Dr.-Günter-Sparr-Gedächtnispreis
Nichts für schwache Nerven
Der amtierende Deutsche Meister Lars Bähr mit seinem Team Leif Bähr und Felix Krabbe hat den Dr.-Günter-Sparr-Gedächtnispreis auf dem Wannsee knapp gewonnen. Den Sieg errangen sie auf der letzten Vorwindstrecke der mit Drehern von 50 Grad besonders chaotischen fünften und letzten Wettfahrt, als sie nah an der Insel Schwanenwerder einen Windstreifen aus der richtigen Richtung mitbekamen und sich so an die Spitze setzen konnten. Geholfen hat ihnen zudem, dass das Ziel direkt ans Leegate vorverlegt worden war.
Dabei musste das Team Bähr (Tegeler Segel-Club) auch eine Frühstartdisqualifikation in der 3. Wettfahrt verkraften und durfte sich keinen Streicher mehr leisten. Doch mit beeindruckenden drei ersten und einem zweiten Platz zeigte das Team erneut seine Klasse bei den dieses Mal besonders schwierigen Wannsee-Bedingungen.
Auf Platz zwei kamen mit einem Punkt Rückstand Holger Köhne, Jan Köhne und Sven Ulrich. Sie hatten bis zur letzten Wettfahrt mit dem Team Bähr punktgleich mit gutem Vorsprung vor den Nächstplatzierten gelegen. Wer von den beiden Teams in der letzten Wettfahrt die Nase vorn haben würde, sollte Gesamtsieger werden. Das Team Köhne (Potsdamer Yacht Club) hatte dann den sich als entscheidend herausstellenden Vorwindkurs mit seinen starken Windschwankungen knapp gegen das Team Bähr verloren.
Von vielen unbemerkte Bahnabkürzung
Wir (Sven Hansen, Thorpen Schult und Finja Schult, Pro Sport Berlin 24) waren an der letzte Luvtonne noch als Erste gewesen, blieben aber vorwinds zeitweilig in einem Windloch hängen. Später bekamen wir dann wie viele andere auch die Bahnabkürzung samt Zieldurchgang am Leegate nicht mit. Umso verwunderter waren wir, als bei Annäherung an die ursprünglich gedachte Ziellinie plötzlich die Tonne und die blaue Flagge verschwanden und uns zunächst orientierungslos zurückließen.
Wir waren von uns unbemerkt schon am Leegate als vierte gezeitet worden, einen Platz hinter Vorjahressieger Bernd „Bommel“ Zimmermann mit seinem Team Roderic Franzheld und Florian Schober. Sie hatten aber insgesamt einen Punkt mehr auf dem Konto, so dass wir insgesamt dritte — und damit Berichtschreiber und Sherry-Trinker (Dank dafür!) — und das Team Zimmermann vierte wurden.
Die Kommunikation der Wettfahrtleitung von der Seglerveinigung 1903 Berlin (SV03) — vor allem die schwach röchelnde Akkustik — war sicher verbesserungswürdig. Dabei hatte Wettfahrtleiter Thomas Strasser, der selbst H-Boot-Segler ist und im September auch die Deutsche Meisterschaft unserer Klasse leiten wird, mit seinem Team angesichts der Windbedingungen einen verdammt schwierigen Job.
Bei Windstärken von 3-4 am Samstag, an dem Strasser richtigerweise gleich vier der fünf Wettfahrten segeln ließ, und Wind um 2 am Sonntag machten die starken Dreher das Auslegen der Regattabahn mindestens so schwierig wie dessen optimales Absegeln. Bei der zweiten Wettfahrt bekamen viele auf der Zielkreuz erst spät mit, dass das Ziel weit nach links verlegt worden war. Die Zielverlegung war am Gate nicht angezeigt worden und der Wind hatte längst wieder zurückgedreht, so dass die Verlegung auch nicht unbedingt naheliegend war.
Über die letzte Wettfahrt „wollen wir gar nicht reden“
Immerhin fügte es sich bei der letzten Wettfahrt — „über die wir gar nicht reden wollen“ — so Strasser bei der Preisverleihung, dass nicht auch etwa noch Fährschiffe durch die quer zur ihrer Route liegende Startlinie fuhren. Auch das ist am Wannsee möglich.
Das mit 16 Boote im Vergleich zum Vorjahr erfreulich starke Feld lag meist recht dicht zusammen. Jeder größere Dreher, der einen falsch erwischte, konnte einen stark zurückwerfen. Umgekehrte Fälle gab es aber auch. So rundeten wir etwa in der 3. Wettfahrt nach einer missratenen Startkreuz als letzte. Wir arbeiteten uns zunächst nur langsam vor, um dann auf der letzten Vorwindstrecke mittels eines besonderen Windstreifens ein großes Pulk zu kassieren, und wurden schließlich noch Dritte. Es waren einfach starke Nerven gefragt, eine gehörige Portion Glück und ansonsten Gelassenheit, falls es mal nicht so läuft.
Zur Entspannung an Land trugen am Samstag Abend das Freibier, die opulenten Haxen und das leckere Eis mit frischen Erdbeeren auf der sonnigen Terrasse des SV03 bei. Alles prima und dankbar angenommen. Doch wer keinen Alkohol trinken kann oder darf oder etwa Vegetarier ist, ging leider leer aus.
Doch trotz der trickreichen Bedingungen auf dem Wasser war es ingesamt eine gelungene Veranstaltung, zu der auch noch das sonnige Wetter beigetragen hat. Allen Beteiligten des SV03 ein herzliches Danke und auf Wiedersehen bei der Deutschen Meisterschaft vom 19.-24. September!
Sven Hansen