H-Boot Flottille rund Elba 2020
„Navigare necesse est“ Gnaeus Pompeius Magnus, 50 v.Chr., Wahlspruch der Hanse oder „irgend was geht immer“
Es war alles ganz anders geplant,
zu den Iles d’Or sollte es gehen.
Dann kam für die Provence der Corona shut down.
John hatte die Idee des Jahres.
„Italien ist doch noch offen“.
Ein 50 Jahre alter Traum ging in Erfüllung,
….einmal auf eigenem Kiel rund Elba, unserer geliebten Urlaubsinsel.
Dank der Hilfe von Elena Lanzeretti, „Golfo di Mola“ San Vincenzo
fanden wir in letzter Minute für Bobby Dazzler und Estela eine Kranmöglichkeit
und Platz für unsere Gespanne, was für ein Glück, danke Elena!
Bobby Dazzler mit John und Petra (JP)
Estela mit Michael und Thomas (MT)
Sonntag 13.9.2020,
7:30 Abfahrt Isny im Allgäu,
Anreise stressfrei, kein Verkehr,
17:50 Ankunft San Vincenzo,
34 Grad, Pizza, Bella Italia,
Unsere Boote in der Cantiere Golfo Mola,
…die sind da andere Schiffe gewohnt…
Montag 14.9.20
San Vincenzo
Empfang durch Elena Lazeretti, Cantiere Golfo Mola
freundlich, professionell, Kran teuer aber top service,
Hänger frei für eine Woche, günstigem Parkpreis in der Tiefgarage
Am Morgen gab es Klärungsbedarf mit der Werft…,
ein sooo kleines Boot kommt hier nicht alle Tage.
Wie krant man ein sooo kleines Boot und noch unbekannter….,
wie stellt man einen sooo kurzen Mast mit einem sooo grossen Kran???
Die Lösung kam durch einen Exildeutschen, Florian, offensichtlich Bootsbauer,
der gerade den Dragon Fly eines Münchners ab riggt.
Mit dieser anerkannten Autorität war nun alles stressfrei möglich.
Das Einräumen des Bootes bei brüllender Hitze war nur zu ertragen,
durch ersten See Kontakt am sehr schönen Strand von St. Vincenzo,
und Mittagspause in der Fischbude an der Ecke.
Die Boote bleiben an der Kranmauer, wir nochmal im VW Bus,
Wichtige Erkenntnis des Tages,
man suche bei Fragen vertrauensvoll Kontakt zu Menschen mit offenbar möglichem know how,
leiste nachhaltig Überzeugungsarbeit für das scheinbar Unmögliche, z.B. bei Werftarbeitern
und man besorge sich rechtzeitig vor der Nacht eine WC Karte für die Marina.
Abendessen nach getaner Arbeit mit John, Petra und Thomas im kunstvoll beleuchteten
San Vincenzo.
Dienstag 15.9.
San Vincenzo-Porto Ferraio
20 sm, Wind ca 5-10 kn aus N-NO
Auslaufen um 8 Uhr vor Arbeitsbeginn der Werftarbeiter, budget schonend !
Kurs 208 Porto Ferraio,
Segelführung: Gross, Bulle, Gennaker am Spibaum
12 Uhr Mittagsflaute, Baden mit Bier und snack
Ankunft 15 Uhr, der Stadthafen ist noch leer, Festmachen an der Calata Mazzini
erster Rundgang , Baden an der Spiaggia del Grigolo
Abendessen an der grossen Treppe „Albergo l Ape“, angenehm, authentisch, gut.
Mittwoch 16.9.
Porto Ferraio-Marciana Marina
10 sm, Wind 5-10 kn NW
Auslaufen ca 10 Uhr noch leckeren Cornetti und Cappucini
Segel: am Wind, Fock, Gross
Im Windschatten Motoren wir aus den Bucht von Porto Ferraio, lassen Scoglietto an stb,
dann können wir am Wind Kurs W Capo Enfola anlegen, das wir nach 3 sm passieren.
Der Monte Capanne begrüsst uns über dem Golfo di Procchio, ein herrliches Bild.
Marciana Marina, ursprünglich der alte Hafen der Bergdörfer Marciana Alta und Proccio,
ist ein guter Ausgangspunkt für einen Landtag mit Aufstieg/Seilbahn auf den Monte Capanne (1019m). Von dort hat man einen herrlichen Ausblick über Elba, das tyrrhenische Meer bis Korsika. Nach der Bergtour lädt der kleine aber feine Strand neben dem Torre Saracena (12.Jh) zum Baden ein. Für Segler wurde eine grosszügige neue Marina gebaut worden,
da ist reichlich Platz für gross und klein.
Der Hafen voraus, ist nach einer Stunde erreicht, easy sailing, Urlaub pur.
Nach nur 3 Stunden auf dem Wasser, Zeit für Schwimmen, Lesen, Schlafen, Promenade mit
sundowner unter dem Monte und …diesmal Essen an Bord, Thomas kocht für uns vier heute leckeren Kuskus, als Nachtisch gibt es Cantuccini mit Espresso und Vino.
Donnerstag 17.9.20
Marciana Marina-Contessa Bucht
25 sm
rund West Ecke
Wind NW 15-20 kn,
Nach Auslaufen zuerst am Wind dann Drehung auf WNW, gen/spi
nach Runden der felsigen Westküste ohne sicheren Hafen,
Mittagsflaute auf Höhe Fetovaia, Bier, Schwimmen,
dann Auffrischen Nachmittags auf 20 kn NNW bis in die Nacht mit kräftigen Böen,
das Anlaufen von Marina di Campo ist nicht möglich da der Hafen nach N offen ist,
Ansteuerung Capo di Stella mit Ziel im Golfo di Stella West unter Windschatten der Berge
zu ankern, Zunahme der Windstärke bis 20 kn, Entscheidung in Contessa W Bucht zu ankern da
dort die Berge höher sind und Schutz bieten. Von Bobby Dazzler ist nichts mehr zu sehen, auch nicht zu hören, weder über Funk noch über mobil… nun die werden ihr en Schlafplatz wo andes suchen. Wir laufen den Ankerplatzes unter Motoran, mit Wind gegenan, die Ankerleine mit 40 m gesamt wird ausgebracht, Anker abgetaucht, liegt nicht optimal nur Sand,
weitere 5 Yachten liegen noch in der Nähe, unser Boot wirkt dagegen mini und erregt Aufsehen.
Ohne Dingi gibt es leckeres Abendessen an Bord mit Pastis, Spagetti mit Bolognese, Rosso,
danach Verlegung des Bootes weiter unter Land da dort ruhigeres Wasser, der Anker wird wegen des immer noch heftigen Windes mit zusätzlich 10 m Kette versehen, er wird nochmal abgetaucht, liegt im Seegrass fest vergraben, das iPad mit Navi App und Ankerwache Funktion beruhigt, trotz deutlichem Wind liegen wir ruhig genug um zu schlafen.
Freitag 18.9.
Contessa Bucht-Porto Azzurro
16 sm, 10-15 kn N
Nach Sonnenaufgang, Morgenbad und kurzen Frühstück Anker auf,
immer noch reichlich Wind aus Nord,
unter Maschine über die Bucht bis Corbella dann Segel gesetzt, Vollzeug
Kurs 115 Richtung Corbelli vorbei an Golfo di Stella mit Capoliveri
Der Wind frischt auf 15-20 kn auf, vor Pt. di Praticciolo 1. Reff, vorbei und Remaiolo mit Tauchbooten, Kurs 100 auf Pta. dei Ripalti, das Cap wird umrundet, dann 60 Grad Richtung Pt. Ala,
bis Porto Azzurro achterlicher als querab, dann auf 112 Einfahrt in die Bucht von auf Pt. Azz. am Wind, wir passieren historische Orte, Heimatgefühle kommen auf, Capo Focardo, Hausstrand, .... segeln eine Runde um die Bucht von Mola, vorbei am Segelclub von Capoliveri und der Mola Werft. Um 12 Uhr laufen wir in Pto. azz. ein, wo John und Petra uns empfangen,
sie waren gestern durchgesegelt bis in den sicheren Hafen.
Um 15 Uhr mieten wir uns einen Roller und fahren hoch ins malerische Städtchen Capoliveri wo schon meine Frau Uli mit Freundin Marianna auf uns warten und baden in der Morcone Bucht.
Danach gehts auf die schöne Piazza des Bergdorfes mit Apero, Bummel durch die historische, malerische Altstadt und Abendessen auf der Piazza mit unseren Segelfreunden Petra, John und Thomas und Familie.
Samstag 19.9.
Porto Azzurro-Capoliveri-Cavo
10 sm, 0-5 kn uml.
Wir laufen mittags aus mit Ziel Cavo vorbei an Rio Marina
die Winde sind umlaufend minimal, 5-0, Flautensegeln, Baden vom Boot aus,
Cavo, an der NO Spitze von Elba, ein schöner ruhiger Ort mit einer kleinen Marina ausgestattet, jedoch die Duschen muss man erst mal suchen, wir müssen uns zum öffentlichen WC/Duschhaus der Stadt durchfragen.
Unsere Damen, Uli und Marianna kommen nochmal zum Abendessen an den Strand mit einer wunderbaren Stimmung und Blick nach NO auf die Inseln Palmaiola und Cerboli.
Cavo - Puna Ala - Castiglione della Pescaia
32 sm, 15-30+ kn N-O
- doch noch ein kleines Abenteuer -
Nach Frühstück und zweitem Frühstück, Skipper Besprechung mit John und Petra (JP),
Plan nach Punta Ala oder wenn möglich Castiglione della Pescaia ca kurs 107°
gegen Mittag auszulaufen.
Das Wetter ist stark wolkig, der Wind ca 15-20 kt aus N, später NO, böig.
Zuerst geht es 3 sm Richtung Piombino, die Insel Palmaiola an stb dann
3 sm Kurs nach S und Kurswechsel auf Punta Ala 100°, 8 sm,
dann folgt die Entscheidung von JP es mit Castiglione zu versuchen.
Aufkreuzen um Sc.o. dello Sparviero vor Punta Ala zu umrunden.
Der Wind frischt auf, ca. 20 kt NO, wir binden das erste Reff ein,
Höhe Castello Rocchette naht eine schwarze Gewitter Walze aus NNO
wir sind sicher, die restlichen 4 sm nach Castiglione noch zu schaffen.
Der Wind zunehmend, ca. 25 kt, es blitzt und donnert immer wieder, …weiter weg..?
wir fühlen uns „geschützt“ durch Schwimmweste. Lifeline und PLB, Reff,
der Regen setzt ein, …zu spät die leichte Regenjacke gegen das
Ölzeug zu tauschen, die ersten Gewitterböen erfassen uns,
der Aussenborder wird abgelassen, gestartet und läuft mit,
wir sind 2 sm vor Castiglione mit berüchtigter, enger, sandiger Einfahrt und
noch voller Zuversicht rechtzeitig vor dem Gewittersturm in den nur 15 m !!! breiten
Hafenkanal auf 62 °einlaufen zu können.
Wir versuchen Bobby Dazzler (BD) in Schlepp zu nehmen, dann dauert’s vielleicht
nur ne halbe Stunde, John hat schon die Leine bereit zur Übergabe.
Dann geht alles ganz schnell, es blitzt und kracht um uns herum,
Hagel prasselt auf uns ein, der Wind jault uns um die Ohren,
Estela legt sich auf die Seite und streckt sich in den Wind,
ich fiere die Schoten weiter auf bis zum Achterknoten,
ein kurzer Blick auf den Windmesser, 45kn…. ,
…das kenn ich doch vom Atlantik…aber hier in bella Italia…der Hammer…
ich sehe noch im Augenwinkel wie sich BDs Fock vertörnt und das Gross überkommt
dann sind John und Petra im Regen und Nebel verschwunden,
auch die Küste mit dem sicheren Hafen ist im Nebel,
das iPhone spinnt, das display ist nass, lässt sich nicht mehr bedienen,
dann das iPad, nach ein paar Sekunden nass und unbrauchbar zur Navigation,
eine Böe folgt der anderen, …nur weg vom Land….aber wo ist das Land…
die Küstenlinie läuft auf ca 100°….dann bringt alles um 200° Raum und Sicherheit,
wir wenden und laufen ab Richtung 250°, von BD und JP keine Spur mehr,
nach einiger Zeit hat man das Gefühl, der Regen wird weniger, der Wind ist nicht
mehr so ruppig, der Nebel öffnet gelegentlich ein Fenster,
man erkennt die Lichter der Küstenlinie, ……wir wollen nicht zurück nach Punta Ala.
Wir wenden wieder, wir wollen in den nächsten Hafen und der liegt vor uns,
wir sehen kurz die Hafenlichter in der Ferne, polieren das iPhone unter der Sprayhood,
drehen den Motor auf und Thomas am Steuer zielt auf die Hafeneinfahrt zu,
ich versuche die Navigation mit Handtuch am iPhone am Laufen zu halten,
damit wir den Winkel der Einfahrt treffen, zum Glück ist der Wind ablandig,
so haben wir eine gute Chance unter Motor in das Nadelöhr von Einfahrt,
mit Sandbänken an Bb zu treffen, ohne Gefahr versetzt zu werden.
Die Gewitterfront ist gnädig mit uns, der Nebel lichtet sich allmählich,
der Wind und Regen lassen weiter nach und wir laufen, an einer Erfahrung der besonderen Art reicher, schlotternd vor Kälte…oder auch ein wenig „Bammel“…,
aber doch wohlbehalten und guter Dinge in den geschützten Hafen von
Castiglione della Pescaia ein. Aber, sollen wir doch nicht nochmals raus und JP suchen,
vielleicht brauchen sie Hilfe, ich versuche sie mehrmals über Funk und Handy zu erreichen,
ohne Erfolg. So gehen wir etwas beklommen in die Pizzeria und geniessen,
wie uns Essen und Vino schnell durchwärmen und die Laune zurück kommt.
Froh und erleichtert sind wir erst, als wir später am Abend von John die Nachricht
erhalten, dass auch sie sicher in Punta Ala angekommen sind.
Ein Spaziergang auf das Castillo bei warmer Brise, klarem Himmel und
Mondsichel im Torbogen lässt dann alles als „kleines Abenteuer“ erscheinen.
Montag 21.9.
Castiglione - Punta Ala- Marina di Scarlino
14 sm, 5-10 kn NW
Früh brechen wir auf, um unsere Freunde wieder zu treffen, die in der letzten Nacht
in Punta Ala Unterschlupf gefunden hatten.
Eine herrliche Morgenstimmung, glatte See, null Wind, endlich kann der Motor auch mal zeigen was er kann.
Vorbei gehts am Castello Rochette und den Felsen von Sparviero und Porchetti, wir erreichen
die volle Marina von Punta Ala. Der Funkkontakt mit der Verwaltung verlief wenig hilfreich,
BD war unbekannt und der Hafen voll.
Erst nachdem wir jede Ecke abgefahren hatten, entdecken wir BD in der kleinen Cantiere,
direkt an der Einfahrt, unmittelbar unter dem Torre des Hafenmeisters.
Es geht mit 1-2 Bft aus NW weiter, 5 sm nach N zur Marina di Scarlino.
Der Empfang dort sehr freundlich, Bars angenehm, alle sind entspannt….aber
eine riesige geschlossene Anlage.
Dienstag 22.9.
Scarlino - Piombino Marina Salivoli
17 sm, 5-10 kn NNW
Die kurze Überfahrt über den Golfo di Follonica nach Piombino wird zu einem besonderen Erlebnis. Hoffnungsvoll halten wir mit 280 direkt auf Piombino zu, dann tauchen im Wasser zu hunderten, eng gruppiert unbekannte Objekte auf, die den Weg versperren, soweit man sehen kann.
Man wird an einen James Bond Film erinnert, fehlt nur noch. dass ein UFO landet. Beim Blick in die Karte erkennt man mitten im Golfo einen Bereich von 2x2 sm als Fischfarm ausgewiesen.
Wir fallen ab Richtung Isola Cerboli um dann diese zu umrunden und die Marina von Salivoli
anzusteuern. Zwar müssen wir erst mal an der Tankstelle warten bis das Büro besetzt wird,
dann aber läuft alles professionell, uns werden Liegeplätze zugewiesen, wir werden im Torre
empfangen, die kleinen Boote finden Interesse und Sympathie.
Eine angenehme Marina ist das, eher klein, nicht geschleckt, nette Bar und vor allem,
eine top Cantiere, wie sich am nächsten Tag noch herausstellen sollte.
Der Hammer aber, das Restaurant „Al Solito“ am NO Eingang der Marina,
ein eher unscheinbares, aber sehr zu empfehlendes Restaurant,
in dem auch italienische Omas essen, wohl ein gutes Zeichen….!