Interview mit der neuen West-Obfrau Tabea Rasche
Hallo Tabea, seit letzten Herbst bist du Obfrau unserer Region West. Wie bist du zum Segeln gekommen und warum bist du auf dem H-Boot aktiv?
Hallo zusammen. Zum Segeln bin ich durch meine Familie gekommen. Meine Großeltern haben damit begonnen, mein Vater hat deren Hobby weiterverfolgt. Für meine Großeltern stand das Regattasegeln allerdings nicht im Vordergrund, außer einiger Yardstickregatten auf unserem Heimatrevier, dem Edersee, waren sie eher als Fahrtensegler unterwegs. Als Oma und Opa das Revier gewechselt haben, war für uns schnell klar, dass eine Alternative am Edersee hermusste. So sind wir durch Zufall auf das H-Boot aufmerksam geworden und mit dem neuen Boot am Edersee angekommen, wurden wir schnell in die Regattaszene entführt und ich möchte diese nicht mehr missen. Kleine „Ausflüge“ in die Soling, Seascape 18 oder auch die J70 sind immer wieder schön, meine Begeisterung für die H-Boote lässt sich dadurch aber nicht mindern.
Für mich ist die Klassengemeinschaft ein wichtiger Faktor. Sowohl die Anzahl der Regatten und die Vielzahl an Revieren aber auch, und das ist für mich viel wichtiger, die großartigen Menschen machen die H-Boot Klasse aus. In den nun fast zehn Jahren H-Boot Segeln haben sich viele Freundschaften entwickelt.
Was hat dich motiviert dieses Amt zu übernehmen?
Mein Vorgänger, Daniel Jonkmanns, hat bereits vor einigen Jahren gefragt, ob ich sein Amt übernehmen wolle. Ich habe abgelehnt, wohl wissend, dass Daniel einen tollen Job gemacht hat. Dennoch habe ich immer wieder darüber nachgedacht und schließlich Gespräche mit dem neuen Sportwart, Timm Nolden, und einigen Reviervertretern aus dem Westen geführt, die mir sehr positive Signale für eine konstruktive Zusammenarbeit gesendet haben. Mir wurde bewusst, dass wir versuchen müssen, die Klasse attraktiv zu halten und sie mit der Unterstützung der erfahrenen Regattasegler zu verjüngen. Vielen Dank an diejenigen, die mir ihre Hilfe zugesagt und Ratschläge gegeben haben und weiterhin geben.
Hast du Ideen, wie wir mehr junge Leute für das H-Boot gewinnen können?
Die Frage ist schwierig und stellt sich sicherlich in vielen Bootsklassen. Am Edersee haben wir mittlerweile vergleichsweise viele Seglerinnen und Segler unter 30, die im H-Boot und in der Soling aktiv sind, obwohl es keine Trainingsgruppen (Opti, Ilca, etc.) gibt. Dies ist durch den Willen unserer Eltern- und Großelterngeneration entstanden, die den Aufwand, uns ihr Wissen zu vermitteln, gerne auf sich genommen haben. Mittlerweile lassen sich die Flotten von H-Boot und Soling bei uns am See nicht mehr trennen. Die Vision wurde wahr: wir alle segeln H-Boot, Soling UND Seascape und diejenigen die gerade nicht segeln, sind als Wettfahrtoffizielle im Einsatz.
Ein Weg ist natürlich, durch die Verwandtschaft in Kontakt mit dem Segeln zu kommen. Wir haben außerdem begonnen, unsere Freundinnen und Freunde und Bekannte mit auf das Wasser zu nehmen. Ob zum Spaß am Wochenende, zu Yardstick- oder Ranglistenregatten, viele hatten zuvor keinerlei Bezug zum Wassersport. Nicht alle sind dem Regattasport erhalten geblieben, aber einige sind mittlerweile feste Bestandteile des Teams Edersee.
Ich kann mich an dieser Stelle nur bei denjenigen bedanken, die sich immer wieder bereit erklärt haben, junge Menschen mitzunehmen und ihnen ihr Wissen weiterzugeben. Zu Beginn hast du gefragt, warum ich im H-Boot aktiv bin. Es fasziniert mich, dass es keine Altersgrenzen gibt und das Geschlecht egal ist. Menschen kommen zusammen, weil sie die gleiche Faszination für den Segelsport empfinden und eine schöne Zeit verbringen möchten.
Wie können wir als deutsche KV dich dabei unterstützen?
Wie zuvor erwähnt, bei uns am Edersee hat es keinen Masterplan gegeben, sondern lediglich die Vision zweier Flotten und deren engagierten Mitglieder. Ich kann lediglich an alle Eigner appellieren, junge Menschen mitzunehmen und ihnen das Segeln nahe zu bringen. Ob das die Klasse am Leben hält? Ganz ehrlich: ich weiß es nicht.
Auf einigen Revieren im Westen sind die Meldezahlen rückläufig. Wie können wir das deiner Meinung nach ändern?
Die Frage ist vermutlich keine andere als die nach dem Akquirieren junger Segelnder und wieder steht fest: nicht nur im Westen gibt es dieses Problem. Je mehr Menschen das H-Boot kennen und lieben lernen, desto mehr Boote bekommen wir an den Start. Der Westen Deutschlands ist nicht unbedingt für seine Wassersportreviere bekannt und doch gibt es sie! Die IDM 2020 am Baldeneysee fiel Corona bedingt etwas reduzierter aus – und doch hat das Organisationsteam es geschafft, sie durchzuführen und damit die Weichen für 2021 gestellt. Am Edersee hat 2020 die erste Ranglistenregatta mit Coronarestriktionen stattgefunden. Es gibt so viele engagierte H-Bootler im Westen, die alles probieren, um die Klasse am Leben zu erhalten. In diesem Jahr dürfen wir erneut zeigen, dass es bei uns möglich ist, größere Regatten durchzuführen. Die IDM 2024 findet am Edersee statt – sicherlich eines, wenn nicht das zentral gelegenste Revier der H-Boote in Deutschland. Und vielleicht können wir durch unser fortwährendes Engagement das ein oder andere H-Boot aus Bayern oder Berlin für die nächsten Jahre gewinnen. Es bleibt die Devise: Werbung machen zählt!
Vielen Dank und viel Erfolg liebe Tabea