Kieler Woche am Starnberger See?
Horst-Nebel-Preis
Schon interessant. Da hat man so viele Regatten am Starnberger See mitgemacht und meistens gab es ein laues Lüftchen, wenn überhaupt. Und in diesem Jahr? Knackiger Wind und tolle Spigänge. So macht Segeln Spaß!
Es hatten über 40 H-Boote gemeldet, um in Erinnerung an den genialen und überaus erfolgreichen H-Boot-Segler Horst Nebel die Ranglistenregatta im DTYC zu bestreiten. Gestiftet von Frau Kanno-Nebel im Jahr 1994 wurde der Pokal von so namhaften Steuerleuten wie Norbert Wagner, Walter Pulz, Christian „Kicker“ Schäfer, Werner Fritz, Uli Finckh, Dirk Stadler und anderen gewonnen. Auch drei Crews aus der Schweiz scheuten in 2012 die lange Anreise nicht.
Das Landprogramm der H-Boot-Flotte des DTYC unter Federführung von Fritz Hauger ließ keine Wünsche offen: Weißwurstfrühstück am Samstag und ein 3-Gang-Menü am Abend sollten die Teilnehmer verwöhnen. So fand bereits um 10.00 Uhr im Regattaturm die Ausgabe der Segelanweisungen statt. Erst der Aufruf, dass es die Weißwurst nur gegen Bon gibt, überzeugte die restlichen Teilnehmer, ihr Meldegeld abzugeben.
Um 11.00 Uhr erfolgte dann die Begrüßung: der neue DTYC Clubmanager Michael Fellmann, Exolympionike mit mehreren Olympiateilnahmen, hieß die Teilnehmer im Namen des DTYC herzlich willkommen. H-Boot Sprecher Fritz Hauger sprach ebenfalls ein Grußwort und übergab dann an den Wettfahrtleiter Ernst Wunder aus Seeshaupt, der sich bereit erklärt hat, die Wettfahrtleitung zu übernehmen und der mittlerweile hohe Sympathiewerte im DTYC genießt — Ernst ist selbst ein erfolgreicher Regattasegler und die Ruhe vor dem Herrn.
Der Windfinder versprach sommerliches Wetter mit Westwind und Gewittergefahr. Grund genug das H-Boot-Feld zum Auslaufen zu überreden mit Treffpunkt am Ostufer vor Ammerland. Ausgestattet mit der bekannten skandinavischen Trägheit dauerte es so seine Zeit bis sich alle H-Boote aus der Abdeckung des DTYC befreiten.
Flagge L ging runter, das Regattaprotokoll weist 14.00 Uhr als Startzeit aus. Erkannt wurden 2 Frühstarter. Dann ging es bei schwierigen und drehenden Winden auf die erste Kreuz, die Spitze lag an der Ablauftonne noch eng beieinander. Die Entscheidung bei abgekürzter Bahn fiel am Gate in Lee: Während das Großteil des Feldes sich für links entschied, wagten ein paar Angreifer die rechte Tonne. Sie waren die „Sieger der Wettfahrt“, denn es gab einen mords Vorsprung als Belohnung für das Risiko. Das Feld wurde anständig durcheinander gespült, so mancher Favorit musste mit einem Mittelplatz vorlieb nehmen.
Der Wind schlief immer mehr ein und das Zeitlimit von 30 Minuten schlug im hinteren Feld zu. Da die Aussichten für eine Anschlussregatta wenig versprechend waren, entschloss sich Wettfahrtleiter Ernst Wunder und sein Team zum Zurücksegeln in den Hafen und „Abwarten und Bier trinken.“
Die Frage war dann: kann man mit sich aufbauendem Südostwind eine Regatta segeln oder lässt man die Finger davon, „des werd bei Südost eh nix“, so heißt die Regel im DTYC. Aber Wettfahrtleiter Ernst Wunder gehört zu den „Unternehmern“, nicht zu den „Unterlassern“ und so bat er das Feld zum Auslaufen. Doch schon beim Versuch, mit dem Tonnenleger eine Startlinie hinzubekommen, strafte uns der Südwind ab und legte sich für den Rest des Tages hin. Damit ein Fall für die Sicherungsboote des DTYC, einen Schlepp zu organisieren.
Um die Zeit bis 18.00 Uhr mit dem Essen zu überbrücken, spendierte der Club ein Freibier. Schiedsrichterobmann Christian Goeden vom USCM wartete vergeblich auf Arbeit.
Die H-Boot-Segler gehören zu den guten Essern und waren nur mit Grießnockerlsuppe, Spanferkelbraten mit Knödel und Blaukraut und Bayrisch Creme als Nachspeise plus Nachschlag satt zu kriegen. Es wurde ein langer saugemütlicher Abend für die Regattateilnehmer.
Der Sonntag begann mit dunklen Wolken; schneller Sturmwarnung und Regen. Alles deutete auf ein langes Frühstück hin. Gegen 12.00 Uhr lichteten sich die Wolken und zogen nach Osten ab. Prognose: gegen 14.00 Uhr bis 10 Knoten Westwind.
Die 2. Wettfahrt ging mit 7 Frühstartern los, darunter einige Favoriten, die nicht bereinigten und dafür die volle OCS-Punktzahl kassierten. Ansonsten gab es keine besondere Vorkommnisse, außer den üblichen Winddrehern, die halt von den Guten realisiert wurden.
Zur 3. Wettfahrt setzte ein Schauerregen ein, zuvor drehte der Wind auf den angekündigten Nordwest. Die Bahn musste völlig neu ausgelegt werden. Es ging sehr mühsam auf dem Vorwind, waren doch die Spis nass vom Regen. Das änderte sich schnell, es stellten sich Traumbedingungen ein, 2-4 Beaufort, Sonne! Da lachte das H-Boot-Herz und es lockte zur 4. Wettfahrt, damit es zum Streicher kommt, den die Startdrängler so bitter nötig hatten.
Start zur 4. Wettfahrt gegen 15:00 Uhr bei unverändertem Nordwest, volle Bahn. Hier ging der Laufsieg an den Gesamtsieger Hans-Walter Fink aus Essen, der einen 5. Platz streichen konnte. Micki Liebl vom MYC konnte seinen OCS streichen und landete damit gesamt auf dem 2. Platz. Dritter wurde Knut Viehweger vom Yacht Club Loerick.
Monika Nebel präsentierte wie immer eine unterhaltsame Preisverteilung. Brunhilde Kanno-Nebel überreichte den Horst-Nebel-Preis an den Gesamtsieger Hans-Walter Fink vom Baldneysee in Essen. Knut Viehweger erhielt die Bootslaterne für den besten, nicht am Starnberger See beheimaten Segler, der nicht Gesamtsieger ist. Den Lutz-Blaklo Gedächtnispreis, ein H-Boot Halbmodell, konnte Robert Huber als erster Leidtragender vom Gast gebenden DTYC mit nach Hause nehmen.
Clubmanager Michael Fellmann bedankte sich insbesondere bei Wettfahrtleiter Ernst Wunder für die perfekte und souveräne Leitung sowie bei seinem Regattahelferteam. Auch das Casino mit Pablo und Daniel bekamen dickes Lob für die sehr gute Verpflegung und den perfekten Service.
Jochem Laabs
GER 1691
Fotos: Christopher Nordhoff