Peter Zauner Gewinnt Kieler Woche im Ersten Anlauf
Nur neun H-Boote hatten in diesem Jahr zur Kieler Woche gemeldet. Nur sieben waren dann auf der Förde wirklich am Start. Wo waren sie alle, die H-Boot Cracks aus nah und fern? War es zu warm oder zu weit? Über die Ursache lässt sich nur spekulieren. Die komplette Abwesenheit der skandinavischen Flottenkameraden mag in der nur wenige Tage später stattfindenden Dänischen Meisterschaft begründet liegen. Aber die Freunde aus Deutschland, Holland, Österreich???
Schon beim Eintreffen fiel die gute Organisation auf. Für das Einkranen stand ausreichende und flexible Unterstützung bereit, sodass keinerlei Komplikationen entstanden. Auch die Registrierung war in Minuten erledigt. Wie ein Teilnehmer bemerkte: „Ich habe noch nie eine so entspannte Organisation bei einer Regatta erlebt.“
Die H-Boote segelten in diesem Jahr auf der Bahn Foxtrott, die vom Norddeutschen Regatta Verein aus Hamburg souverän betreut wurde. Um die Bahn zu erreichen, war eine Anfahrt von rund 45 Minuten und das kreuzen des Schifffahrtsweges nötig – durchaus ungewohnt für einige Binnenlandsegler. Die Kollisionsverhütungsregeln wurden von den Teilnehmern auf dem Anmarsch zur Regattabahn so interpretiert, dass sie prinzipiell hinter den Berufsschiffen deren Kurs kreuzten. Sicher ist sicher.
Bei Windstärken um 2 bis 3 Bft., die in Böen auch mal auf Bft. 5 auffrischten, konnten zehn Wettfahrten gesegelt werden. Allerdings herrschte auch an einem Vormittag Flaute, die keine Wettfahrt ermöglichte und die letzte Wettfahrt wurde als „Zieltreiben“ beschrieben. Das tat der Spannung jedoch keinen Abbruch.
In allen Wettfahrten wurde deutlich, dass die Teilnehmer leistungsmäßig doch dicht beieinander lagen. Abstände betrugen durchgehend nur wenige Bootslängen. Das forderte die Wettfahrtleitung heraus, die beim Zieleinlauf entscheiden musste, wer um nur wenige Zentimeter vorne lag. Fünf der sieben Teilnehmer konnten im Verlauf der vier Regattatage mindestens eine der Wettfahrten für sich entscheiden. Der Fünftplatzierte liegt in der abschließenden Rangliste nur 10 Punkte hinter dem Sieger.
Die Entscheidung über den Gesamtsieg blieb bis zur letzten Wettfahrt spannend. Jeder der drei Führenden hatte den Sieg schon in greifbarer Nähe. Schon in der Startphase wurde taktiert und gekämpft. Das war auch am Ende entscheidend, denn zwei der drei Wettbewerber um den Sieg errangen in diesem Kampf je zehn Punkte durch Frühstart (OCS).
Gesamtsieger wurde bei zwei Streichern die Mannschaft um Peter Zauner Yacht-Club Seeshaupt (YCSS) mit insgesamt vier Siegen, zwei dritten und zwei vierten Plätzen. Auf dem zweiten Platz folgt Helmut Claußen vom Wiking Yacht Club (WYC) und Crew mit drei Siegen einem zweiten, zwei dritten und zwei vierten Plätzen. Den dritten Platz in der Gesamtwertung errang Peter Späth mit seiner Familie vom Essener Turn- und Fechtklub (ETUF) mit einem Sieg, vier zweiten, einem vierten und zwei fünften Plätzen.
In allen Wettfahrten wurde sehr fair gesegelt – auch Klassenübergreifend. Die H-Boote teilten sich die Bahn Foxtrott unter anderem mit den J/24, die mit fünf Minuten Vorsprung starteten. Dadurch liefen die führenden H-Boote auf die letzten J/24 auf. IN der letzten Wettfahrt kam es dann zu einer Situation, dass die letzte J/24 bei einem Bestehen auf ihrem Wegerecht die um den Sieg kämpfenden H-Boote sehr behindert hätte. Die Crew der J/24 wendete jedoch, um den Kamp zwischen den H-Booten nicht zu beeinflussen. Das ist fairer Sportsgeist.
Auch an Land war es einfach viele Kontakte über die Klassengrenzen hinweg zu knüpfen oder zu erneuern. Jeden Abend traf man sich in Schilksee im Veranstaltungszelt bei Live-Musik und Verpflegung zum zünftigen Austausch von Seemannsgarn.
Mehrere Teilnehmer betonten, dass die hervorragend organisierte Regatta in Zukunft hoffentlich wieder mehr Teilnehmer anzieht. Der am Starnberger See beheimatete Sieger Peter Zeuner ist Beleg dafür, dass sich auch eine weite Anreise sportlich lohnen kann.
Markus Spiecker