Wind und Welle bei den Weltmeisterschaften auf der Ostsee
Im Jahr 2020 sollte das erste Mal seit 2011 wieder eine H-Boot-WM in Deutschland stattfinden. Bekanntlich wurde durch die Pandemie nichts daraus.
So ist es den Schweden zu verdanken, die ihre eigentlich für dieses Jahr geplante WM um zwei Jahre nach hinten verschoben haben und so das deutsche Warnemünde 50 H-Boote aus vier Nationen begrüßen durfte.
Die Vermessung lief für die meisten Teilnehmer reibungslos. Hier und da musste ein Spibaum gekürzt oder ein Segel geändert werden. Alles zur Freude der lokalen Segelmacher und Bootsbauer. Für unseren Vermesser Heinz-Werner Aping war es das letzte Mal vor seinem Ruhestand.
Am Montag dann das Practice Race. Hier ging es schon heiß her. Viele Startversuche mit kurzer Linie und am Ende glückte erst der zweite Start mit Black Flag. Sehr viel Aufregung schon im Übungsrennen, in dem es ja bekanntlich um nichts geht. Das ganze bei Sonnenschein und 4-5 Bft. aus West.
Am Abend fanden sich die Teilnehmer zur Eröffnung im Festzelt ein. Nach ein paar Reden gab es Buffett und kalte Getränke. Die meisten gingen früh ins Bett. Der Wetterbericht sagte für die nächsten Tage viel Wind voraus.
Dienstag dann der erste Wettkampftag. Nach Schauern am Morgen war es vor Auslaufen fast windstill im Hafen. Doch sobald die Schiffe zu Dudelsackklängen des Vermessers ausgelaufen waren, zeigte die Ostsee ihr wahres Gesicht: 5-6 Bft. in Böen mehr und eine hohe Ostseewelle. Das muss man können. Am besten konnten es an diesem Tag die Teams von Serien-Weltmeister Claus Hoj Jensen, Anders Bertelsen und Thomas Kausen. Es wurden zwei Rennen gesegelt. Ein Drittes wurde wegen zu starker Dreher abgebrochen.
Der zweite Wettkampf (Mittwoch) brachte noch mehr Wind und Welle und enttäuschte all diejenigen, die auf mildere Bedingungen gehofft hatten. Nach jeder steinigen Kreuz gab es zur Belohnung hinterher eine wilde Rauschefahrt unter Spi die Wellen hinab in Richtung Lee-Gate. Ein schönes Glücksgefühl.
In Führung nach nun insgesamt fünf Rennen waren nach wie vor die drei genannten Boote. Häufig war die linke Seite bevorteilt, gelegentlich ging es auch mal über rechts. Wettfahrtleiter Lorenz Buchler und sein Team vom Berliner YC gaben bei den rauen Bedingungen alles, um einen fairen Kurs auszulegen. Häufig wurde mit Charlie die Bahn während der Wettfahrt verändert.
Donnerstag, der dritte Tag. Wieder viel, viel Wind und Welle. Die Ostsee begrüßte die Teilnehmer nach dem Auslaufen mit einem ordentlichen Schauer. Nochmals Wind um 6 Bft.
Spis zerrissen, Vorstags brachen und Ruderanlagen streikten. Nach drei Rennen deutete sich für den letzten Tag ein Herzschlagfinale an. In Führung: Hoj Jensens Mannschaft punktgleich vor dem Team von Anders Bertelsen. Während die Dänen um Gold und Silber rangen, deutete sich zwischen Team Kausen und dem Berliner Boot mit Lars Bähr an der Pinne ein Zweikampf um Bronze an.
Doch es kam anders: Am letzten Tag frischte der Wind nochmal mehr auf, so dass der gute Wettfahrtleiter Lorenz Buchler entschied die Schiffe im Hafen zu lassen.
Somit konnte sich Claus Hoj Jensen über seinen 10. WM-Titel freuen. Anders Bertelsen holte sich Silber. Erstmals seit 2017 gab es wieder eine Medaille für Deutschland. Glückwunsch an Thomas Kausen, Janni und Franzi Funk und Alexander Eilhardt zu Bronze.
Auch die weiteren deutschen Schiffe zeigten großartige Leistungen. So kamen sechs deutsche Schiffe in die Top 10.
3. GER 1721 Kausen/ Funk/ Funk/ Eilhardt
4. GER 1456 Bähr/ Krabbe/ Keding
7. GER 1010 Köhne/ Köhne/ Bodewig
8. GER 1420 Niederfahrenhorst/ Schulte/ Wider
9. GER 1455 Lachenschmidt/Hausotter/Pointner/Ellinger
10. GER 1737 Stadler/ Nolden/ Melzer
weitere Ergebnisse hier.
Am Ende gab es eine Party, bei der die H-Boat-Family ihre Sieger hochleben ließ und in gewohnter Weise bis in die Morgenstunden feierte.
Besonders zu erwähnen wäre noch die gute Seemannschaft und faire Rücksichtnahme der Teilnehmer während der Wettkämpfe. Hierbei besonders zu nennen, die Crew der GER 1320, die einmal ihr Rennen unterbrach um die Sicherungsboote auf ein havariertes Schiff aufmerksam zu machen und ein anderes Mal ein über Bord gegangenes Crewmitglied eines anderen Schiffes abgeborgen hat.
Wir danken unserem Sponsor Novalis für die Unterstützung, der Warnemünde Woche für die Ausrichtung, dem Wettfahrtleitungsteam vom Berliner Yachtclub für die Durchführung, und Pepe Hartmann für die Fotos.
Ein besonderer Dank gilt Heinz-Werner Aping der sich nach langjähriger Tätigkeit als Vermesser in den Ruhestand verabschiedet hat.
Nächstes Jahr findet die WM am Gardasee in Italien statt.
FG