Dänische Meisterschaft 2017
Segeln mit und gegen die Weltmeister
Wenn man schon mal vom Süden der Republik nach Warnemünde fährt, kann man gleich noch weiter zur Dänischen Meisterschaft fahren. So oder so ähnlich müssen wir und das wohl gedacht haben. Schließlich hatten wir (Thomas Kausen, Jani Funk und ich) 2016 bei der Dänischen Meisterschaft in Kopenhagen schon sehr viel Spaß.
Dirk Stadler mit Michael Kessenich und Knut Viehweger, Thomas Kausen mit Jani und Franzi Funk und ich mit Lars-Oliver Melzer, Anna Schorr und Jan Nürnberger fuhren nach Amtoft ans Lindfjord, nicht weit von dem Segelrevier an welchem 2013 die sensationelle Weltmeisterschaft der H-Boote stattgefunden hatte.
Zugegebenermaßen ist Amtoft weit im Norden von Dänemark. Da die Warnemünder Woche jedoch schon Dienstagabend für die H-Boote abgeschlossen war, blieb ein ganzer Tag für die Anreise. Alle deutschen Teams trafen daher auch bis spätestens Nachmittags ein, das Aufriggen, Einkranen, Registrieren und Wiegen verlief absolut reibungslos. Auch das 300kg Gewichtslimit wurde von allen unterschritten, Knut brachte im Anschluss aber schon seine Erleichterung zum Ausdruck. Beim gemeinsamen Bierchen in der Sonne vor den Zelten wurde das Regatta-Wochenende eingeläutet.
Donnerstagvormittag wurden alle Seglerinnen und Segler in der unnachahmlich scharmanten Art der Dänen begrüßt, für uns deutsche Teilnehmer und das noch weiter angereiste Team aus Italien (Flavio Favini, Guido Bernardinelli, Aldo Bottagisio) wurde zwischen Dänisch, Deutsch und Englisch geswitched.
Guido, mit dem ich viel in Kontakt wegen der Italien Open im Herbst am Lago Maggiore stehe, hatte mich am Anfang der Saison gefragt, an welcher Regatta er teilnehmen soll, da er zum Alpenpokal verhindert sei. Warnemünder Woche und Dänische hatte ich geantwortet, zumindest für die zweite ließ sein Beruf ihm Zeit, schön, dass er dann auch die lange Anreise auf sich genommen hat. Mit so viel Engagement wird das bei der Italien Open sicher ein Fest.
Nach Begrüßung und Skippersmeeting ging es aufs Wasser. Bei um die vier Beaufort wurden drei Läufe gesegelt. Alle dauerten rund 50 Minuten und dank den starken Drehern blieb es mächtig spannend. Zudem muss man neidlos anerkennen, dass alle Dänen das H-Boot schon sehr gut beherrschen. Auch die Anwesenheit von drei Weltmeistern und ihren Crews (Claus Hoi Jensen, Steffen Stegger und Morten Nielsen) macht die Aufgabe nicht einfacher.
Wir erwischten einen guten Start in die Meisterschaft und konnten uns über die Plätze 5, 12 und 5 freuen.
Nach dem Einlaufen in den Hafen wurde der Tracker gegen Bier getauscht und etwas später wurde Curry mit Reis aufgefahren. Sogar Nachtisch wurde gereicht. Generell ist man bei Dänischen Meisterschaft immer hervorragend versorgt: mit dem Meldegelt ist Frühstück, Lunchpakete für alle Segler und Abendessen inklusive. Nur ein paar abendliche Flüssigkeiten müssen dazu erworben werden. Rund-um-sorglos Segeln also.
Auch, dass abends die meistern Segler noch vor Ort sind, bestimmt die gelöste Stimmung. Es wird überwiegend in Zelten und Wohnwagen übernachtet, auch wir haben uns dieses Jahr mal daran gemacht. Zudem wird es erst so gegen ein Uhr dunkel, entsprechend viel Zeit ist für viele spannende Gespräche.
Freitag nach dem gemeinschaftlichen Frühstück im Festzelt war aber erstmal Startverschiebung. Ja richtig, auch im hohen Norden ist mal Flaute. Diesmal sogar von der Sorte: spiegelglatter See. Das sollte sich auch im Laufe des Tages nicht ändern, sodass nach gemütlichen Day-Off ein reichhaltiges Fisch-Buffet bereitgestellt wurde. Zuvor hatte es durch eine örtliche Brauerei eine Bierverkostung gegeben. Von den hilfsbereiten Dänen wurde uns alles Wissenswertes übersetzt.
Um eine gültige Dänische Meisterschaftswertung zu haben, braucht es vier Wettfahrten. Da wir deutschen Teams großes Interesse hatten, dass der Reservetag Sonntag, für unsere Heimfahrt frei blieb, ruhten nun die Hoffnungen auf Samstag.
Und wir wurden nicht enttäuscht. Schon früh setzte sich Wind durch, wurde im Laufe des Vormittags immer kräftiger, sodass die durchgeführten Wettfahrten vier bis sechs nun für alle Teilnehmer harte Arbeit bedeutenden.
Dirk Stadler und Crew erwischten einen sehr guten Start in den Wettkampftag und sicherten sich einen zweiten Platz. Im letzten Rennen kam allerdings noch ein Sonnenschuss dazu und es war sinnvoller die Wettfahrt nicht zu beenden und gleich den Weg in den Hafen anzutreten.
Bei Windstärke 5 und in Böen mehr haben auch wir einen Sonnenschuss im zweiten Rennen fabriziert, als mir der Barberholer aus der Hand rutschte. Wir konnten uns schnell fangen und überholten auf dem Spigang wieder das durchgerutschte Boot.
Zwischenzeitlich befanden wir uns sogar in Schlagdistanz zu allen drei Weltmeistern, wenige Bootsländen vor uns Claus Hoi Jensen, direkt neben uns Steffen Stegger und sogar hinter uns Morten Nielsen. Wir konnten einen ganzen Spigang die Position halten, am Leegate hatte Morten Nielsen noch einen Überläufer in der Fockschot und fiel zurück. Allerdings ließ unsere Up-Wind-Taktik in den stark drehenden Winden noch zu wünschen übrig, sodass am Ende natürlich alle Weltmeister wieder vor uns lagen. Es überwog aber die Freude darüber, dass wir mit dem starken Druck doch so gut umgehen konnten. Für die Souveränität der Spitzensegler fehlt uns dann noch viel viel Übung.
Am Ende haben wir uns riesig über den Gesamtplatz sieben gefreut. Thomas Kausen und Crew erreichten Platz 14, direkt gefolgt von Dirk Stadler und Crew auf Platz 15.
Für das Auskranen war dann extra noch ein Laster mit entsprechendem Kran herbeigeschafft worden, richtig zügig wurde ein Boot nach dem anderen auf die Trailer gestellt. Da es noch früh am Nachmittag war und der herrliche Sonnenschein kein Ende fand, war beim Verpacken der Boote und Zelte keine Eile geboten.
Samstagabend um 19Uhr wurde die Dänische Meisterschaft dann mit dem Festabend beschlossen: Serviert wurden Menü. Der Hauptgang, Rinderbraten, sogar gleich zweimal.
Alle Mannschaften wurden aufgerufen und erhielten Präsente, meist Träger mit Weinflaschen. Auch Sonderpreise wie Spischoten und sogar eine Fock wurden überreicht.
Auf dem „Stockerl“ standen dann am Abend auch verdient Claus Hoi Jensen mit Crew, vor der Mannschaft um Thommas Sennels und Flavio Favini. Die italienische Mannschaft musste dann zwar noch für Steffen Steggers Truppe Platz machen, da nur dänische Mannschaften um die Meisterschaftstitel kämpfen können, ein tosender Applaus und große Präsentkörbe war ihr aber trotzdem sicher.
Auch wenn wir gleich nach der Siegerehrung noch nach Berlin los düsen wollten, dieses Highlight konnten wir uns nicht entgehen lassen. Kurz nach 22 Uhr machten wir uns dann zufrieden auf den Heimweg.
Nächstes Jahr gibt es auch wieder die Chance zur Teilnahme an der Dänischen Meisterschaft. Wir versuchen erneut eine Abstimmung zwischen Warnemünder Woche und Dänemark hinzubekommen. Da zudem ein Club in der Nähe von Kopenhagen zu den Ausrichtern gehört, ist auch eine Anreise mit der Fähre von Rostock aus möglich. Es würde uns freuen, wenn sich uns noch ein paar interessierte Mannschaften anschließen möchten. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit H-Boot-Regatta-Segeln auf diesem Niveau zu Wasser und Land zu praktizieren.
Mit Seglergruß
Peter Zauner mit Lars-Oliver Melzer, Anna Schorr und Jan Nürnberger
GER 1663