Schleisegeln unter Idealbedingungen
Norddeutsche Meisterschaft 2014
„Unglaublich freundliche und lockere Menschen haben uns mit großer Gastfreundschaft empfangen und mit uns ein perfektes Wochenende verbracht!“ So fasste ein begeisterter Erst- Teilnehmer die Atmosphäre bei der Norddeutschen Meisterschaft der H-Boote im Arniser Segel Club (ASC) zusammen. Es war auch das Resümee aus zwei spannenden Wettkampftagen mit perfekten Regattabedingungen für 17 Skipper mit ihren Crews. Sie hatten aus ganz Deutschland den Weg in den hohen Norden gefunden und haben es sicherlich nicht bereut.
Unter Leitung von Kai Spranger hatte der ASC die Regatta mit fünf Wettfahrten ausgerichtet und perfekt organisiert. Aus allen Regionen des Landes kamen die Regattasegler am Freitag bis 22 Uhr nach Kappeln. An zwei Kränen war es möglich die Boote zügig ins Wasser zu setzen, die dann in den Hafen des ausrichtenden Vereins geschleppt wurden. Noch lange saß man in gemütlicher Runde zusammen.
Mit Stärken von 3 bis 5 Beaufort und strahlendem Sonnenschein hatten die Segler am Samstag nicht nur schönes, sondern auch gutes Wetter. Nach 45 Minuten Segelzeit wurde das Regattagebiet zwischen Arnis und Karschau erreicht. Der für 10:55 Uhr geplante Start verzögerte sich um 20 Minuten, da auf dem Startschiff „Onassis“ – einem 38-Fuß Trawler – noch kleinere technische Widrigkeiten zu bewältigen waren. Die erste Wettfahrt bei 4 Beaufort aus WSW gewann Helmut Claussen vom Wicking Yacht-Club Schleswig (WYC) vor dem Lokalmatador Thedje Anker (ASC) und Sillke Kinner aus Brandenburg.
Für die zweite Wettfahrt hatte der Wind aus konstanter Richtung auf 5 Beaufort aufgefrischt. Thedje Ancker gewann vor Peter Nürnberger von der Seglergemeinsachft Scharmützelsee (SGS) aus Bad Saarow und Helmut Claussen. Leider brach einem Segler in dieser Wettfahrt das Vorstag. Unterstützt von einem Begleitboot erreichte er sicher den Hafen. Ins Regattageschehen konnte er erst am Sonntag wieder eingreifen.
Die dritte Wettfahrt fand am Samstag bei 4 Beaufort aus WSW statt. Dirk Stadler vom Segel- und Ruderclub Simsee (SRS) gewann vor Thedje Anker und Helmut Claussen. Nach dieser Wettfahrt ging es um 17 Uhr bei herrlichem Wetter und 20 Grad Lufttemperatur in den Hafen zurück. Die Hafenmanöver gestalteten sich besonders für die auswärtigen Segler interessant. An der Schleibrücke setzte eine starke Gegenströmung, die nicht durch die Gezeiten entsteht, sondern durch den Westwind, der das Wasser aus der Schlei drückt. Wenn es dann zurückfließt, entsteht an der Engstelle bei der Brücke eine Düse. Beim Anlegen wurde es manchem Segler so etwas schwer, die angepeilte Box auf Anhieb zu treffen. Die resultierenden Manöver bezeichnete ein Segler als „unterhaltsames Hafenkino“. Nach dem Festmachen erwartete alle Segler unter dem Regatta-Motto „Sonne, Wind und Fischbrötchen“ eine Stegparty mit einer großen Auswahl an Fischbrötchen und frischem Fassbier. Der Organisator Kai Spranger war unermüdlich um das Wohl der Teilnehmer bemüht. Grade noch auf dem Startschiff, kümmerte er sich nun um perfekte Organisation am Steg.
Nahtlos ging es zum Abendprogramm über. Im Clubhaus des ASC bildeten ein Buffet und ein unterhaltsames Jazz-Quartett einen tollen Rahmen für Geselligkeit, Fachsimpeleien, Seglerlatien und das ein oder andere Bier.
Am Sonntag war die Startbereitschaft auf 10: 25 Uhr terminiert. Pünktlich zum wirklichen Start um 10:45 Uhr kam konstanter Wind aus SW mit 3 Beaufort auf, der den ganzen Tag durchhalten sollte. In der ersten Wettfahrt wiederholte Dirk Stadler seinen Sieg aus der dritten Wettfahrt am Samstag vor Helmut Claussen auf dem zweiten und Thilo Beuster von der SGS auf dem dritten Platz. Der Sieg in der letzten Wettfahrt ging an Helmut Claussen vor Philipp Ulher aus dem Chiemsee-Yacht-Club (CYC) und Marvin Gallinger vom Berliner-Yacht Club (BYC). Damit stand das Gesamtergebnis fest: Norddeutscher Meister wurde Helmut Claussen (WYC) vor Thedje Ancker (ASC) und Dirk Stadler (SRS).
Nachdem alle Teilnehmer innerhalb von nur 60 Minuten gekrant werden konnten, nahm der ASC-Vorsitzende Peter Boltz die Siegerehrung vor. Für den Sieg gab es einen Wanderpokal. Der drittplatzierte Dirk Stadler aus Starnberg und Philipp Ulherr vom Chiemsee bekamen für die weitesten Anreisen je eine Hackenposche (Einkaufstrolly) als Ehrenpreise.
Zur Siegerehrung gab es noch Grillwürstchen und frisches Bier, damit niemand hungrig und durstig auf den Heimweg musste. Die Gastlichkeit ließ Dirk Stadler vermuten, dass als er schon wieder in München war, die letzten Segler immer noch bei einem letzten Glas in Kappeln verweilten.
Nach übereinstimmender Meinung der Segler war die Veranstaltung sowohl durch Kai Spranger und sein Team als auch die Wettfahrtleitung um Walter Sperlich perfekt organisiert. Die Regattastrecke wurde in langen Bahnen ausgelegt, die pro Lauf deutlich über eine Stunde Segelzeit ermöglichten. Obwohl das Feld meist dicht beieinander lag, segelten die Teilnehmer sehr fair. Die Berufsschifffahrt spielte auch in diesem Jahr wieder keine Rolle für die Meisterschaft. Auch aus sportlicher Sicht hat die Regatta den Teilnehmern trotz, oder vielleicht grade wegen der körperliche Anforderungen viel Spaß bereitet. Wie es eine Vorschoterin formulierte, die zum ersten Mal nicht auf einem reinen Binnenrevier segelte: „Man hat richtig gemerkt, dass Segeln doch auch Sport ist!“
Keiner der auswärtigen Segler hat die Anreise bereut. Der ASC hofft auf eine erneute Teilnahme aller Gäste auch im kommenden Jahr. Vielleicht lassen sich ja auch weitere H-Boot-Segler von den begeisterten Berichten anlocken. Alle die 2014 nicht dabei waren haben etwas verpasst.
Markus Spiecker