Internationale Deutsche Meisterschaft 2017
Mit der Ausrichtung dieser besonderen Meisterschaft und 50 Jahr Feier hat sich die Klassenvereinigung einen Club ausgesucht, dessen Commodore ein sehr engagierter H-Boot Segler ist - den Seglervereinigung 03 Berlin mit Klaus Schenkel. Und jetzt, nach der Meisterschaft und dem Fest, konstatieren wir: Es war die richtige Entscheidung.
Fünf herrliche Tage verbrachten wir bei Sonnenschein am Wannsee. Die SV03 nahm die Teilnehmer sehr herzlich und mit großer herzlicher Gastfreundlichkeit auf.
Die campierenden Mannschaften konnten die Wohnwagen und -mobile direkt vor den Stegen aufstellen. Das Clubhaus war komplett umgebaut worden. Für die 50 Jahr-Feier waren eine große Bühne, mehrere Catering-Zelte, ein Bierwagen, eine Coctailbar und ausreichend Biertischgarnituren auf der Wiese vor dem Clubhaus aufgebaut worden. Drei große Beach-Flags mit den 50 Jahre Signet rundeten das schöne Bild ab.
Für diese spezielle IDM hatte auch ich mir auch etwas ausgedacht: Ich wollte zeigen, daß das H-Boot auch mit sehr jungen Vorschotern erfolgreich zu segeln ist. So fragte ich Niklas, den Sohn meiner langjährigen Vorschoterin Meike, ob er Lust hätte, mit zu segeln. Hatte er - und so fragten wir seinen ebenfalls fünfzehnjährigen 420er Steuermann Arne, ob er als Vorschiffsmann auch dabei sein wollte. Als Ziel setzten wir uns einen Platz in der ersten Hälfte.
Zum Trainieren hatten wir uns kurz vor der IDM für die Teilnahme an zwei Regatten verabredet, die allerdings mangels Wind nicht stattfanden. So fuhren wir am Montag nach Berlin in der Hoffnung, wenigstens dort noch ausreichend trainieren zu können. Weit gefehlt - wieder Flaute - nur zwei Stunden konnten wir am Mittwoch zum Manövertraining auf's Wasser.
So hatte ich mit einigen anderen Teilnehmern am Dienstag Gelegenheit, mit „Bommeline“, der Frau unseres Mitgliedes Bernd „Bommel“ Zimmermann, auf deren Motorboot die schöne Seenlandschaft von Berlin ausgiebig zu erkunden. An den späteren Wettfahrttagen hat sie sich als Zuschauerboot zur Verfügung gestellt.
Nachdem alle Boote ohne besondere Vorkommnisse am Dienstag und Mittwoch vermessen waren, konnte Klaus Schenkel die Meisterschaft eröffnen. Der Wettfahrtleiter stellte sein Wasserteam und die Jury vor und wünschte uns faire Wettfahrten.
Für Donnerstag war das Ankündigungssignal zur ersten Wettfahrt für 10.55 Uhr angesetzt. Jedoch ließ der Wind noch auf sich warten. Es baute sich langsam ein relativ stabiles Windsystem aus WNW, so daß eine Bahn am Ausgang des Wannsees in die Havel aufgebaut werden konnte.
Bei dieser Windrichtung hatte ich schon einmal in Berlin gesegelt. Deshalb der Plan: Am Pin-End starten, möglichst bis zur DLRG-Station kommen, umlegen und die Luv-Tonne anliegen. Das ging auch dreimal gut. Beim vierten Mal hatte sich das Windsystem aber geändert. Bei einer geringfügigen Winddrehung nach rechts, war auf der rechten Seite auch stärkerer Wind. Vor dem Start hatte ich dieses nicht gesehen, sondern erst, als ich wegen Abwinden nach einem nicht so tollen Start einen Holeschlag einlegen musste. Weit auf der rechten Seite sah ich ganz allein Gerd Miethe (GER 1602) mit frischem Wind fahren. Ich sagte mir: „Hier wird das nichts mehr – ich fahr‘ da rüber“. Gesagt -getan, wenn auch mit weiten Bögen nach Lee, um all die vorfahrtberechtigen H-Boot Felder passieren lassen zu können. Der Erfolg gab mir Recht: An der Luv-Tonne war ich wieder vorn dabei. Für uns endete der Tag mit ausgeglichenen Plätzen 5 und dreimal 8 im Gesamtergebnis auf Platz drei. Davon hätte ich niemals auch nur in den kühnsten Träumen gerechnet. Meine Jungs waren begeistert, hatten Sie doch bei diesen schwierigen Windverhältnissen ihren ersten Bewährungstest auf dem H-Boot erfolgreich absolviert.
Mit zwei ersten, einem fünften und siebten Platz konnte sich Sven Holzer mit seiner Mannschaft Wolfgang Holzer (seinem Vater) und Matrais Maskoet an die Spitze der Gesamtwertung setzen.
Der Vorjahressieger Lars Bähr mit Crew sicherte sich Platz Zwei mit den Plätzen sechs, eins, vier und fünfzehn.
So war die Meisterschaft schon mal gültig – wichtig bei den schwachen Windprognosen!
Für den Abend war die Mitgliederversammlung der Klassenvereinigung geplant. Über 65 Mitglieder nahmen teil. Erwähnenswert ist hier die Wahl von Sven Holzer (SVS, Bodensee) zum neuen Schatzmeister und Schriftführer. Zuvor hatte Michael Pochhammer das Amt inne. Nach seiner Wahl zum Präsidenten der International H-Boat Association bei der diesjährigen Weltmeisterschaft am Vierwaldstätter See in der Schweiz, hatte er gebeten, diese Gelegenheit zur Verjüngung des Vorstandes zu nutzen.
Am Freitag trat das ein, was alle fürchteten: Flaute den ganzen Tag. Die Segler ließen sich jedoch die Laune nicht verderben. In vielen Gesprächen tauschten sie sich untereinander aus und gaben viele Trimm- und Manövertipps weiter. Thomas Kausen war im vollen Einsatz und optimierte die ein oder Leinenführung und tauschte auch auf Bitten der Eigner ganze Rigg-Systeme aus.
Ab 19.00 Uhr stieg die große 50-Jahr Feier. Die große H-Boat-Family nahm an den Biertischgarnituren vor der Bühne Platz, auf der die Band am Nachmittag schon ihr Equipment aufgebaut hatte. Klaus Schenkel gegrüßte die Corona und die Vertreter der Stadt Berlin und des DSV beglückwünschten uns zu dem runden Jubiläum. Anschließen hielt ich eine Rede über 50 Jahre H-Boot und unser IHA-Präsident stellte nachfolgend die hervorragende H-Boat Community in einer kurzen Ansprache heraus.
Danach war das Buffet eröffnet. An drei Catering-Zelten gab es herrliche Gerichte, an einem weiteren leckeren Nachtisch. Auch die Coctailbar war ständig umlagert.
Die Sensation allerdings war die Band! So gute handgemachte Musik habe ich schon lange nicht mehr gehört! Da ging auf der Tanzfläche richtig die Post ab!
Das Besondere der Band: Alle Künstler arbeiten einer Behindertenwerkstatt. Kai Spranger hat sie auf Bitten unseres Regionalobmanns Nordost, Peter Nürnberger, als Haupt-Act für unser Fest mitgebracht. Bei den Norddeutschen Meisterschaften hat die Band schon des Öfteren gespielt – dort wie hier ohne Gage. Peter rief jedoch zum Spenden auf – 1.200 € sind da zusammengekommen.
Nach einer Pause während des Essen, spielte die Band ab 20.00 Uhr bis zum Ende ohne Pause durch. Von Anfang an war die Fläche vor der Bühne rammel voll und ging bei den Liedern voll mit. Ebenfalls für Beifallstürme sorgte der Gastauftritt von Edward Wildering, Crewmitglied von Marc Prins (NED 92). Er rockte zusammen mit der Band in vier Liedern die Bähne. Wie die Zeit verging, bekam so keiner richtig mit. Um 24.00 Uhr versuchte Peter Nürnberger die Band von der der Bühne zu holen – ohne Erfolg: Die Fans wollten mehr von der Band hören. Erst 0.55 Uhr endete das Konzert nach drei Zugaben. Die Tanzfläche war immer noch voll und die Segler traurig.
Nach diesem rauschenden Fest war es gut, daß am letzten Segeltag erst später ausgelaufen wurde. Gegen Mittag verfestigte sich eine Strömung aus ONO mit starken Drehern nach links und rechts. Viele Startversuche sollten deshalb mit AP und Gesamtrückrufen (auch unter Black) abgebrochen werden.
Sven Holzer kam mit diesen Bedingungen gar nicht gut zurecht und rutschte im Gesamtergebnis noch auf Platz sechs ab. Alle Wettfahrten sahen unterschiedliche Sieger. In der fünften Wettfahrt gewann Holger Köhne (GER 1010, PYC), in der sechsten Phips Ullherr (GER 1376, CYC), in der siebten Lars Bähr (GER 1456, TSC) und in der achten Bernd Zimmermann (GER 1233, TSC).
Ab 19.00 Uhr füllte sich die Gastronomie und die mit Zelten überdachte Terrasse des SV03 zum Meisterschaftsdinner mit Siegerehrung. Das dreigängige Menü war ausgezeichnet und erhielt viel Lob.
Dann begann die spannende Siegerehrung – Klaus hatte keine Gesamtliste aushängen lassen. Alle Teilnehmer wurden ihrer Platzierung von hinten beginnend vorgelesen und wurden gebeten, bei der Fotografin das an den Tagen zuvor geschossene Crew-Foto abzuholen.
Ab Platz elf gab es zusätzlich eine Erinnerungsmedaille aus Bronze der Bildgießerei Hermann Noack, die auch schon die Quadriga auf dem Brandenburger Tor rekonstruiert hat.
Für uns vollkommen überraschend, konnten wir unseren dritten Platz behaupten. Dirk Stadler mit seiner Crew wurde als Vize-Meister geehrt. Internationaler Deutscher Meister wurde erneut Lars Bähr mit seiner Mannschaft. Das zum vierten Mal und das sogar in Folge. Eine im DSV einzigartige Serie.
Wir blicken auf eine rundum gelungene Deutsche Meisterschaft und 50-Jahr Feier zurück. Die H-Boot Segler danken für die Gastfreundschaft des Vereines und die gute Wettfahrtleitung. Wir waren gern beim SV03 in Berlin.
PS: Zur nächsten Norddeutschen Meisterschaft werde ich auf jeden Fall fahren – da spielt nämlich wieder die Band.
Christoph Zander, GER 1393