Senatspreis
Wie alle Regatten dieser denkwürdigen Saison fand auch der Senatspreis des BYC 2020 unter Coronaeinfluß und den damit verbundenen Einschränkungen statt. Da wir aus dem Nachbarverein SV03 kommen, brauchten wir den BYC nicht zu betreten, es sei denn für die Siegerehrung, zu der nur die Geehrten zugelassen waren. Der Administrative Teil wurde reibungslos online abgewickelt.
Die Rennen wurden auf der Großen Breite der Havel / Großes Fenster, also unserem Heimrevier, ausgetragen, weshalb wir mit Zuversicht in die Serie starteten. Geschmälert wurden unsere Erwartungen nur durch die Tatsache, dass wir alle drei keine regelmäßigen H-Boot-Segler sind und vorher noch nie in dieser spontanen Mannschaftszusammenstellung gesegelt waren. Denn am Start waren so gut wie alle Berliner H-Boote bis auf die Serienmeister Baehr/Krabbe, die nach Differenzen mit der Wettfahrtleitung und dem BYC im Vorjahr diesmal nicht antreten durften.
Am Samstag ging es dann bei herrlichem Segelwetter (Sonne, 16°C, leichter bis mittlerer Wind) ins erste Rennen. Unser Linientiming stimmte noch nicht und so wurden wir vom Pulk am Boot abgestellt und konnten erst als letztes Boot die Startlinie überqueren. Im Rennverlauf wurden wir dann allmählich warm und konnten Plätze gutmachen. Das Feld führten die hervorragend gestarteten Hanischs, die bekannt starken H-Boot-Veteranen Dümchen und Elsner sowie die dänischen Konkurrenten, die auf der Startkreuz mit einem Schlag weit in unser SV03-Bojenfeld nach vorne gelangten und uns damit eine für uns sehr ungewöhnliche und selten erfolgreiche taktische Variante für die Kreuz vorführten. Die über die Gatower Landseite kommenden, sehr unbeständigen leichten bis mittleren Winde mit kaum vorhersehbaren Windfeldern machten Kreuzen wie Vorwindkurse sehr anspruchsvoll und sorgten für regelmäßige Durchmischungen des Feldes. Am Ende konnten wir uns den 5. Platz sichern, während Hanischs vor Dümchen und Elsner gewannen. Die Favoriten Köhne/Ulrich kamen nach passablem Start nicht richtig ins Rennen und daher nur auf einen für sie unbefriedigenden 8. Platz.
Der Start ins zweite Rennen lief dann schon wesentlich besser für uns. Das lag sicherlich auch daran, dass die Wettfahrtleitung nach (evtl. nicht nur) unserer Beschwerde die Startsignale eindeutiger gab. Im ersten Rennen dauerte es noch ca. 5 Sekunden bis die jeweilige Flagge ausgerollt, frei fliegend und letztlich gesetzt war. Da auch der (sehr leise) Signalton dazu ca. 5 Sekunden andauerte war unklar, wann denn nun der tatsächliche Startzeitpunkt sein sollte.
Leider kamen wir im weiteren Rennverlauf immer noch nicht so richtig mit den unbeständigen Winden und dem einen oder anderen Manöver klar, so dass wir am Ende auf dem 4. Platz landeten. Hanischs hatten diesmal keinen so guten Start, was ihnen den 7. Platz bescherte, und auch Köhnes waren immer noch nicht wach und fuhren sich einen 10. Platz ein, der letztlich ihr Streicher sein sollte. Dafür konnte Kausen den Sieg für sich reklamieren vor dem erneut starken Dänen Hovgaard und Schmidt vom gastgebenden BYC.
Das dritte Rennen erlebte dann zwei allgemeine Rückrufe bevor unter Black Flag gestartet wurde. Aber auch dieser Start hätte ein allgemeiner Rückruf sein müssen: Wir waren als Pin-End-Boot zu früh an der Linie und bereinigten uns mit einer Halse um die Linienbegrenzung ohne beim Schuß auch nur ansatzweise das Startschiff sehen zu können. Obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt noch weit in Luv der Linie befanden! Trotzdem wurde der Start durchlaufen gelassen, was für alle regelkonform startenden Boote ein unfairer Nachteil ist, den die Wettfahrtleitung eigentlich durch BFDs und/oder einen allgemeinen Rückruf verhindern sollte. Am nächsten Tag erklärte der Wettfahrtleiter auf unsere Beschwerde hin, dass er so etwas noch nie erlebt hätte: Kurz vor dem Start waren noch etliche Boote in Luv der Linie, so dass er das Pin End nicht sehen konnte, aber „genau zum Startschuß wurde das gesamte Feld vom Wind hinter die Linie geschoben und konnte so fehlerfrei starten“. Da wir so etwas auch noch nie erlebt hatten blieben unsere Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Starts bestehen. Als einer der Letzten startend mussten wir uns wieder durch das Feld arbeiten und landeten am Ende auf dem 6. Platz, nachdem wir durch ein schlechtes Manöver auf der Ziellinie noch zwei Plätze verloren. Den Sieg holten sich erneut die seit ihrem Einstieg in die Klasse zum ersten Mal sehr stark auffahrenden Hanischs vor den konstant guten Dänen und den inzwischen aufgewachten (oder ausgenüchterten?) Köhnes. Bei uns war es eher anders herum, da wir coronakonform jeder seine eigene Sherryflasche an Bord hatten, was uns zum Tagesende leichte Konditions- und Konzentrationsschwächen einbrachte.
Das traditionell fantastische Abendessen mit Party fiel dieses Jahr der Pandemie zum Opfer und so konnten alle die Nacht zum Regenerieren und Vorbereiten der Strategien für den nächsten Tag nutzen. Dabei ließen sich die nach dem Samstag in der Wertung führenden Hanischs anscheinend so viel Zeit, dass sie den ersten Start komplett verpassten. Zu ihrem Glück wurde das Rennen an der Luvtonne abgebrochen, da der Wind stark nachließ um dann von Süd auf die vorhergesagte Westrichtung zu drehen. Als es dann wieder losging entsprach die Bahn der des Vortages und auch Wind und Wetter waren die Gleichen.
Nach einem perfekten Start haderten wir erneut mit den Windfeldern und Drehern und kamen über einen 5. Platz nicht hinaus. Ganz anders die über Nacht zu alter Form regenerierten Köhnes, die das Rennen vor den erneut konstant stark fahrenden Dänen für sich entscheiden konnten. Hanischs vergeigten den Start leider komplett als sie die Linie in der Mitte abfahrend vom von Lee kommenden Feld der Startenden weggeluvt wurden und danach extrem lange für den Neustart brauchten. Der daraus resultierende 9. Platz verringerte ihre Siegchancen in Kombination mit ihrem 7. Platz aus dem 2. Rennen erheblich.
Nun galt es im letzten Rennen Hanischs und die erstarkten Köhnes im Schach zu halten, dem (fast immer) konstant fahrenden Hovgaard ein paar Punkte aufzubrummen und dabei die gut plazierten und immer für einen vorderen Platz in Frage kommenden Kausen, Elsner und Schmidt nicht aus den Augen zu verlieren. Wir hatten also ein volles Programm und machten erstmal das, was einem jeder Trainer in dieser Situation mit auf den Weg geben würde: „Fahr dein Rennen!“.
Das begannen wir mit einem perfekten Pin-End-Start, der uns den 2. Platz an der Luvtonne sicherte, wonach wir uns an die Spitze des Feldes setzen konnten. Leider gelang es uns nicht Köhnes abzuschütteln und auch die Dänen fuhren wieder sehr stark und konnten sich gegen Kausen und Elsner durchsetzen. Nur Hanischs scheiterten erneut dramatisch am Start, diesmal an der Linienbegrenzung, und kamen so über einen 10. Platz nicht hinaus. Den Sieg konnten wir ungefährdet vor Köhnes und Hovgaard nach Hause fahren, aber da wir leider keine anderen Boote zwischen uns und unsere direkten Gegner brachten, gewann Hovgaard mit den Brüdern Hald die Serie vor den Köhnebrüdern mit Ulrich und mir mit Moritz Greving und Eric Uhlemann an Bord auf Platz 3.
Die Siegerehrung fand dann im angekündigt engen Kreise statt, wobei der Bootsname „Superspreader“ im Klassement der Katamarane für reichlich Lacher sorgte. Preise waren neben den traditionellen Wanderpreisen Miniaturen der aus der City bekannten Berliner-Bären-Plastiken in verschiedensten Farbgestaltungen. Mal eine andere, sehr schöne Idee der Preispräsente.
Ahoi
Fabian Lemmel
GER1545