Internationale Holländische Meisterschaft
Gelungener Saisonabschuss im Westen
Da die Westdeutsche Meisterschaft auf dem Baldeneysee der Flaute zum Opfer fiel, war die Open H-Boat Kampioenschap - oder auch Offene Holländische Meisterschaft – der letzte Höhepunkt und Saisonabschluss in der Region West.
Eine Regattaflotte von 21 Booten traf sich vom 12. bis zum 14. Oktober auf Einladung der Freunde von der Roermondse Roei- en Zeilvereniging "Maas en Roer" (M&R) in Roermond. Wie reizvoll die Meisterschaft für H-Boot Segler ist lässt sich daran ablesen, dass mit 11 Crews etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland kam – mit bis zu 600 Kilometer Anreise. „Es ist zum Abschluss der Saison nochmal eine anspruchsvolle Regatta auf hohem seglerischen Niveau“, erklärt Sven Holzer vom Segler Verein Staad (SVS), der zum vierten Mal vom Bodensee nach Roermond gekommen war. In 2018 war zudem bestes Spätsommerwetter das Sahnehäubchen. Wann kann man schon mal in Nordeuropa Mitte Oktober bei gutem Wind drei Tage lang in kurzer Hose und T-Shirt Regatta segeln?
Nach dem Eintreffen der meisten Teilnehmer am Donnerstag und der gegenseitigen Begrüßung, ging es am Samstag auf das Wasser. Ähnlich wie in einem thermischen Revier, braucht der Wind in Roermond oftmals morgens etwas Zeit um sich aufzubauen. Die Regatta startete daher zwischen 11 und 12 Uhr. Der Wind mit vier Beaufort und die Zeit erlaubten am ersten Tag drei Wettfahrten. Der Favorit Hans Peulen (M&R) gewann nicht unerwartet die ersten beiden Wettfahrten. Durch einen Frühstart im dritten Lauf fiel er dann jedoch zunächst ins Mittelfeld zurück. Am Ende des Tages führte Daniel Jonkmanns vom Aachener Boots-Club Rursee (ABC) mit nur einem Punkt vor Sven Holzer (SVS). Rainer Ochs (ABC) lag mit drei Punkten Abstand auf Holzer auf dem dritten Platz. Damit war die Bühne bereitet für weitere spannende Wettfahrten.
Die Teilnehmer trafen sich am Abend des ersten Regattatages zu traditionellen Bootsfahrt mit Abendessen an Bord auf der Maas. Auf Grund eines Motorschadens des Ausflugsbootes war die Ausfahrt nur kurz, aber das hielt die Fahrgäste nicht davon ab, ein leckeres Abendessen in bester Geselligkeit zu genießen.
Unveränderte Windbedingungen – vier Beaufort mit reviertypischen Drehern – erlaubten am Samstag vier Wettfahrten. Mit drei Laufsiegen und einem neunten Platz bewies Hans Peulen erneut sein Ausnahmekönnen. An der Rangfolge Jonkmanns, Holzer, Ochs änderte sich im Gesamtranking nichts, auch wenn die Abstände zueinander größer wurden. Es blieb aber spannend. Die Punktabstände und die Möglichkeit eines Streichers lies erwarten, dass die Entscheidung zwischen den Crews auf den ersten drei Plätzen und Hans Peulen in den letzten beiden Wettfahrten am dritten Regattatag fallen würde.
Zunächst stand jedoch der traditionelle Regattaabend im Clubhaus der Roermondse Roei- en Zeilvereniging "Maas en Roer" an. An einem ausgezeichneten Buffet stärkten sich die Segler, bevor die Party stieg. Natürlich hingen auch in diesem Jahr im Laufe des Abends wieder einige H-Boot Segler am Steuerrad an der Decke, das unweigerlich irgendwann den Gesetzen der Schwerkraft folge. Zwar wird es jedes Jahr aufs Neue „besonders fest“ verankert, aber entweder intensivieren die H-Boot Segler ihr Krafttraining mit jedem Jahr oder sie legen durch die zahlreichen leckeren Regattaessen an schierem Körpergewicht zu. Es ist bereits absehbar, wie diese Art des Kräftemessens auch 2019 ausgehen wird.
Zu den spannenden zwei letzten Wettfahrten lief die Flotte am Sonntag aus – spannend, weil noch vier Crews den Gesamtsieg erringen konnten und weil der Wind deutlich auf sechs Beaufort aufgefrischt hatte. Die erste Wettfahrt des Tages gewann Stephan Dauber (ABC) vor Sven Holzer (SVS) und Hans Peulen (M&R). Auch damit war keine abschließende Entscheidung gefallen. Es kam auf die letzte Wettfahrt an. Diese gewann Hans Peulen (M&R) vor Daniel Jonkmanns (ABC) und Sven Holzer (SVS).
Im Gesamtranking mit einem Streicher lag Hans Peulen (M&R) mit sechs ersten Plätzen in neun Wettfahrten souverän auf dem ersten Platz und konnte damit seinen Titel als Holländischer Meister der H-Boote verteidigen. Mit nur drei Punkten Abstand segelte Daniel Jonkmanns (ABC) auf den zweiten Platz. Das Treppchen komplettierte Sven Holzer (SVS) auf dem dritten Platz mit fünf Punkten Abstand auf Jonkmanns. Rainer Ochs (ABC) verfehlte den dritten Platz äußerst knapp um einen Punkt. Hans Peulen war nach Aussage seiner direkten Konkurrenten ohne Zweifel – auch auf Grund seiner Revierkenntnisse – der beste Segler auf dem Wasser. Das Platz eins und vier aber nur durch neun Punkte getrennt waren verdeutlicht auch, dass der Wettbewerb aufholt. In der Vergangenheit konnte sich Hans Peulen über zweistellige Punktevorsprünge freuen. Es bleibt spannend.
Bei der Siegerehrung wurden nicht nur Preise an die Sieger vergeben. Für die Heimfahrt bekam jeder Teilnehmer zudem einen kleinen Kuchen als Proviant.
Die Open H-Boat Kampioenschap ist auf jeden Fall die Reise nach Roermond wert. Nicht nur die perfekte Organisation und Gastfreundschaft durch die Roermondse Roei- en Zeilvereniging "Maas en Roer" sowie Hans Peulen und seine liebe Frau, sondern auch der sportliche Anspruch auf dem Wasser sind Highlights zum Saisonende. Das enge, schmale Revier und meist guter Wind bieten Segeln mit vielen Manövern. Bei 21 Regattateilnehmern sind zahlreiche Wegerechtssituationen zu beachten. Die Regattastrecke ist üblicherweise viermal zu umrunden. Die Attraktivität des Reviers lässt sich auch daran festmachen, dass alle Teilnehmer eine Verlegung der Regatta nach Alkmaar entschieden ablehnten. Alle Crews freuen sich auf die Neuauflage vom 11. bis zum 13. Oktober 2019.
Der Autor dankt Sven Holzer für seine Regattaeindrücke.
Markus Spiecker