Warnemünder Woche mit biblischem Zwischenergebnis
Wer einmal mit dem H-Boot auf der Ostsee durch die Wellen gepflügt ist, der kann davon nicht mehr genug bekommen. Dem würden wohl die meisten Mannschaften zustimmen. Doch als Klasse müssen wir uns der Frage stellen, warum die Meldezahlen in Warnemünde so rückläufig sind.
Dieses Jahr kamen noch gerade genug Boote an die Startlinie. Für knackige drei Tage mit 2+3+2 Wettfahrten, also insgesamt sieben Rennen, versammelten sich elf Boote. Die Bedingungen, die uns See, Wind und Sonne boten, waren Extraklasse! 2-4 Windstärken, kleine Welle, permanenter Sonnenschein bei wunderbaren 22 Grad, besser geht nicht.
Der erste Wettfahrttag begann mit der obligatorischen Steuermannsbesprechung und damit begannen auch die Probleme. Wer der Steuermannsbesprechung nicht von Beginn bis zum letzten Satz folgte, wer die akribischen Nachfragen von „uns Porsche“ nicht verfolgte, konnte in die Irre geleitet werden und die falsche Bahn absegeln. Es ging um nichts geringeres als den richtigen Kurs ins Ziel.
Wir teilten uns die Bahn mit den Solingen, die bereits ihre Euro segelten, als wir dazu kamen. In der gemeinsamen Bahnkarte war in der Ursprungsversion ein Fehler. Es wurde beschrieben, dass vor dem Zieleinlauf vorwinds die Tonne 2 zu runden sei. Doch gab es ein Gate, das aus den Tonnen 2a und 2b bestand. Gemeint war, dass durch das Gate ins Ziel zu fahren sei. Also wurde die Segelanweisung geändert, nachdem die Solingklasse das moniert hatte. Der Wettfahrtleiter sagte in unserer Steuermannsbesprechung zuerst, dass die Tonne 2 nicht zu runden sei, wenn man ins Ziel fahre. Er hatte dabei wohl die Thematik der Soling im Kopf. Erst auf energische Nachfrage von Gerd Miethe stellte der Wettfahrtleiter am Ende der Besprechung klar, dass man durch das Gate ins Ziel muss. Doch da waren einige unserer Mitsegler leidr schon geistig nicht mehr ganz an Land. So kam es, dass einige die Bahn bei der ersten Wettfahrt nicht korrekt absegelten.
Der Schmerz darüber war aber nicht groß, als sie später am Abend feststellten, dass beim Start (2. Startversuch unter Uniform) drei Viertel der Boote ohnehin als Frühstarter disqualifiziert worden waren. Bei der zweiten Wettfahrt des Tages waren es „nur“ 50 Prozent der Boote.
So kam es nach dem ersten Wettfahrttag zu dem biblischen Ergebnis: Die Crew, die zweimal Letzte wurde, stand ganz oben auf der Ergebnisliste! Alle gönnten es Ihnen, zumal das zweier Team GER 323 Birgit und Vincent Dürr ganz neu in unseren Reihen ist. Dennoch war der bittere Beigeschmack am ersten Tag, dass diese außergewöhnlich hohe Disqualifikationsquote beim zweiten Startversuch mehr nach Erziehungsmaßnahme schmeckte, und weniger nach göttlicher Wettfahrtleitung.
Wenn ein Tag so endet, sucht man weiter nach den Haaren in der Suppe. Die fanden sich an Land. So gibt es in Warnemünde keine pauschalen Parkgebühren für Teilnehmer mehr, man soll 4 Euro/Stunde bzw. 96 Euro/Tag bezahlen. Die Fähre zu dem Veranstaltungsort der anderen Bootsklassen ist nur einmalig gratis, ansonsten gebührenpflichtig. Es gibt für jeden Teilnehmer pro Tag ein Freibier des Sponsors aus einem Plastikbecher, gezapft in einem Anhänger, vor dem zwei Bierzelt Bänke stehen. Segler sind nicht mehr von der Kurtaxe ausgenommen usw.
ABER DAS SEGELN WAR EINFACH WUNDERBAR!
Am zweiten Wettfahrttag war uns die Sonne wieder hold, der Wind wehte mit 3-4 Beaufort und bescherte uns neben einer kleinen Welle drei wundervolle Races, die alle das Team GER 1010 Team Holger Köhne/Jan Köhne/Sven Ulrich gewann. Fast genauso schön war dann der Sonntag mit zwei Rennen bei etwas weniger Wind. Zum Ausklang der Warnemünder Woche fand die Siegerehrung statt. Es gewann GER 1010 vor GER 1602 (Gerhard Miete/Philipp Altena/Alexander Opladen und uns (GER 1656 Michael Dümchen/Thomas Dümchen/Kay Bodewig).
Michael Dümchen
Fotos: Pepe Hartmann