Dänische Erfolge bei der Norddeutschen Meisterschaft
Schlei
Das Wetter in der abgelaufenen Woche kündigte es schon an: bestes Spätsommerwetter erwartete die Segler zur Norddeutschen Meisterschaft der H-Boote an der Schlei. Geladen hatte wieder der Arniser Segel Club (ASC) und 19 Segler aus ganz Deutschland und Dänemark waren dem Ruf gefolgt. Teilweise weite Fahrten (zum Beispiel vom Chiemsee quasi einmal längs durch die Republik) und die Bewältigung des Herbstferienverkehrs in Nordrhein-Westfalen und Hamburg veranlassten einige Teilnehmer schon frühzeitig anzureisen. Für die Frühankömmlinge wurde noch am Freitagnachmittag ein Motorbootausflug organisiert, bei dem man die Schönheit der Schlei auch ohne Windbeobachtung und Regattataktik genießen konnte.
Am Samstagmorgen begrüßte bewölktes Wetter mit leichtem Wind die Segler. Letzterer sollte sich im Verlauf des Tages auf zwei bis drei Beaufort aus östlichen Richtungen aufbauen. Die Regattaflotte segelte nach dem Ablegen zunächst gemütlich von Kappeln an Arnis vorbei ins Regattagebiet. Da für Sonntag eher schwächerer Wind vorhergesagt war, sah die Wettfahrtleitung von Anfang an für Samstag vier Wettfahrten vor. Um 11 Uhr ging es mit dem ersten Start planmäßig los. Wie bei allen Wettfahrten war die Bahn zwei Mal zu umrunden. Am schnellsten gelang das Michael Leuenberg vom Segel Club Aegir (SCA), der die Wettfahrt für sich entschied. Auf den zweiten Platz segelte Bernd Zimmermann vom Tegeler Segel-Club (TSC) vor Philipp Ullherr vom Chiemsee Yacht Club (CYC) an dritter Position. Sie ließen die sicherlich favorisierten teilnehmenden Weltmeister, Vizeweltmeister und Lokalmatadoren teilweise deutlich hinter sich.
Nach der rund einstündigen ersten Wettfahrt folgte sogleich die zweite. Hier fuhr der amtierende Weltmeister Claus Høj Jensen vom dänischen Holbaek Sejlklub (HS) den Sieg nach Hause - vor seinem Landsmann Morten Nielsen vom Roskilde Sejlklub (RS) und Dirk Stadler vom Segel- und Ruderklub Simsee (SRS).
In Anbetracht einer vorhergesagten Abnahme der Windstärke wurden alle vier Wettfahrten schnell nacheinander gestartet. Die dritte folgte sogleich. Noch hatte sich kein Favorit herauskristallisiert. Auch die dritte Wettfahrt entschied Claus Høj Jensen (HS) für sich. Mit den beiden ersten Plätzen lag er zu diesem Zeitpunkt auch in der Gesamtwertung an der Spitze, aber noch weitere Teilnehmer lauerten dicht dahinter. Den zweiten Platz im dritten Lauf belegte Morten Nielsen (RS) vor Thomas Kausen vom Berliner-Yacht Club (BYC) auf der dritten Position.
In der vierten und letzten Wettfahrt am Samstag fuhr Dirk Stadler (SRS) den Sieg ein. Ihm folgte Morten Nielsen (RS) mit seinem dritten zweiten Platz des Tages und Thomas Kausen (BYC) erneut auf dem dritten Rang.
Häufige Winddreher und der für die meisten Teilnehmer ungewohnt Strom würfelten das Regattafeld wiederholt durcheinander. Ehe man sich versah, konnte man auf der Kreuz ein paar hundert Meter oder fünf bis sechs Plätze gegenüber den Wettbewerbern einbüßen. So konnte auch ein fünffacher Weltmeister plötzlich an 16. Stelle durchs Ziel gehen. Im Gegensatz zu manchen anderen Regatten, war keine Wettfahrt bereits an der ersten Bahnmarke entschieden. Selbst auf den eher ruhigen Vorwindkursen kam es wiederholt zu engen Positionskämpfen.
Nach vier spannenden Wettfahrten ging es zurück in den Hafen, wo die schon traditionelle Stegparty bei Fischbrötchen und Fassbier auf die Regattateilnehmer wertete. Vier Wettfahrten boten reichlich Gesprächsstoff, bevor man sich für die Abendveranstaltung frisch machte.
Das Seglerfest am Abend wurde kulinarisch bestens von der Crew der Restauration „Landgang“ im Heim des ASC betreut. Die Musik kam von der Band des St. Nikolaiheim Sundsacker. Fast fünf Stunden ununterbrochene Live-Musik sorgte für Stimmung und Tanzwut unter den Seglern. Zahlreiche Musikwünsche von Marius Müller-Westernhagen bis zur Spider Murphy Gang wurden erfüllt. Vereinzelte Wünsche nach Helene Fischer konnten sich jedoch nicht durchsetzen.
Am Sonntag grüßte zunächst die Sonne, bevor sich eine dichte Nebelwand mit einer Sichtweite unter 50 Meter über den Hafen legte und jegliche Form von Wind verschwinden ließ. Daraufhin wurde um 11 Uhr die Regatta abgeschossen, denn mit der weiten Anfahrt zum Regattagebiet und der letzten Startmöglichkeit um 13 Uhr war eine weitere Wettfahrt nicht mehr möglich.
Gesamtsieger und damit Norddeutscher Meister wurde der Morten Nielsen (RS) aus Dänemark vor dem Alt-Meister Dirk Stadler (SRS) und Claus Høj Jensen (HS) ebenfalls aus Dänemark. Der zweimalige Vize-Weltmeister Dirk Stadler bewies zum Ende seiner angeblich letzten Regatta-Saison eindrucksvoll, dass er sich immer noch vor keiner Konkurrenz zu scheuen braucht, indem er sich vor dem fünffachen und amtierenden Weltmeister Høj Jensen und hinter dem dreifachen Weltmeister Nielsen platzierte.
Nach der Siegerehrung stärkten sich die meisten noch bei Bratwurst vom Grill und Bier für die Heimfahrt.
Im Gegensatz zu einigen ebenfalls hochkarätigen Regatten der jüngeren Vergangenheit fiel auf, dass alle Wettfahrten ohne Frühstarts gelangen und Sanktionen wie die Black Flag unterbleiben konnten. Zu jeder Zeit wurde trotz des natürlichen Ehrgeizes sportlich fair gesegelt. Auch in diesem Jahr spielte die Berufsschifffahrt keine Rolle für die Meisterschaft.
Der Arniser Segel Club war einmal mehr ein hervorragender Gastgeber mit perfekter Organisation. Wie es ein Regattateilnehmer formulierte: „ Man merkte richtig, dass auch das Organisationsteam und die Wettfahrtleitung um Kai Spranger trotz der vielen Arbeit sehr viel Spaß hatte.“ Wer jetzt Lust bekommen hat: die nächste Norddeutsche Meisterschaft findet vom 1. bis zum 3. Oktober 2016 statt.
Vielen Dank an Oliver Draude, dessen ausführliche Schilderung eine Grundlage für diesen Artikel ist.
Markus Spiecker