Bella Barca, Bella Viaggio, Bella Italia!
Italienischer Spätsommer mit dem H-Boot rund Argentario, Erkundung der toskanischen Küste zu Wasser und zu Lande
Die Segelsaison 2018 war schon recht weit fortgeschritten. Die Teilnahme an der Seeland Rund-Regatta war zwar nur mit mittelprächtigem Erfolg verlaufen, aber dafür mit vielen positiven Erlebnissen bereits Vergangenheit. Ich hatte mir für 2018 noch ein weiteres, seglerisches „High-Light“ ausgedacht. Jedoch mit ganz anderen Merkmalen.
Es sollte warm sein. Mit leichten bis mittleren Winden. Die Segeldistanzen sollten kurz sein. Dafür die Anker- und Badebuchten möglichst malerisch oder zumindest nahe genug zur nächst gelegenen Strandbar mit exzellentem Cappuccino. Ich wollte 2 Wochen mit meiner Partnerin an der toskanischen Küste umher kreuzen. Keine Zielhäfen definieren, die „abzuarbeiten“ sind. Einziges Ziel: 2 Wochen relaxen im Italo-Stil, angereichert mit kulinarischen und kulturellen Angeboten, die sich gut von der „Bordwand“ aus erreichen lassen.
So ging es dann Mitte September, pünktlich zum Start des „Wiesn-Wahnsinn´s“ in München, endlich los. Nicht im Trachtengewandt zur Theresienwiese, sondern mit dem H-Boot auf dem Trailer über den Brenner Richtung Süden nach Grosseto. Als Ausgangsstandort hatte ich mir Porto Ercole ausgesucht. Die Beschreibung dieses kleinen, idyllischen und ursprünglichen Städtchens auf der Halbinsel Argentario klang sehr verlockend. Die nahe gelegene Marina „Cala Galera“ war bestens ausgestattet. Der Werftbetrieb bei telefonischem Erstkontakt überaus freundlich. Nach Ankunft auf der Werft haben wir aber nicht schlecht gestaunt! Wassersport kann man mit kleinem, mittleren und großen „Spielzeug“ ausführen. Ich war mir ganz sicher, dass der Portalkran mit dem Gewicht unseres H-Bootes zurecht kommen würde. Die Werftmitarbeiter nahmen es gelassen. Routiniert und sicher setzten sie „Heureka“ ins Mittelmeer und riefen uns nach getaner Arbeit zu: „Buon viaggio ! Bella Barca!“ Sie hatten ganz offensichtlich Gefallen an unserem Boot und unserem Segelvorhaben gefunden.
Die ersten Tage verbrachten meine Mitseglerin und ich zunächst in Porto Ercole. Die Marina mit ihrer zentralen Lage zum Umland und tip-top sanitären Anlagen überzeugte. Porto Ercole mit Gelateria und Restaurante sowie das Umland wollten erkundet und genossen werden. Tagsüber machten wir kurze Segelausflüge entlang der traumhaften Küste der Halbinsel Argentario. Erste traumhafte Badebuchten konnten wir entdecken. Dank Nachsaison waren wir recht ungestört. Nur der ein oder andre „römische Kapitän ohne schulpflichtige Kinder“ genoss ebenso wie wir den mediterranen Spätsommer.
Ohne Probleme hätten wir weitere Tage unseres Urlaubes hier verweilen können, doch ein weiteres italienisches Juwel lag in unmittelbarer Nähe. Die kleine Insel Giglio mit ihren nur 1500 Einwohnern ist unter Tauchern und Wanderern ein fester Begriff. Die Überreste der Navigationskünste von Capitano Scaletti (Schiffsunglück 2012, “Costa Concordia“) sind bereits komplett beseitigt und die Insel mit nur ca. 15 sm Entfernung von Porto Ercole gut erreichbar.
Die Überfahrt bei leichtem südwestlichem Wind zog sich doch etwas. Trotz Start am Morgen in Porto Ercole waren wir erst am Nachmittag in Giglio Porto. Das Wetter war stabil und daher wagten wir auf der Westseite der Insel in der Bucht von Campese vor Anker zu gehen. Die erste unserer 8 folgenden Anker-Nächte. Sanfte Dünung aus Südwest schaukelte uns in den Schlaf. Die Ankerwache hat die „MOB Funktion“ der Navi-App auf dem Tablett übernommen. Am nächsten Morgen gab es frischen Kaffee zum Sonnenaufgang. Anschließend haben wir die Insel erkundet. Ich bin immer noch begeistert vom Flair und der Kompaktheit der Insel. Giglio ist wie Elba nur eben „piccola et amabile“.
Auf Giglio reiht sich nördlich und südlich der Bucht von Campese eine Traum-Badebucht an die nächste. Besonders faszinierend war für mich, dass das Ufer zum Teil am Granitfels rechtwinklig ins Wasser abfällt. Wir haben auf Sandgrund mit nur 25 m Abstand zum Fels-Ufer sicher ankern können. Schnorchel- und Badevergnügen vom Allerfeinsten. Die Tage sind nur so dahingeflogen. Für die Nächte haben wir in Abhängigkeit von Dünung und Wind immer einen möglichst ruhigen und sicheren Anker-Ort ausgesucht. Eine schöne Tagesbeschäftigung für den Skipper. Wir haben die Zeit und unseren Berufsalltag komplett vergessen. Die Sonnenuntergänge mit Blick auf die Insel Monte-Christo und die Silhouette des korsischen Bergmassives im Hintergrund faszinierte uns an jedem Abend wieder aufs Neue.
Ein aufziehendes Tiefdruckgebiet über Genua ermahnte uns, rechtzeitig die toskanische Festlandküste wieder zu erreichen. Noch blies der Wind aus Süden, mit Windstärke 5 bis 6 entstand doch recht schnell eine beachtliche Mittelmeer-Welle. Mit raumem Kurs und einem Reff im Großsegel segelten wir Richtung Osten nach Talamone nördlich der Halbinsel Argentario. Der hübsche Hafen erwies sich zwar als Privat-Marina. Wir waren aber mittlerweile so eingespielt mit dem „vor Anker-Liegen“, dass wir nur zu gerne die Hafengebühren gespart haben und diese dann in die schönen Restaurants in Talamone investierten. Die Altstadt ist wirklich sehenswert. Von hier hat man einen sehr schönen Blick in das toskanische Hinterland und die weiter nördlich verlaufende Küstenlinie des Maremma-Gebirgszuges.
Das Wetter verschlechterte ich weiter. Ich beschloss, die Rückkehr zum Ausgangshafen Porto Ercole nicht mit einer Starkwind-Kreuz „übers Knie zu brechen“ und daher in Talamone „vorzeitig“ auszukranen. Solche Angelegenheiten organisiert man am schnellsten und verlässlichsten in der Cappuccino-Bar am Hafen. Rasch war ein Shuttle-Service nach Porto Ercole und ein Autokran organisiert. Nach dem Auskranen gab es wieder die anerkennenden Worte der anderen Mitsegler auf Ihren grossen Booten: „Bella Barca“ war zu hören. Die Eleganz des H-Bootes hat viel Anerkennung und Freunde in Italien gefunden. Ich glaube auch, dass der ein oder andere recht angetan war, von der Lässigkeit und Einfachheit dieser Art des Segelurlaubs in diesem schönen Land. „Bella viaggio et Bella Italia!“
Die gewonnenen „Schlecht-Wetter-Tage“ mit Starkwind verbrachten wir gemütlich am Pool im Hotel. Mit dem Auto haben wir noch einige Ziele der Toskana bereist. Die Provizhauptstädte Grosseto und Orbetello sowie die Schwefelquellen von Sartunia waren weitere sehr eindrucksvolle Reise-Erlebnisse. Auf diese Weise haben wir die Toskana sowohl vom Boot aus als auch von Land aus erkunden können. Es war ein wirklich gelungener und runder Urlaub. Leider viel zu schnell vorbei, aber in 2019…
Ausrüstung (Auszug) | ||
3 Farbenlaterne Mast-Top | Seekarten print&digital, NV Verlag; IT1, FR11 | aufblasbares Schlauchboot Viamare mit Torqeedo AB |
Ankerlicht/-ball | Anker Kobra 10 kg, 40 m Ankerleine bebleit, 5 m Kette | Reitgewicht, Ersatzanker 8 kg |
Radarreflektor | Kompass, Ersatzkompass, Fernglas | Kühlbox mit 12/230V Kompressor |
Seenotmunitionspaket Küste | 200 Ah Batterie | EU-Stromkabel Adapter (wie in DK) |
Taschenlampen, Stirnlampen, Kajütinnenbleuchtung | 3 Powerpack´s Back-up für Handy & Tablett | Sonnensegel Cockpit, Solar-Campingdusche für Deck, 4 x 20 l Wasserkannister |
Kosten (Auszug) | [€] | |
Österreich-Pickerl | 2 x 10 Tage | 18,4 |
Brenner Maut | 2x | 19 |
Ital. Autobahn | 0,08 ct/km | 76,6 |
Sprit | 1600 km, 20% Traileraufschlag | 280 |
Kranen | Werft | 110 |
Kranen | Cappuccino-Bar | 50 |
Hafengeld | 4 Tage Nachsaison | 72 |
Hotel | 3 Tage Hotel, Querciolaie | 147 |
773 € |