Internationale Schweizer Meisterschaft
in Thun vom 18. bis 22.06.2014
Am Mittwochnachmittag machten wir uns bei schönstem Wetter auf nach Thun. Empfangen wurden wir vom Präsidenten des Organisationskomitees, Walo Zach (zusammen mit seiner charmanten Frau Didi "Mädchen für alles"). Wir konnten sofort einkranen und die Vermessung erfolgte zügig und völlig unaufgeregt, sogar noch bei gelegtem Mast. Bis alle zusammen waren, gönnten wir uns auf der Terrasse des sehr schönen Clubhauses des Thunersee Yachtclubs ein erstes Bier. Als dann die Crew vollständig war, wurde noch schnell der Mast gestellt und das Schiff so weit hergerichtet, dass wir für die Wettfahrten bereit waren. Zum Abendessen hatten wir uns mit Bruno Schwab und seiner Crew sowie Adi Gerlach und Marco Bühler im "Alpha-Thun", vis-a-vis von unserem netten Hotel .Holiday Thun" verabredet. Sehr empfehlenswert ist das Cordon Bleu. Mein T-Bone-Steak war leider etwas durch. Dennoch war es bei einem schönen Rotwein ein sehr netter Abend. Am Donnerstagmorgen wurden die letzten Vorbereitungen getroffen und mit Schweizer Präzision um 12 Uhr bat uns Walo Zach zur Begrüßung am Flaggenmast. Der Thunersee Yachtclub ist wirklich super organisiert und hat ein wunderschönes Gelände mit dem einzigartigen Panorama auf die gewaltigen Viertausender Eiger, Mönch, Jungfrau und die Blümlisalm. Natürlich durfte in der Schweiz die Begrüßung nicht ohne Kanonenschüsse abgehen und wir wurden vorgewarnt, uns doch die Ohren zuzuhalten, was in der Tat auch nötig war, da aus drei Kanonen gleichzeitig richtig "geballert" wurde. Um 14 Uhr wurde pünktlich ausgelaufen, weil sich aus Süd eine leichte Thermik eingestellt hatte und unser Wettfahrtleiter Jan Schwitter versuchte, die erste Wettfahrt durchzubringen. Allerdings braute sich einiges über den Bergen zusammen. Zwar dachten wir zunächst, das Gewitter würde sich wieder verziehen. Es brach dann aber doch mit Macht über uns herein. In den Böen hatte es sicherlich bis zu 8 Windstärken und es regnete in Strömen. Außerdem herrschte "Hochspannung" an Bord, weil alles fürchterlich aufgeladen war. Da Jan nicht wusste, ob nicht noch mehr kommt, schickte er uns erst einmal in den Hafen, was sicherlich die richtige Entscheidung war. Nachdem sich das Gewitter relativ schnell verzogen hatte und sich wieder der Südwind durchsetzte, wurde ausgelaufen und gleich die erste Wettfahrt gestartet. Allerdings war der Wind relativ löchrig und ausgesprochen schwierig zu segeln. Am besten kam damit Christoph Huber mit seiner Crew Bruno Amstutz und Martin Gander zurecht, die gleich den ersten Laufsieg vor Adi Gerlach und Altmeister Pietro Garbani (man stelle sich vor, die Crew hat zusammen 218 Jahre auf dem Buckel!) einfuhren. Der einschlafende Wind ließ jedoch keine weitere Wettfahrt mehr zu, so dass wir in den Hafen geschleppt wurden. Dort gab es den obligatorischen Apero mit Bier, Wein und köstlichen Häppchen sowie im Anschluss ein wunderbares Pasta-Buffet, was allen hervorragend mundete.
Nachdem am Donnerstag nur ein Lauf zustande gekommen war und uns die Ortskundigen erklärten, morgens in der Frühe stünde immer die Thermik aus Süd, befürchteten wir schon, was dann auch tatsächlich geschah, dass um 7 Uhr ausgelaufen werden musste. Dies wiederum bedeutete um 5.30 Uhr aufstehen. Freundlicherweise erklärte sich das Hotel bereit, uns bereits so früh das Frühstück zu servieren. Der erste Lauf mit Südwind wurde allerdings abgeschossen, da untypischerweise der Westwind die Thermik zu Fall brachte. Wir warteten etwa 1 1/2 Stunden auf dem Wasser, bevor wir wieder in den Hafen geschleppt wurden.
Um 12 Uhr stellte sich dann aber wie erwartet der Wind aus westlichen Richtungen ein und es wurden insgesamt 4 Wettfahrten zügig nacheinander durchgezogen. Dabei hatte Jan Schwitter mit uns wirklich sehr viel Geduld und startete vier Mal trotz vorangegangener Frühstarts mit "I" bis er die .Black Flag" zog, wohlgemerkt in einer Wettfahrt. Die Starts waren bei dem drehenden Wind nicht ganz einfach und insbesondere unsere nette Nachwuchsseglerin Sandra Boschert versuchte mehrmals, sich von Luv reinzudrängen. Die "wilde Bayerin" im Originalton: "Ich kann gar nix machen, ich muss hier rein"! Da muss sie wohl noch etwas üben, so einfach wie bei den Jollen geht es bei uns halt nicht. Passiert ist aber nichts und wer kann es einer hübschen Seglerin schon verdenken, wenn sie meint, alles riskieren zu müssen. Der Wind war schwierig mit vielen Drehern und teilweise auch löchrig. Wir selbst sind dann einmal fälschlicherweise auf die linke Seite gefahren und blieben schlichtweg stehen. Dies erinnerte mich fatal an eine Situation vor vielen Jahren im Rotzloch, ebenfalls bei einer Schweizer Meisterschaft, als wir an der Luvtonne nur etwa 30 Meter zu weit weg fuhren, stehen blieben und das ganze Feld passieren lassen mussten (Kommentare damals: "Gege, hast du noch ein Zehnerle dabei?"). Aber auch anderen ging es ähnlich. Oskar Koch musste einen 11. Platz akzeptieren, Christoph Huber gar einen 14. Relativ konstant segelte Knut Viehweger mit seiner Frau Sabine und Heinz Kirchhoff mit den Plätzen 3, 4, 2 und 2. Damit setzte er sich knapp vor uns, wobei uns noch zwei Laufsiege gelangen, in Führung. Einfach war die Sache also nicht. Aber, was solls, Mund abputzen und weiter geht's. Entschädigt wird man ohnehin durch die herrliche Aussicht, wenn die H-Boote unter Spi bei strahlendem Sonnenschein auf die gleißenden Gletscher zulaufen. Nach dem Einlaufen gab es wieder den Apero mit Chips und Kirschen aus Oskis Garten, die allen wunderbar schmeckten. Da die Schweizer Segler am Freitagabend ihre Generalversammlung abhielten, machten wir uns zum Abendessen in die City auf. Wir fanden eine nette Osteria mit einer herrlichen Pasta und einem ausgezeichneten Rotwein. Damit klang ein wirklich langer Tag mit annähernd 12 Stunden auf dem Wasser gemütlich aus.
Am Samstag war Startbereitschaft auf 10 Uhr angesetzt. Die Thermik stellte sich aber erst gegen 11.30 Uhr ein, so dass wir zunächst etwas warten mussten. Der Wind stabilisierte sich und wehte mit 2 bis 4 Windstärken. So konnten noch die letzten 3 Wettfahrten bei herrlichem Sonnenschein durchgeführt werden, ein super Segeltag. Probleme hatte die Crew um Wettfahrtleiter Jan Schwitter nur mit dem Setzen der ersten Leetonne. Als Ersatztonne diente ein Schlauchboot, auf welchem eine ausgesprochen hübsche junge Dame die Ersatzbahnmarken-Flagge schwenkte und unser Erich es sich beim Runden nicht verkneifen konnte zu flirten und ihr zuzurufen, er habe noch nie eine so hübsche Ersatzboje gesehen.
Leider versemmelten wir klar in Führung liegend das Manöver an der ersten Luvtonne, so dass wir die Parade abnehmen mussten und Knut Viehweger den ersten Lauf für sich entscheiden konnte. Damit war im Grunde genommen die Schweizer Meisterschaft schon gelaufen. Wäre uns da ein besserer Rang als der 9. geglückt, hätten wir nochmals angreifen können. Spannend war das Rennen um den 2. Platz. Oskar Koch und wir waren am Ende punktgleich. Allerdings hatte ich das anders gesehen, da ich dachte, dass Oskar zwei Läufe gewonnen hat, was tatsächlich nicht der Fall war. In meiner ersten Depression habe ich mit Oskis Vorschoter Bruno noch um eine Flasche Wein gewettet, weil er meinte, dass wir tatsächlich Zweite wären. Diese Flasche habe ich aber gerne spendiert, nachdem das Ergebnis tatsächlich so herauskam. Nach Wettfahrtende wurde gleich ausgekrant. Sodann gab es wieder den Apero, diesmal mit feinstem Käse. Im Anschluss folgte eine gelungene Abendveranstaltung mit einem sehr schönen Menü und der Preisverteilung auf dem großen Balkon im ersten Stock des Clubhauses. Für die ersten drei Plätze gab es die obligatorischen Medaillen und für alle zur Erinnerung Necessaires mit entsprechenden Pflegemitteln und ein tolles Schweizer Werkzeug-Tool. Das Ganze war ausgesprochen stimmungsvoll mit den herrlichen Bergen im Sonnenuntergang. Natürlich musste Knut als Schweizer Meister noch ins Wasser. Er wehrte sich nach Kräften, hatte aber gegen die "Schweizer Bären", allen voran Bruno Schwab und Dario Bischoff, keine Chance.
Der Wettfahrtleitung um ihren Chef Jan Schwitter muss man ein großes Kompliment machen. Sie haben die Wettfahrten bei den teilweise schwierigen Verhältnissen hervorragend durchgezogen. Die Linien und die Kurse haben gestimmt. Die Länge ist vorgegeben, so dass wir immer so etwa 1 Stunde plus/minus gesegelt sind. Ein ganz herzliches Dankeschön gilt auch Didi und Walo Zach sowie ihren Helferinnen und Helfern, die sich reizend um die Seglerinnen und Segler gekümmert haben. Alle Wünsche wurden fast schon von den Augen abgelesen und immer erfüllt. Thun war also für uns eine Reise wert, nicht zuletzt auch deshalb, weil am Sonntagvormittag von der Schweizerischen Klassenvereinigung noch ein Weißwurstfrühstück offeriert wurde. Danach ging es dann entspannt wieder nach Hause.
Der Thunersee Yachtclub hat eine super Meisterschaft veranstaltet. Alle waren sehr zufrieden. Wir kommen bestimmt gerne wieder.
Gerhard Fuchs