„Rund Rügen“ 2019

Törn der H-Boot KV Flottille - H4sea - 2019

Mit dabei

Semper Fidelis  GER 1176 mit Michael Röhrig
Bobby Dazzler - GER 1203 mit John und Petra
1stB - GER 1709 mit Onno und Frank
Estela - GER 982 mit Micha und Klaus

 

Mi 28.8.2019

Anreise Isny - Greifswald, 957 km, Fahrzeit 10 Stunden.

 

Do 29.8.2019

Nach den etwas frischen Erfahrungen mit meinem H-Boot auf der dänischen Südsee im Jahre 2018, hatte ich mich in Greifswald bei der Tuchwerkstatt angemeldet, um uns eine gemütliche Spray Hood und eine lazy bag zu gönnen.

Die Mitarbeiter dort erledigten ihren Auftrag exzellent, innerhalb von ein paar Stunden war alles angeschraubt und passte top. Sofort stellte sich ein Gefühl der Geborgenheit im Niedergang ein, was für eine Freude, das war nun schon fast schiffig, nicht mehr bootig,….sooo sollte man auch bei viel Wind und nassen Bedingungen einen Segeltag geniessen und nachts trocken schlafen können.

Die Hanse- und Uni Stadt Greifswald ist ein Kleinod, die Abendstimmung an der Ryck,

mit einer Mischung aus maritimem Ambiente und Hafen-Salsa Atmosphäre, war ein

wohltuender Beginn einer schönen Segelwoche.

Fr 30.8.2019

Nach einer knappen Stunde Fahrt kommen wir am „Tor zur Insel Rügen“,  in Stralsund - Wassersport Zentrum Dänholm an. Die Marina ist großzügig mit Schwimmstegen gebaut, der Ausblick auf Stralsund macht Laune auf einen schönen Abend in der Altstadt.

Michael Röhrig hatte die Liegeplätze und Krantermine für unsere Flottille reserviert, vielen Dank dafür. Das Kranen wurde vom Hafenmeister souverän gemanaged. Zu allem Überfluss hatte das kleine Club Restaurant “Smutjes Bistro am Sund“ geöffnet und hat uns, nach getaner Arbeit, abends mit leckerem Essen verköstigt.

Des erste Hock mit der Flottille war so gesichert und verlief in froher Laune, das Wiedersehen wurde gefeiert, Erlebnisse ausgetauscht, Pläne geschmiedet.

Sa 31. 8. 2019

Nachdem im Laufe des Vortages auch die übrigen „Flotties“ mit ihren Gespannen gut angekommen waren, das Einkranen reibungslos geklappt hatte, war heute Zeit für

einen ausgiebigen Landgang.

Die ehrwürdige Hansestadt, ist seit 1234 älteste Stadt Pommerns und UNESCO Weltkulturerbe.

Als Alpenländer ist man schon beeindruckt von der großzügigen Pracht, mit der hier diese herrlichen Backsteinbauten wieder glänzen, allen voran das Rathaus, der Alte Markt, die Nikolaikirche und dazu das geliebte maritime Flair des Stadthafens.

So 1. September

Stralsund - Vitte, 15 sm

Bei mässiger Brise aus W läuft die Flottille am späteren Vormittag, nach gemütlichem Frühstück aus, Ziel Vitte auf der Insel Hiddensee, Kloster selbst war nach Telefonat mit dem dortigen Hafenmeister voll, da vom „Hanse Cup“ belegt, mit diesen Seglern sollten wir noch im weiteren Bekanntschaft machen. Ab Prohn querab wurde es dann spannend, da nun das Seegebiet der Untiefen begann und man sich so gut wie möglich an die Fahrerinnen halten musste. Unter Segel war das bald nicht mehr sinnvoll, sodass wir uns unter Motor und viel Respekt, mit der Navi App vor der Nase, der Fahrrinne entlang Richtung Witten vortasteten. Das war auch gut so, wie sich am nächsten Tag zeigen sollte. Nach der überschaubaren Distanz von 15 Seemeilen wohlbehalten angekommen, blieb noch genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang am herrlichen Strand von Witte. Die spätere Einkehr mit unseren Segelfreunden im urigen, reetgedeckten Restaurant Buhne 11, Stralsunder Bier und einen riesen Teller Fisch mit Bratkartoffeln, lies den Tag entspannt ausklingen.

Mo 2. September

Vitte - Sassnitz, 32 sm, Wind SSO 15-20 kt

Diesmal war frühes Auslaufen angesagt, denn unser erklärtes Ziel war Saßnitz, gerade mal 33 sm um die Ecke. Aber bevor man endlich freie Fahrt hatte, ging es zuerst wieder fünf Seemeilen im engen Fahrwasser um den Vitter Bodden und dann nahe an Land, dem Buger Haken an stb lassend, aufs offenes Fahrwasser zu.  Die Fahrrinne war gerade mal 50 m breit, das sollte reichen für ein H-Boot, allerdings gibt es da auch noch den Gegenverkehr! und so passierte es dann auch. Plötzlich waren zwei Boote auslaufend und zwei Schiffe auf Gegenkurs, circa 1 Minute nicht mit den Augen auf dem iPad, sondern winkend bei den Sportsfreunden und schon wurde unser kleines Schiff sehr sanft gebremst und kam zu stehen, wir waren aufgelaufen!

Kein Wunder, an steuerbord war die Wassertiefe am Rande der Fahrrinne gerade mal 50 cm. Wir dachten schon wir müssen aussteigen und anschieben, aber mit ordentlich sechs PS rückwärts und etwas Wiegen, kamen wir nach kurzer Zeit wieder frei. Die Erleichterung war groß, als dann endlich das Ende der Betonnung und somit der Fahrrinne  erreicht war und wir

freien Seeraum vor dem Bug hatten.

Kaum hatten wir den Windschatten von Hiddensee verlassen, briste es ordentlich auf und wir rauschten mit halbem Wind 15-20 Knoten aus SSO an der Nordküste von Rügen entlang auf Kap Arcona zu. Schon einige Zeit war Achtern ein Pulk von Masten zu sehen gewesen, der sich nun flott näherte, die Segler des Hanse Cups waren auf unserem Kurs. Auf Höhe von Kap Arkona um 14 Uhr hatte uns das Regattafeld eingeholt und die 40Fusser zogen langsam aber doch stetig an uns vorbei. Was die wohl gedacht haben….über unsere Nussschalen…..in ihrem Revier?

Nach weiteren 3 Stunden mit bestem Wind und Wetter hatten wir den Fähr- und Fischereihafen von Saßnitz erreicht.

Di 3. September

Sassnitz - Prora - Binz - Sellin, Landtag

„Wenn schon auf der größten Insel von Deutschland, dann wollen wir davon auch was sehen…, nicht nur Wasser“!

Die Crew beschloss einen Landtag, und wir wechseln auf ein völlig anderes Gefährt, nämlich ÖNPV, den „rasenden Roland“. Roland ist ein dampfendes Ungetüm, Baujahr 1953, eine historische Schmalspur Bahn, die die Seebäder der Insel Rügen miteinander verbindet.

Mit maximal 16 Seemeilen/h bewegt sich das Gefährt seit 1895 sympathisch entspannt über die Insel. Das Land Programm hätte nicht kontrastreicher sein können! Zuerst Natur und Nostalgie pur, mit der Dampflock durch eine  freie Landschaft. Dann ein bewegender Besuch des Doku Zentrums Prora, ein ehemaliges „Kraft durch Freude“ Seebad der NS Zeit. Unvermutet wird man getroffen und berührt, von der Geschichte und der befremdlich und bedrohlich engen Gedankenwelt der NS Zeit, die die Menschen in unserem Land, vor nicht mal einem Lebensalter beherrscht hat.

Wie sehr sich dann doch die Welt geändert hat, spürt man beim Besuch der Ostseebäder Binz und Sellin. Mit den herrlichen Stränden und der schmucken Baulichkeit lässt sich Aufatmen.

Die Freiheit und  Weite, welche die Strände und das Meer anbieten, tun gut….hier lässt man leben, hier lässt sich sein.

Mi 4. September

Sassnitz - Kröslin - Penemünde, 25 sm, Wind SW 20 kt

Der Wetterbericht meldete weiterhin rechtdrehenden Wind, angenehme Windstärken und bestes Wetter, so war heute wieder Strecke angesagt. Wir verabschiedeten uns von Rügen, unser Zeil war Festland, die Marina Kröslin, gegenüber von Peenemünde.

Am östlichen Rande des Greifswalder Boddens gelegen ist sie, mit 500 Liegeplätzen,

eines der grössten Wassersport Zentren der Region.

Zwei Stunden nach Auslaufen und herrlichem Sailing unter halben Wind, lag Gohren quer ab und

wir mussten Richtung Thiessow aufkreuzen. Danach ging es in flotter Fahrt am Wind Richtung

der kleinen Insel Ruden, an deren Südspitze die betonnte Fahrrinne nach Penemünde beginnt.

An Tonne PN 1 traf sich die Flottille, die Segel wurden geborgen und wir folgten unter Motor

dem Fahrwasser nach Kröslin.

Do 5. September

Kröslin - Greifswald, 31 sm, 25-30 kt, SW

Die Flottille hatte schon recht, die wollten bei windigem Wetterbericht im Hafen bleiben und dem

sightseeing in Peenemünde den Vorrang geben. Aber mein Freund Klaus musste zum Zug nach Greifswald, eine Familienfeier in Berlin war angesagt. So machten wir uns auf den Weg,…es fühlte sich zuerst nicht so windig an (Landabdeckung). Zur Vorsicht hatten wir das Reff eingebunden und das war gut so… Kaum waren wir auf dem Greifwalder Bodden spürten wir,

was da draussen los war, 25-30 kt Wind und reichlich Böen dazu, zum Glück fast keine Welle. Das Dumme war nur, wir mussten da hin, wo der Wind her pfiff…So wurde aus einer kurzen Distanz von 15 sm nach Greifswald ein langer Weg von 30 sm, und 6+ Stunden „Gebolze“ gegenan.

An Autopilot (ST1000) war gar nicht zu denken, der war mit dem Ruderdruck komplett überfordert. Man hätte gut ein zweites Reff gebrauchen können, aaaaber das gabs da noch nicht, ich dachte das wäre nicht nötig. In so eine Situation kommt man dann doch, auf unseren süddeutschen Seen, in Jahren nicht. Wie wir uns so Richtung Greifswald vorarbeiteten,

schwor ich mir, „never ever fahre ich auf dem Meer jemals wieder ohne zweites Reff“.

Zumindest kam kein Wasser von oben und die neue Sprayhood konnte sich beweisen, eine Wohltat, dem Segelfreund unter Dach, geschützt von Nässe und Wind bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Auch die neue Kochkiste mit kardanisch  aufgehängtem Brenner klappte super, so gab es zumindest eine heisse Mittagssuppe, das tat gut. Froh waren wir schon,

als wir die Wiek-N Mole erreicht hatten und die Segel bergen konnten. Wohlbehalten in der Marina am Ryck angekommen, wurden wir noch von einem schönen Regenbogen belohnt.

So hatten wir uns doch wirklich ein feines Abendessen auf der „Promeria“ in bester Hafen Lage verdient. Klaus meinte noch beim Anstossen „prost,…und wieder nix kaputt gemacht“.

Fr. 6. September

Greifswald-Gustow, 20 sm, 10-20 kt, WSW

Von nun an ging’s für mich single handed weiter, das war dann doch eine Umstellung,

da muss man drei Arbeitsschritte im Voraus denken, 4 Hände haben und gleichzeitig

gut auf sich aufpassen. Wir waren mit dem Rest der Flottille verabredet, vor dem

Kooser Haken, bei Tonne 2/3. Erst mal weit und breit kein Segel in Sicht, so übte Estela das

Abfahren eines 2 sm Dreiecks um die Tonne, über Funk oder Handy war keiner der

Segelfreunde zu erreichen…war etwas passiert? Es dauerte dann doch noch eine gute Stunde,

bis sich alle Boote eingefunden hatten und wir weiter  als Flottille Richtung

Gustower Wiek segelten konnten. Für unseren geringen Tiefgang war der Strealsund

keine navigatorische Herausforderung, so kam bei gutem WSW, wie es sich für H-Boote gehört,

noch für zwei Stunden Regatta Stimmung auf, fun pur!

Der Nautrhafen Gustow entpuppte sich als eine kleine, heimeliger Marina,

in Mitten einer wirklichen Naturoase, eine Wohlttat.

Zum Ausklang ging es dann Abends ins Gutshaus Kajahn, zum gepflegten Käpt’ns Dinner.

 

Ein Prosit auf Kommodore Michael Röhrig, danke für den schönen Törn!

Sa 7. September

Gustow-Stralsund, 7 sm, Motor

Heute gab’s Zeit pur, zur Heimat Marina waren es nur noch 7 sm.

Dazwischen lag die Ziegelgraben Hebe-Brücke, Höhe 6 m,

…Schlange stehen bzw. liegen, schön brav, ein Boot hinter dem anderen,

und dann ging’s los und stb um die Ecke.

Schon war die schöne gemeinsame Zeit auf dem Wasser wieder passe,

nach ca. 133 sm und 6 wunderbaren Segeltagen mit den tollen Segelfreunden

der Flottillen-Gruppe… , vielen Dank an alle, das war Klasse Seemannschaft!

Für H4sea,

 

Michael Naschold

GER 982, LSC

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