Souveräner Sieg bei wenig Wind
Eine perfekte Organisation, ein souveräner Sieger und nicht zuletzt das Warten auf den Wind bei hervorragendem Wetter prägten die Internationale Deutsche Meisterschaft der H-Boote auf dem Chiemsee. Der fehlende Wind komprimierte die Wettfahrten auf zwei Tage. Trotzdem konnte Lars Bähr vom Segel Club-Aegir 1921 (SCA 1921) mit vier ersten Plätzen bei einem Streicher seinen Titel als Internationaler Deutscher Meister der H-Boote aus dem Vorjahr eindrucksvoll verteidigen.
Bereits seit dem Wochenende trudelten die Teilnehmer nach und nach am Chiemsee ein. Auch ohne Segeln ein reizvolles Stück Bayern, das dazu einlädt, den Regattaaufenthalt um ein paar erholsame Tage zu verlängern. Von den 50 Regattateilnehmern kam mit 45 Seglern die überwältigende Mehrheit von auswärts aus dem Rest von Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich. Durch das frühe Eintreffen der ersten Teilnehmer, konnte auch frühzeitig das Kranen der Boote beginnen. Die Liegeplätze im Hafen warteten gut markiert auf die Segler.
Der Mittwoch war als Vermessungstag vorgesehen. Nach dem Einkranen der letzten Regattateilnehmer und einer problemlosen Vermessung, wurde die Internationale Deutsche Meisterschaft der H-Boote 2015 vom Vorsitzenden des Chiemsee Yacht Club (CYC) Hannes Hubert-Reh uns einigen Honoratioren offiziell eröffnet. Ein zünftiges Spanferkelessen am Eröffnungsabend schuf die kulinarische Basis für die Regattatage. Leider verliefen die zunächst weniger dynamisch, als erhofft.
Startbereitschaft war am Donnerstag für 13:30 Uhr angekündigt. Das hochklassig besetzte Feld mit acht Seglern aus den Top-Ten der DHK-Rangliste und mehreren ehemaligen Deutschen Meistern, drängte sich ungeduldig an der Startlinie. Der Drang endlich zu starten führte zu drei Frühstarts, bevor der vierte Startversuch dann unter Black Flag gelang. Leider wurde die Flotte mit einem ausgedehnten Windloch konfrontiert, auf das ein starker Winddreher folgte. Da zudem deutlich wurde, dass die Wettfahrt in der vorgegebenen Zeit nicht mehr beendet werden konnte, wurde das Rennen auf der Zielkreuz abgebrochen. Weitere Wettfahrten wurden am Donnerstag auf Grund der Windsituation nicht mehr versucht. Die einlaufenden Segler wurden im Hafen wie an jedem Abend mit Freibier und einer stärkenden Brotzeit empfangen.
Begleitende Familienmitglieder haben nicht gelangweilt am Ufer gesessen. Währen einige sich bei in Clubnähe gelegenen Outlet-Stores mit neuer Garderobe versahen, besichtigte eine andere Gruppe am Donnerstag in Begleitung von der Organisatorin Anneliese Köhle die Fraueninsel mit Torhalle und Kloster.
Am Donnertagabend folgte zunächst die Hauptversammlung der Klassenvereinigung, bei der Peter Zauner als Nachfolger von Dirk Stadler als Sportwart in den Vorstand gewählt wurde. Nach diesem eher formellen Teil folgte die Feier des 60. Geburtstages von Dirk Stadler. In guter bayrischer Tradition wurde der Jubilar von Siegfried Merk gederbleckt, bevor Walter Pulz und einige andere Freunde den Jubilar mit einigen persönlichen Gstanzeln musikalisch ehrten. Eine „Geburtstagstorte“ unter anderem aus Frikadellen und Radieschen stärkte die Geburtstagsgesellschaft.
Am Freitag verhielt sich der Wind gänzlich unkooperativ. Zwar lief die Flotte zweimal aus dem Hafen aus, aber es kam zu keiner Wettfahrt.
In die Feldwieser Bucht nahe der Fraueninsel wurde die Bahn am Samstag verlegt. Nachdem ein frisch aufgebrister Wind zunächst Hoffnung machte, brach dieser schon auf der langen Anfahrt zusammen. Wer über die rechte Seeseite versuchte zum Startgebiet zu kommen, blieb dort in der Flaute liegen und musste zum Start geschleppt werden. Hierfür standen schnell Motorboote zur Verfügung, doch eine Startverschiebung war die Folge der Verspätung. Kurz nach dem Start veränderte ein starker Linksdreher die Windverhältnisse so sehr, dass ein Teilnehmer sogar den Spi zog. Der Dreher und ein weiteres Abflauen des Windes führten zum Abbruch auch dieser Wettfahrt.
Das ganze Regattafeld segelte wieder zurück in den Westen des Chiemsees, wo eine neue Bahn in der Nähe der Herreninsel ausgelegt wurde. Auch hier herrschten schwierige Windbedingungen bei 2 Beaufort aus östlicher Richtung, aber es konnten vier Wettfahren zügig hintereinander gesegelt werden. Damit war das Zustandekommen einer Meisterschaft gesichert.
Bereits in der ersten Wettfahrt setzte Lars Bähr (SCA 1921) mit seinem Sieg ein Zeichen. Auf dem zweiten Platz folgte Dirk Stadler vom Segel- und Ruderclub Simsee (SRS) vor dem Lokalmatador Werner Fritz (CYC). Damit hatten drei ehemalige Deutsche Meister die Wettfahrt unter sich entschieden. In der zweiten Wettfahrt siegte erneut Lars Bähr (SCA 1921), dieses Mal vor der vierköpfigen Familiencrew von Peter Nürnberger von der SG Scharmützelsee (SGS) und Robert Huber von Deutschen Touring Yacht-Club (DTYC). Der dritte Lauf brachte auch den dritten Sieg von Lars Bähr (SCA 1921) und damit so etwas wie eine Vorentscheidung. Ihm folgten Peter Teschemacher (DSC) auf Platz zwei und Werner Fritz (CYC) erneut auf dem dritten Platz. Beim letzten Lauf des Tages konnte Werner Fritz (CYC) den Sieg erringen. Zweiter wurde Thilo Beuster (SGS), Dritter Micki Liebl vom Münchner Yacht Club (MYC). Das dreigängige eingedeckte Abendmenü mit Pouladenbrust und Schokoladensoufflé beim anschließenden Festessen, hatten sich alle bei schwierigen Schwachwindverhältnissen ehrlich ersegelt. Nach dem Essen war dann doch wieder genug Energie für eine ausgedehnte Feier bei DJ-Musik und guter Laune vorhanden.
Am Sonntag, dem letzten Tag der Meisterschaft, wurde die abschließende fünfte Wettfahrt taktisch entschieden. Wer sich bei nur noch 1 bis 2 Windstärken aus Ost für einen Start nach links entschied, hatte schon verloren. Erneut gab es einen starken Dreher auf der Startkreuz, doch diese Wettfahrt wurde fortgesetzt. Es gewann erneut Lars Bähr (SCA 1921) vor Peter Zauner vom Yacht-Club Seeshaupt (YCSS) und Martin Metzing vom Potsdamer Yacht Club (PYC).
Unangefochtener Deutscher Meister wurde damit der Titelverteidiger Lars Bähr (SCA 1921) aus Berlin mit einem sagenhaften Vorsprung von 16 Punkten Unterschied auf den Zweitplatzierten. Vize-Meister wurde Lokalmatador Werner Fritz vom gastgebenden Chiemsee Yacht Club (CYC). Den insgesamt dritten Platz ersegelte Micki Leibl vom Münchner Yacht Club (MYC).
Die zahlreichen Teilnehmer fuhren in dem Gefühl eine gelungene Veranstaltung erlebt zu haben nach Hause. Der sportliche Teil war unter schwierigen Windverhältnissen so gut organisiert, dass eine Meisterschaft mit einem Streicher gesegelt werden konnte. Der gesellige Teil rundete mit gut organisierten Abendveranstaltungen, leckerem Essen und bester Laune die Meisterschaft ab.
Der Dank aller gilt der Regattaleitung um Josef Resch und den Organisatoren aus dem Chiemsee Yacht Club für eine perfekt organisierte und rundherum gelungene Veranstaltung.
Markus Spiecker im Interview mit Lars Bähr, Philipp Ullherr und Walter Pulz.