Norddeutsche Meisterschaft
Das Highlight im Norden
Die Norddeutsche Meisterschaft der H-Boote beim Arnisser Segelclub (ASC) in Kappeln entwickelt sich immer mehr zu einem Highlight im Regattakalender der H-Boote. In den letzten sechs bis acht Jahren hat sich die Meisterschaft zu einer festen Institution entwickelt. Dass Teilnehmer aus Bayern rund 1.000 Kilometer längs durch die Republik fahren, spricht für die Wertigkeit und das Niveau dieser Regatta. Bei eher spätsommerlichem als herbstlichem Wetter lud der ASC am 6. und 7. Oktober zum Regattieren auf die Schlei. 24 H-Boote und ihre Crews versammelten sich im Startgebiet. 20 Teilnehmer kamen von Auswärts - unter anderem aus Bayern, Nordrhein Westfalen und Berlin. Zwei Mannschaften aus Dänemark machten die Regatta zur Internationalen Norddeutschen Meisterschaft. Bedingt durch den Feiertag am 3. Oktober sind einige Teilnehmer schon früher angereist und haben die Regatta mit einem Kurzurlaub verbunden. Die meisten Segler trafen im Laufe des Freitag ein.
Das Kranen erfolgte gewohnt kompetent durch den Ostsee-Marine-Service. Ein Unternehmen, das auch zu den Schleswiger Werkstätten gehört bei denen die viele der Regattaorganisatoren im wahren Leben verantwortlich tätig sind. Die Schleswiger Werkstätten bieten Förderung, Ausbildung und Beschäftigung für erwachsene Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen.
Das Regattabüro öffnete am Freitag um 18 Uhr. Nach Erledigung der Formalitäten trafen sich die Teilnehmer zu Abendeessen und Klönschnack im Clubrestaurant.
Nach einem schönen Sonnenaufgang zum Aufstehen, begann der Samstag zunächst mit Nebel und einer daraus zwangsläufig resultierenden Startverschiebung. Ab Mittag konnte dann gesegelt werden. Der abnehmende Wind blies aus östlicher Richtung mit deutlich weniger Stärke als die vorhergesagten 30 Knoten. Es waren eher nachlassende drei bis vier Beaufort. Die erste Wettfahrt gewann Thomas Kausen vom Berliner Yacht Club (BYC) vor Holger Köhne vom Potsdamer Yacht Club (PYC) und Dirk Stadler vom Segler- und Ruderclub Simssee (SRS). Es folgte sofort ein zweiter Lauf, der auf Grund des nachlassenden Windes verkürzt wurde. Diesen gewann Christoph Zander vom Essener Turn- und Fechtklub (ETUF). Zweiter wurde Dirk Stadler (SRS). Auf den dritten Platz segelte der amtierende Deutsche Meister Thilo Beuster von der SG Scharmützelsee (SGS). Der fast eingeschlafene Wind schien die Rückkehr zum Steg zu einer langwierigen Angelegenheit zu machen. Doch auf der Schlei ist man hilfsbereit. Passierende Fahrtenyachten nahmen jeweils zwei bis drei H-Boote in Schlepp, sodass alle zeitig wieder im Hafen waren.
Um 17 Uhr begann am Steg die traditionelle Stegparty. Gerüchte besagen laut Kai Spranger, dass der ein oder andere eher wegen der Stegparty als wegen der Regatta nach Kappeln kommt. Friedrich Foeh sponserte wieder dankenswerterweise die heißbegehrten Fischbrötchen mit Belag aus der eigenen Räucherei. Ein Fässchen Bier stand zur flüssigen Erfrischung bereit. So standen rund 80 Leute mit einem Fischbrötchen in der einen und einem Bier in der anderen Hand am Steg und segelten die Regatta nochmal. Das Regattaessen im Vereinslokal sorgte für weitere Stärkung und wie bei H-Booten üblich wurde der Abend noch lang. Dazu trug nicht zuletzt die Band „Gangway“ bei, die sicherlich ein weiteres Highlight der Norddeutschen Meisterschaft und in der H-Boot Szene ist. Die Musiker sind Menschen mit Handicap aus den Schleswiger Werkstätten und rocken jede Veranstaltung bis in den frühen Morgen. Sie begleiteten auch die Deutsche Meisterschaft in Berlin in der Saison 2017.
Am Sonntag war Startbereitschaft um 10.25 Uhr angesagt. Mit einer Stunde Anfahrt in das Regattagebiet hieß das um 9 Uhr aufstehen. Nach dem Vorabend ziemlich hart für den ein oder anderen Segler. Da der Wind auf nördliche Richtung gedreht hatte, konnte nur eine kurze Regattabahn ausgelegt werden, die dafür dreifach zu umsegeln war. Erster Sieger des Tages wurde Holger Köhne (PYC) vor Thomas Kausen (BYC) und Thilo Beuster (SGS). Die Insgesamt vierte Wettfahrt gewann Gerhard Miethe vom Segelsportclub Rursee (SSCR). Bernd Zimmermann vom Tegeler Segel-Club (TSC) segelte auf den zweiten und Thomas Kausen (BYC) auf den dritten Platz.
Im Gesamtranking blieb es spannend. Nicht zuletzt wegen der für manchen ungewohnten Strömung mit rund zwei Knoten wechselten die Platzierungen häufig. Bisher hatte nach jeder Wettfahrt das Ranking gewechselt. Im Mittelfeld lagen zahlreiche Segler nur jeweils einen Punkt auseinander. Der letzte Lauf musste die Entscheidung bringen. Erster wurde Gert-Oliver Dreckmann vom Yachtclub Westfalia Arnsberg (YCWA). Ihm folgten Philipp Ullherr vom Chiemsee Yacht Club (CYC) auf dem zweiten und Holger Köhne (PYC) auf dem dritten Platz. Da mit einem Streicher gesegelt wurde, wurde die Reihenfolge in der Endabrechnung nochmal neu sortiert. Gesamtsieger und Norddeutscher Meister wurde Thomas Kausen (BYC) vor Holger Köhne (PYC) und Bernd Zimmermann (TSC). Alle Platzierten kommen damit von den Berliner Segelrevieren. Ausgekrant wurde schon vor der Siegerehrung, sodass die Gespanne der auswärtigen Segler während der Preisvergabe als Line-up am Straßenrand zur Abfahrt bereit standen.
Die Teilnehmer, viel aus den Top-20 der Rangliste, freuen sich schon auf die nächste Norddeutsche Meisterschaft. Besonders wurden die souveräne Regattaleitung und die tollen Teams auf den Motorbooten gelobt. Hätten letztere am Sonntag bei der Anpassung der Regattabahn nicht so schnell reagiert, wären keine drei Wettfahrten möglich gewesen. Insgesamt eine tolle, mit Herzblut organisierte Regatta. Sowohl aus sportliche als auch aus geselliger Sicht blieb kein Wunsch offen.
Der Autor dankt Gert-Oliver Dreckmann für seine Eindrücke von der Regatta.
Markus Spiecker