Flottillentörn 2018
Eine Woche durch die Dänische Südsee
In diesem Jahr sollte es auf die Ostsee gehen. Ein zwischenzeitlich mehrfach an mich herangetragener Wunsch. Ausgangs- und Endpunkt ist Kappeln an der Schlei. In der Mittelmann’s Werft haben wir freundlichen Service und Unterkunft zu ermäßigten Konditionen bekommen. Die meisten Boote sind bis Samstagmorgen da und über Tag wird getakelt, versorgt und seeklar gemacht. Letzte Besorgungen im Städtchen. Mit dabei sind
GER 431 | midlife | mit Roland und Charlotte |
GER 604 | Unicorn | mit Lutz und Elke |
GER 934 | teamspirit | mit Onno und Felix |
GER 982 | Estela | mit Micha und Annette |
GER 1203 | Bobby Dazzler | mit John und Petra |
GER 1709 | 1st B | mit Frank und Andreas |
GER 565 | Circe | mit Anja und Thomas, Freunde von der Folkebootfraktion, die sich gerne uns angeschlossen haben |
und | ||
GER 1176 | Semper Fidelis | Michael und Heike |
Ursprünglich waren wir 9 + 1 Boote, doch 2 Absagen haben die Flottille auf 8 Teilnehmer gebracht. Wir freuen uns, dass unser Freund Henning auf dem Weg der Besserung ist.
Beim ersten abendlichen Klönschnack beschließen wir unter Berücksichtigung der Wetteraussichten, am nächsten Tag (Sonntag) die kleine Insel Drejö anzulaufen. Sie liegt nordwestlich der größeren Insel Aerö und wir erwarten eine interessante Überfahrt mit 20 sm offenen Seeraums. Etwa 1 Stunde ist es nach Passage der Klappbrücke bis Schleimünde, wo wir die offene See erreichen. Mit Raumschotsbrise und Sonnenschein segeln wir der Schleimündung entgegen. So wünscht man sich einen Starttag.
Mit östlichem Kurs machen wir bei W 4-5 zügige Fahrt. Schnell zeigen sich die unterschiedlichen Geschwindigeitspotenziale. Der eine hat zuviel geladen, der andere hat zuviel Bewuchs am UW-Schiff. Über UKW-Seefunk halten wir Kontakt untereinander. Nach Erreichen der Insel Aerö im SE geht es gemütlich durch gewundene Fahrwasser vorbei an Marstal und Aerösköbing an Bb und winzigen Inselchen wie Birkholm an Stb.
Am frühen Abend wird Drejö-Bro erreicht. Wir können alle an einem Steg nebeneinander liegen. Das Inselchen wirkt fast verlassen. Die kleine Fähre nebenan hat Feierabend und wir versammeln uns in einer kleinen Seglerhütte, gleich hinter der Steganlage.
Am Mittwochmorgen bläst es immer noch reichlich aus West, aber wir wollen Söby an der NW-Ecke von Aerö anlaufen. Das sind nur rd. 10 sm und die kann jede Crew ganz gut aushalten, es ist ein Anliegerkurs ohne Wenden. Schließlich wollen wir den Geburtstag eines Crewmitglieds auf Bobby Dazzler feiern. Wir begegnen einem holländischen Großsegler und dem Fährdampfer Söby – Faaborg. Grauer Himmel und Gischt über Deck können uns die gute Laune am Speed nicht verderben.
Auch Söby ist ein ruhiges Fleckchen. Onno verhandelt mit einem freundlichen Unikum von Hafenmeister einen Sondergruppenpreis, weil der von unserer Initiative mit den kleinen Booten begeistert ist. Im Fährterminal wird dann Petra befeiert und besungen, John macht sein Boot um einige Kannen Schampus leichter. Geburtstagskuchen von Petra, Nussecken von Heike und alle sind happy. Frank begeistert mit der Initiative zu einem Grillabend. Rasch ist ein Versorgungskommando ins Örtchen entsannt und alle tragen etwas zum Grillbuffet bei. Am Abend ist die Versorgungslage grandios. Mit digitaler Technik wird eine einfache Holzhütte am Hafen zum Partyzentrum. Die Wände biegen sich zu den Oldies, es wird mitgesungen, während Frank und Andreas die Grillmeister spielen. Ein toller Abend …
Wegen kritischer Wetteraussichten verwerfen wir die Idee einer Ankernacht, in der wir durchaus mit Unbequemlichkeiten rechnen dürften. Den Kleinen Belt verlassen wir und segeln nördlich um die Insel Als und über den Alsensund nach Sonderborg. Eine Strecke von rd. 40 sm, größtenteils über offenes Wasser. Sonnenschein und Wind W 4 sind dazu einfach klasse. Es zeigt sich erneut, dass die ältesten Boote die schnellsten sind; toll. Die einen kreuzen recht scharf unter Küste an der Nordhuk der Insel Als vorbei, die anderen machen große Schläge nach NW und zurück und brauchen dadurch weniger häufig zu wenden. Bei den herrschenden Windverhältnissen WSW-W kann soeben der S-Kurs im Alsensund gesegelt werden. Es ist ein schönes Bild, diese Reihe von Booten mit Lage segelnd zu beobachten. Sonderborg mit seinem Schloss ist ein nettes kleines Städtchen, das im Verlauf der Preußisch-Dänischen Kriege in preußische Hände gefallen ist. Man passiert es dicht, wenn man - wie wir - von Norden durch den Alsensund die Klappbrücke passiert. Etwa ½ sm später erreicht man bereits die Marina. Die Liegeplätze an der Stadtpier eignen sich nur für größere Yachten. Unsere kleinen Boote gingen dort verloren.
Mit 16 Peoples sind wir abends beim Italiener Frank’s Vertrauens. Mit 40 sm im Kreuz zeigt aber manch einer Konditionsschwächen. Es sollte unser letztes Beisammensein als komplette Flottille sein. Für den übernächsten Tag (Samstag) stehen härtere Wetterbedingungen in Aussicht. Einstimmig herrscht daher die Meinung, den schnellen Sprung in die Schlei zu tun, damit die unangenehmsten Verhältnisse nicht auf See, sondern in sicheren Gewässern erlebt werden. So wählen wir als nächstes Tagesziel die Giftbude von Schleimünde.
Zeitig brechen wir von Sonderborg auf, um bei frischem WSW die knapp 25 sm mit SSE-Kurs zu segeln. Rauschefahrt am Wind macht allen Spaß. Am Leuchtturm Kalkgrund verabschiedet sich die Crew von “1st B“. Frank und Andreas müssen nach Flensburg und möchten sich verständlicherweise am Samstag den Rückweg bei schwerem Wetter ersparen. Es wird noch ein netter Funkverkehr über VHF/CH 77 geführt, dann entschwindet das Boot schnell unseren Blicken in die Förde. Die restlichen 7 Boote steuern indes bei zunehmendem Wind an Lth Falshöft vorbei auf die Mündung der Schlei zu. Lth Schleimünde dicht an Stb, den AB-Motor standby, kommen wir sofort zu den Anlegeplätzen bei der berühmt berüchtigten Giftbude. Hier wollen wir für heute Station machen und morgen das ruhige Fahrwasser der Schlei zum Ausklang nutzen. Auf diese Weise ersparen wir uns am letzten Tag vermeidbare Unbilden durch das herbstlich anmutende Wetter. Alle Crews fühlen sich auf diese Weise geborgen. Natürlich führt am Abend kein Weg an der Giftbude vorbei …
Am letzten Segeltag (Samstag), haben wir es mit dem Auslaufen nicht sehr eilig. Es weht kräftig aus W, die Fahrtrichtung dieses Tages. Deshalb werden die Motoren, soweit nötig und möglich aufgetankt und raus geht’s. Die Akkukapazität von Bobby Dazzler ist alsbald erschöpft und per Funk wird blitzschnell eine Schleppverbindung vereinbart. Circe und midlife kreuzen einen ganzen Teil der Strecke. Auf den letzten sm vor Kappeln ist das wegen der Enge des Fahrwassers nicht mehr möglich. Auch Circe benötigt einen Schlepp, denn ihr AB mag nicht so recht. Die meisten Boote machen nach der Brückenpassage im Mittelmann’s Werfthafen Schluss und genießen die Ruhe am Steg oder im Städtchen. Semper Fidelis hingegen macht noch 6 sm gen Westen. Kaffeetrinken neben der monströsen Klappbrücke von Lindaunis ist unter grauem Himmel auch eine Möglichkeit, weniger behagliches Wetter zu ertragen. Es bleibt trotz düsterer Himmelsboten trocken und nur unter Fock lässt sich die Rückfahrt nach Kappeln ganz entspannt genießen.
In einer Berliner Kneipe findet unser Abschlussabend statt. Erste Resümees werden gezogen, die Frage nach dem Revier des nächsten Jahres wird gestellt und so allerlei Ideen dazu ausgetauscht. Eine ausgelassene Runde.
Ich bin persönlich sehr zufrieden darüber, dass gute Seemannschaft und sichere Navigation praktiziert worden sind. Kameradschaft und Hilfsbereitschaft, wo immer nötig und gute Laune allenthalben haben diesen Törn in einem navigatorisch einfachen, aber durchaus auch launischen Seegebiet ausgezeichnet. Dass wir aus Gründen der Sicherheit und des Komforts auf das Ankern verzichtet haben, lässt sich gewiss ertragen.
Am Sonntag steht der Kran früher als angekündigt zur Verfügung. Dadurch sind bereits mittags alle Boote autobahnklar verzurrt. Micha aus Bayern ist da bereits auf der Bahn, denn er hat die weiteste Strecke mit seinem Gespann.
113,9 gemeinsame sm bei durchaus durchwachsenem Wetter ohne jede Havarie liegen im Kielwasser. Die verbesserte Kommunikation mit den Seefunkgeräten auf JEDEM Boot und die Tatsache, dass diesmal ALLE Boote mit reffbaren Segeln ausgerüstet sind, haben ihren Anteil daran. Die weniger geübten Vorschoter/innen haben sich tapfer geschlagen. Mein Kompliment, die Teilnehmer dürfen darauf mit Recht stolz sein.
Schön, dass Ihr dabei wart! Ich danke Euch für Eure vorbildliche Kameradschaft und Hilfsbereitschaft.
Noch mehr Bilder zum Törn gibt es demnächst in einem Anhang zu diesem Bericht (Diashow).
Michael Röhrig
Semper Fidelis / GER 1176
Deutsche H-Boot-Klassenvereinigung
Obmann Fahrtensegeln
Ein Dankeschön
Sehr geehrter Herr Zauner,
stellvertretend für die H-Boot Klassenvereinigung möchte ich mich hiermit bei Ihnen für die großzügige Unterstützung des Flottillentörns 2018 bedanken.
Ich bin erst seit 2 Jahren in der KV, noch wenig Regatta erfahren aber schon viele Jahre "auf See" unterwegs.
So habe ich mich über das Angebot des Flottillentörns sehr gefreut und ...es war einfach Klasse!
Durch Ihre Sektion "Fahrtensegeln" laden Sie Segelfreunde in die KV ein, die der ursprünglichen Idee dieses Bootes verbunden sind.
Ich konnte so nach 2 Jahren auf bayrischen Seen erleben, wie viel Spass es macht, mit diesem sicheren, schnellen und gutmütigem Schiff auf dem Meer unterwegs zu sein. Da bekommt man richtig Vertrauen in das H-Boot und Lust auf Meer.
Eine besonders schönes Erlebniss war auch die Zeit mit der froh gesinnten Crew, die mich als "Südländer" herzlich aufgenommen hat.
Besonderen Dank an Kommodore Michael Röhrig, der uns jederzeit, mit guter Laune, maximal kompetent und vorausschauend umsorgt hat, das ist einfach Klasse Seemannschaft und zugewandte Kameratschaft.
Ich wünsche der Sektion "Fahrtensegeln" noch viele so gelungene Törns und freue mich schon darauf, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.
Mit herzlichen Grüßen
Michael Naschold, Isny GER 982