IDM 2016 – Segeln mit Welle und reichlich Wind
Der Yachtclub Ruhrland Essen (YCRE) zeichnete in diesem Jahr für die Durchführung der Internationalen Deutschen Meisterschaft der H-Boote verantwortlich. Wer jedoch Kurs auf den Baldeneysee in Essen nahm, lag falsch. Gesegelt wurde zwischen dem 29. Juni und dem 2. Juli bei den holländischen Freunden vor Medemblik auf dem Ijsselmeer. Es war eine kluge Entscheidung, die Meisterschaft hierhin zu verlegen. So stand auf dem anspruchsvollen Revier ausreichend „See“Raum zur Verfügung und von gutem Wind war auszugehen. An allen Wettkampftagen blies er um die 5 Windstärken. In Böen frischte er auch schon mal bis zu 7 Beaufort auf
29 Teilnehmer aus Deutschland und den Niederlanden hatten für die Regatta gemeldet. Nach zügigem und – wie es Teilnehmer betonten - im Vergleich zu anderen Veranstaltungen entspannten Einkranen und Vermessen lagen Fallen und Schoten klar. Es konnte losgehen! Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des veranstaltenden YCRE Hans-Walter Fink, ging es am Donnerstag aufs Wasser.
Schon in der ersten Wettfahrt entwickelte sich ein spannender Fight zwischen dem Titelverteidiger Lars Bähr vom Tegeler Segel-Club (TSC) und dem ehemaligen Weltmeister und mehrfachen Vize-Weltmeister Hans Peulen von der Roermonder Roei- en Zeilvereniging (M&R). Bähr konnte einen Vorsprung von rund 100 Metern herausfahren, doch auf der Kreuz holte Peulen wieder auf. Bähr verteidigte seinen Vorsprung vor dem Wind und durch geschicktes Taktieren und ging als erster vor Peulen über die Ziellinie. Auf dem dritten Platz folgte Hans-Walter Fink (YCRE), der nicht nur organisatorisch bei dieser Meisterschaft das Ruder fest in der Hand hatte, sondern es sich auch nicht nehmen ließ, an allen Wettfahrten teilzunehmen.
Bei der zweiten Wettfahrt traten andere Teilnehmer ins Rampenlicht. Sieger wurde Christoph Zander vom Essener Turn- und Fechtclub (ETUF). Ihm folgte auf dem zweiten Platz der Westdeutsche Meister Gerhard Miethe vom Segel-Club Sorpesee Iserlohn (SSCI). Den dritten Platz errang Erich Offermanns vom Aachener Bootsclub Rursee (ABC). Den dritten Lauf beschloss Knut Viehweger vom Yachtclub Lörick (YCL) als Sieger. Ihm folgten Lars Bähr (TSC) auf dem zweiten und Thilo Beuster von der Seglergemeinschaft Scharmützelsee (SGS) auf dem dritten Platz.
Am Abend des ersten Wettfahrttages gab es ein sehr leckeres Grill-Büffet im speziellen BBQ-Bereich des Restaurant im Regattacenter auf die hungrigen Segler. Grade lagen die ersten Köstlichkeiten vom Grill auf den Tellern, als ein Alarm die Esser aufschreckte. Was war passiert? Im überdachten Bereich hatte ein Rauchmelder Alarm ausgelöst, weil der Grillmaster wohl zu viel Rauch erzeugt hatte. Die Sirene wurde schnell abgestellt und der Abend konnte entspannt bei reichlich Flüssigkeitszufuhr gegen zwei Uhr in der Nacht ausklingen.
Am zweiten Wettkampftag hatte der Wind noch weiter aufgefrischt. Vereinzelte Steuerleute und Vorschoter fühlten sich nicht sicher genug und bleiben an Land. Die drei Wettfahrten des Freitag machten Lars Bähr (TSC), Hans Peulen (M&R) und Knut Viehweger unter sich aus. Dabei ersegelte Bähr zwei Siege und einen zweiten Platz. Peulen verbuchte einen Sieg, eine zweiten und einen dritten Platz. Knut Viehweger erreichte zwei dritte und einen zweiten Platz. Außerdem bewies Viehweger, dass er nicht nur ein guter Segler, sondern auch ein bemerkenswerter Sports- und Seemann ist. Als auf einem Spikurs von einem vorausfahrenden Boot der Vorschoter über Bord ging, wurde mal eben der Spi geborgen und der Mann quasi im Vorbeifahren mit kurz killenden Segeln an Bord genommen. Selbstverständlich quittierte das Schiedsgericht dieses sportlich faire Verhalten mit der notwendigen Wiedergutmachung. Der Abend des zweiten Wettkampftages war ausgefüllt mit der Hauptversammlung der Deutschen H-Boot Klassenvereinigung, die ebenfalls im Regattacenter abgehalten wurde und traditionell während der IDM stattfindet.
Die beiden letzten Läufe der IDM wurden am Samstag gesegelt. Auch wenn Bähr, Peulen und Viehweger das Geschehen am Freitag dominierten, so gelangten am letzten Wettkampftag auch andere Teilnehmer noch zu Ehren. Philipp Ulherr vom Chiemsee Yachtclub (CYC) gewann die insgesamt siebte Wettfahrt vor Andreas Kunze vom Münchner Yacht Club (MYC) und Lars Bähr (TSC). Die abschließende achte Wettfahrt gewann Lars Bähr (TSC) vor Philipp Ullherr (CYC) und Hans Peulen (M&R).
Gesamtsieger der Internationalen Deutschen Meisterschaft der H-Boote wurde Lars Bähr (TSC). Mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung wurde er nach 2014 und 2015 zum dritten Mal in Folge deutscher Meister der H-Boote. Auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung folgt Hans Peulen (M&R) vor Knut Viehweger (YCL) auf einem hervorragenden dritten Platz.
Geselliger Höhepunkt der IDM war wie immer der Galaabend am Samstag. Da alle 8 Wettfahrten bereits absolviert waren, konnte der Sonntag als Reservetag entfallen und somit die Gala am Samstagabend von allen Teilnehmern ganz entspannt genossen werden. Ort der Gala war das Restaurant im Hotel Medemblik, wo ein sehr schönes Saal-Ambiente auf die Gäste wartete. Die langen Tische waren festlich eingedeckt und es entwickelte sich schnell eine erwartungsfrohe, lockere Stimmung.
Hans-Walter Fink als Veranstaltungsleiter eröffnete die Gala zunächst mit wenigen Worten als Begrüßung und wies darauf hin, dass der Veranstalter beim Zeitrahmen sehr wohl das Viertelfinale der Fußball-EM zwischen Deutschland und Italien bedacht hatte.
Nach mehreren Gängen des sehr wohlschmeckenden Menüs, das von den freundlichen Bedienungen zusammen mit laufend nachgeschenkten Getränken serviert wurde und dem Hauptgang vom Büffet begann Hans-Walter Fink mit der Siegerehrung. Vorab dankte er den Helfern, die ihn während der Tage der Meisterschaft unterstützt hatten.
Neben dem neuen und alten Deutschen Meister sowie dem Zweit- und Drittplatzierten wurden Ehrenpreise an die weiteren Boote bis Platz 10 verliehen. Zusätzlich gab es Sonderpreise, unter anderem für das Boot NED 77 unter Jeroen Happe, der alle Wettfahrten beendete und –wie Hans-Walter Fink launig anmerkte- das gesamte Feld “immer vor sich her trieb”! Einen Sonderpreis erhielt auch Knut Viehweger für seine spontane Rettungsaktion des Vorschoters vom voraussegelnden Boot, ohne dabei an seine Platzierung gedacht zu haben.
Nach Dessert und Abschiedsworten endeten Gala und IDM offiziell. Das pünktliche Ende führte zum Run zurück zum Regattacenter, wo im BBQ-Bereich auf einer großen Leinwand die TV-Übertragung des EM-Spiels Deutschland – Italien gezeigt wurde. Das hochspannende, für Deutschland erfolgreiche Elfmeterschießen krönte ein schönes Seglerwochenende.
Für viele Teilnehmer waren der starke Wind und das Segeln mit der ijsselmeertypischen kurzen Welle eine besondere Herausforderung. Ein Starkwindtrimm des Rigg und ein ständiges Nachtrimmen der Segel trug unter den gegebenen Voraussetzungen wesentlich zum Erfolg bei. Teilweise waren die Segel oben und unten unterschiedlich zu trimmen. Natürlich konnte man die Wellen durch geschicktes Aussteuern in entscheidenden Momenten nutzen um zusätzlichen Vortrieb erreichen und so einige Meter Vorsprung gewinnen.
Das Leistungsniveau der teilnehmenden Segler wies keine großen Unterschiede auf. Sowohl in der Spitzengruppe, als auch im Mittelfeld wurde sehr dicht gegeneinander gesegelt. Bis zum Zieleinlauf waren jederzeit Positionswechsel möglich.
Einhellig lobten die Teilnehmer die gut ausgelegte Regattabahn rund einen Kilometer vor Medemblik. Landorganisation, Wettfahrtleitung und Rahmenprogramm erhielten viel Lob und Beifall. Es bleibt für 2017 zu hoffen, dass wieder mehr Teilnehmer den Weg zur IDM finden.
Die Autoren Markus Spiecker und H.E. Wülfing danken Lars Bähr und Knut Viehweger für ihren Input zu diesem Artikel.
Fotos: Marion Weinberg