Manöver, Manöver, Manöver
H-Boot-Training bei echtem April-Wetter auf dem Wannsee
Es ist kalt und hat sicher schon wärmere Tage bei Saisonstarts gegeben. Dennoch schwitzen wir alle spätestens nach der ersten Runde. Acht Berliner Teams nehmen am 23. und 24. April an einem H-Boot-Training der KV Region Nordost auf dem Wannsee teil. Die beiden eigens aus Bayern angereisten Trainer, Dirk Stadler und Thomas Kausen, haben eine kleine Bahn ausgelegt. Die hat es gerade deshalb so in sich, weil sie so kurz ist. Kaum die Luvtonne gerundet und den Spi hochgezogen, muss er schon wieder runter. Hektische Bojenrundung, die gesamte Mannschaft keucht ins Ziel. Doch das war erst der erste Streich. In drei Minuten ist schon wieder Start.
Wer nicht beim Ein-Minuten-Signal an der Linie ist, bekommt von den beiden amtierenden Vizeweltmeistern in ihren Motorbooten einen Rüffel. Dann Start, drei, vier Wenden in kurzen Abständen, Luvtonne, Spi hoch, Halse, Spi runter, Leetonnen-Rundung und damit Ziel.
Doch wehe, der Bogen um die Tonne ist nicht optimal und es werden Höhe und Geschwindigkeit verschenkt. Schon kommt einer der beiden im Mobo angerauscht, analysiert die Fehler und gibt hilfreiche Tips aus seinem großen Erfahrungsschatz. Dabei geht es nicht nur um den Bogen der Rundung, sondern auch, wann und wie die jeweiligen Schoten am besten dichtgenommen werden.
Doch schon allein den Spi zum richtigen Zeitpunkt und natürlich auf der richtigen Seite runterzubekommen, ohne dass jemand auf den Schoten steht oder das Spifall irgendwo hängt, ist nicht immer selbstverständlich. Auch nach gefühlten 30 solcher Miniregatten passiert es den inzwischen wesentlich besser agierenden Teams noch gelegentlich, dass sie mit halb geborgenem Spi, der einfach nicht runter will wie er soll, über die Tonne hinausfahren.
Trotzdem macht Dirk schon am zweiten Tag „Meilensteine“ aus, welche die Berliner Teams gegenüber dem ersten Tag hinter sich gelassen haben. Das ist ja das Schöne: Es gibt so manche Aha-Effekte, Lösungen für wiederkehrende Probleme, Abläufe werden umgestellt, Teamarbeit optimiert und dabei auch noch experimentiert, um klar zu bekommen, worauf es dann wirklich ankommt.
So muss etwa der Spibaum auf dem Vorwindkurs nicht unbedingt bis möglichst kurz vor der Leetonne stehen. Entscheidend ist doch, dass der Spi lange zieht. Das macht er aber eigentlich auch ohne Baum, der so früher weggepackt werden kann, so dass der Vordeckmann bei der Rundung noch für andere Dinge zur Verfügung stehen kann. Um das mal zu erleben, wird halt ein Vorwindspikurs einfach mal ohne Spibaum gefahren. Es geht!
Mancher mag es trotzdem nicht gleich glauben, aber dafür präsentiert Thomas dann abends ein passendes Video, das er tagsüber nebenher gemacht hat. Manöver, verpatzte wie geglückte, in Slow Motion. Allerspätestens da fällt so manche Schuppe von den Augen.
Es ist eigentlich ein Super-Wochenende, hätte es nicht im Eifer des Trainings noch zwei Rammings gegeben, eines davon mit größerem Schaden. Keine Frage, so intensives Üben fordert, was leider zu Unaufmerksamkeiten führt, die verdammt ärgerlich sein können.
Dabei hat sogar das Aprilwetter ein Einsehen. Bei Windstärken zwischen zwei und vier kam recht oft die Sonne raus. Zwar gab es am Sonntag sogar mal einen heftigen Hagelschauer. Aber den ersten leichten Sonnenbrand der Saison gab es eben auch. Und mit Ausnahme der Regattafelder war der See noch schön leer.
Ein großer Dank gebührt neben den beiden hervorragenden Trainern und Trimmexperten Dirk und Thomas vor allem Peter Nürnberger. Der Regionalobmann Nordost hat nicht nur die Initiative für das Training ergriffen, sondern es auch perfekt organisiert. Dabei war er selbst leider verhindert. Danke auch dem Berliner Yacht Club für die Gastfreundschaft und die Bereitstellung der Motorboote. Lob verdient zudem das leckere Essen am Samstagabend vom Cateringservice mit dem rätselhaften Namen „Die Eselin von A.“
Völlig berechtigt lautet das Fazit einer Teilnehmerin: „So ein tolles Training müsste es öfter geben!“
Sven Hansen, GER 646