die Luft käme aus dem Backofen, so warm war es. Dabei blies es in der Spitze mit bis zu 6 Windstärken und den Teilnehmern wurde alles abverlangt. Doch der Reihe nach.
Traditionell wurden die aus ganz Deutschland und der Schweiz anreisenden Segler (leider musste Herr Riemelmoser aus Österreich berufsbedingt absagen) vom BYCÜ mit einem Willkommenstrunk begrüßt und schon am Donnerstagabend fand sich eine nette Runde im wunderschönen Clubhaus des BYCÜ ein. Am Freitagvormittag konnten dann die Schiffe in aller Ruhe vorbereitet werden, bevor es um 13.00 Uhr zur Steuermannsbesprechung ging. Wettfahrtleiter Tilman Krackhardt konnte dabei ein stolzes Feld mit immerhin 27 Teilnehmern begrüßen. Da sich schon eine leichte Brise aus Südost eingestellt hatte, wurde alsbald ausgelaufen und die erste Wettfahrt in Angriff genommen. Es entwickelte sich ein spannendes Race, welches die Don Q-Crew vor Knut Viehweger und Micki Liebl für sich entscheiden konnte. Es folgte sofort der 2. Lauf, wobei dann aber zum Ende die Luft richtig dünn wurde und sich Micki Liebl sich als Erster vor Philipp Ullherr und Wolf-Dieter Roßbach ins Ziel schlich.
Im Anschluss gab es ausreichend Freibier und die neue Bewirtung - Familie Lehmbecker - verwöhnte uns mit Pasta Bolognese bzw. einer wunderbaren Lachssoße.
Diese Stärkung war auch nötig, denn am Samstag sollte es richtig dick kommen. Auch diejenigen, die am Bodensee aufgewachsen sind, hatten einen derartigen Föhnsturm im Überlinger See noch nicht erlebt. War es anfangs noch recht ruhig und man befürchtete schon, der Föhn würde die Thermik kaputt machen, setzte sich wider Erwarten der Föhn immer mehr durch und blies in der Spitze mit bis zu 6 Windstärken. Weil es auch noch stark drehte, wurde sowohl der Wettfahrtleitung unter der Führung von Tilman Krackhardt, wie auch den Seglern, alles abverlangt. Es wurden drei superschöne Läufe gesegelt, wobei sich zunächst Thilo Beuster, dann Knut Viehweger und schließlich auch noch Philipp Ullherr durchsetzen konnten. Müde und geschafft liefen die Segler wieder im BYCÜ ein, wobei ausreichend Freibier und ein hervorragendes Abendessen mit Salatbuffet, Schweine- und Lammbraten, Kroketten, Spätzle und Dessert die Lebensgeister wieder zurückbrachte. Bei einer netten musikalischen Umrahmung klang ein wunderbarer Segeltag harmonisch aus.
Wer gedacht hatte, der Föhn hätte sich am Samstag ausgeblasen, sah sich getäuscht. Auch am Sonntag setzte er nochmals mit bis zu 5 Windstärken ein, so dass auch noch der letzte Lauf durchgezogen werden konnte. Souverän setzte sich dabei Walter Pulz durch, der zuvor mit den Verhältnissen nicht ganz so gut zu recht gekommen war. Als Zweiter kam Kurt Viehweger ins Ziel, der sich damit knapp den Gesamtsieg vor Gerhard Fuchs und Micki Liebl sichern konnte.
Bei herrlichem Wetter wurde schließlich die Preisverteilung vorgenommen, wobei sich Tilman Krackhardt insbesondere bei den von weit her angereisten Seglern für ihre Teilnahme bedankte und allen eine gute Heimreise wünschte.
Es war ein super Wochenende und der Bodensee zeigte sich wieder einmal von seiner schönsten Seite.
Gerhard Fuchs