Flottillentörn 2016

Ijsselmeer rund

Das Revier

Sammeln in der FlevoMarina.
Sammeln in der FlevoMarina

Nachdem es im Vorjahr in ein südliches Segelrevier ging, sollte es diesmal etwas nördlicher sein, wo die Flottille von H-Booten sich treffen wollte. Genau gesagt nordwestlich, denn die Niederlande mit ihren friesischen Seeen und dem Ijsselmeer liegen im Nordwesten der Bundesrepublik. Es ist quasi das Hausrevier der nordrheinwestfälischen Segler. Fahrzeit mit Pkw vom Ruhrgebiet rd. 2,5 bis max. 3 h. Für die im Süden und Osten wohnhaften Segler ist es freilich ein bisschen länger zu fahren, zumal mit Gespann.

Startvorbereitungen

Platz ist in der kleinsten Hütte.
Platz ist in der kleinsten Hütte

Ausgangs- und Endpunkt sollte Lelystad sein, eine Stadt, die erst durch die Einpolderung der Zuiderzee nach den 30er Jahren entstanden ist. Die Anfahrt mit den Gespannen gestaltet sich unkompliziert und bis Freitagabend sind alle “im Bach“. Der Hafenmeister und sein Team empfangen uns äußerst freundlich. Bei milder Witterung erleben wir einen angenehmen Begrüßungsabend im Hafenbistro. Diejenigen, die sich noch nicht kennen, finden sich bald freundschaft lich ein. Es herrscht gute Stimmung:

Musik liegt in der Luft.
Musik liegt in der Luft
GER 431  Midlife  Horn,Berlin/Wannsee mit Tochter Charlotte
GER 604  Unicorn  Lutz Röder, Wuppertal, zunächst einhand, jedoch mit Verstärkung Dr. Annette Grootkamp von der Team Spirit
GER 934  Team Spirit  Felix und Annette
GER 1203  Bobby Dazzler  John Sykes aus Frankental mit Fred und Klaus Römheld
und
GER 1176 
Semper Fidelis  Michael Röhrig, Essen/Baldeneysee/YCRE mit Lula Kouneli

 
Ursprünglich waren wir 6 Boote, doch GER 1411 vom Möhnesee mit Familie Wessel hat kurzfristig abgesagt. Schade.

Die Flottille ist gestartet.
Die Flottille ist gestartet.

Am Samstag werden die Boote komplettiert, getrimmt, seeklar gemacht, oft in gegenseitiger Unterstützung. Dies und das lässt sich noch im nahen Segelzubehör besorgen und so gibt es einen gemütlichen Abendumtrunk an Bord eines der Boote. Wir reden über das Wetter, dass sich zunehmend ungünstig entwickelt und über unsere Segelmöglichkeiten am folgenden Tag. Die Nacht bringt bereits die Klärung, denn es pfeift gewaltig in den Masten, die Boote liegen unruhig an den Pollern und reißen an den Festmachern. Das hört am Sonntagmorgen auch nicht auf, im Gegenteil, Rasmus macht dicke Backen. Schwere Regenschauer ergänzen kräftige Böen von W 6 bis 7 Windstärken, die manchmal ½ h und mehr andauern können. Schnell sind wir uns einig, dass wir an diesem Tag nicht auslaufen werden. Die einen verbringen den Tag mit einem Ausflug in die nähere Umgebung, die anderen basteln an ihren Booten und 2 Boote gehen mit verstärkter Crew “vor die Türe“ und trainieren Starkwindsegeln, in Lee des nach Norden verlaufenden Houtribdijks. Eine gute Vorbereitung für alle Fälle. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch der Versuch eines echten “Mann über Bord-Manövers“ gestartet worden ist. Bei Rückkehr vom Trainingsschlag geht ein Segler 15m vor dem Anlegesteg außenbords. Alles ist harmlos verlaufen. Positiver Nebeneffekt: er weiß jetzt, daß und wie seine Rettungsweste funktioniert. Abends sind wir wieder beisammen und planen das Auslaufen für Montagmorgen, soweit der Wind – wie von den Foren versprochen – deutlich abnehmen wird.

Endlich geht’s los – nach Lemmer …

Morgendliches Briefing.
Morgendliches Briefing.

Das morgendliche Briefing erfolgt im Schutz des auf der Steganlage befindlichen Sanitärgebäudes und lässt alle freudig strahlen, als wir beschließen, mit den vorherrschenden NW 3 nach Lemmer zu segeln. Ein nördlicher Kurs, der uns im E an den Küsten des Flevopolders und Noordoostpolders mit den neuen Windkraftanlagen  entlang führt, vorbei an Urk – der ehemaligen Insel - und der Rotterdamschen Hoek, bevor wir bei Friese Hoek in den Leemstergeul nach E  einsteuern können. Die Boote sind schnell im freien Seeraum und der Rundumblick lässt die Herzen aufgehen. Sonnenschein und Wind und Wolken … und die H-Boote. Toll, so wünscht man sich das. Über Funk halten wir Kontakt, soweit die Distanzen zwischen den Booten das zulassen. 3 Boote sind mit mobilen Seefunkgeräten ausgestattet, aber nur 2 davon haben die ATIS-Zulassung (auf dem Ijsselmeer gelten die Vorschriften für Binnenfunk). Jedes Boot aber ist mit einem CBS-Funkgerät ausgestattet. Diese sind dem Fahrtenobmann vom Sportwart der KV freundlicherweise ausgeliehen worden. Zum Abschluss des Segeltages erlauben die letzten Seemeilen noch einen Spinnackergang. So hat man’s gerne, denn in der Marina Friese Hoek hat uns der Hafenmeister die Liegeplätze an Steg C reserviert. Alle sind mit den gesegelten … sm zufrieden. Städtchenbummel ist nun angesagt. Lemmer – in der Hauptsaison oft “in deutscher Hand“ – der zahlreichen deutschen Segler und Charterer wegen – ist immer einen Gang ins nahe Städtchen wert. Bilderbuchansichten hie und da. Bald ist die passende “Raststätte“ gefunden und “Bauchpflege“ ist angesagt. Anschließend wird in einer urigen Bar direkt am Hauptkanal der durch Lemmer führt – Zijlroede genannt – ein Geburtstag begangen. Der Tag wird beschlossen mit dem kurzen Heimweg zu den Booten, der uns am alten Leuchtfeuer vorbei führt.

Lemmer – Hindeloopen …

Das Einlaufbierchen.
Das Einlaufbierchen.

Mit dem Briefing am nächsten Morgen wird beschlossen, Hindeloopen als nächsten Hafen anzulaufen. Bei den herrschenden SW 3 – 4 Bft sollte es kein Problem sein, aus dem Leemstergeul herauszusegeln und mit gehörigem Abstand südlich der Untiefe “Steile Bank“ und südwestlich der “Vrouwen van Stavoren“ (Sandbänke und einige dicke Steine!) zu segeln. Mit einer moderaten Drehung auf S und gleichzeitiger Abnahme auf ca. 3 Bft ergibt sich ab Staveren (inzwischen an Stb) die Gelegenheit zum Setzen des Spinnackers. Der kann dann auch stehen bleiben bis zur Ansteuerungstonne vor Hindeloopen. Mit Bedacht geht es durch die enge Hafeneinfahrt, wo  sich gerne ein paar Charterboote “dazwischenquetschen“. Sei’s drum, auch hier hat der Hafenmeister auf unsere Bitte einen Stegabschnitt für uns reserviert und alle kommen problemlos unter. Große Marina, altes Städtchen, schöne Ansichten. Nach einem zünftigen Einlaufbierchen muß jetzt erstmal ein holländischer Matjes her. Einige von uns dachten … und taten so. Abends war der Besuch des alteingesessenen Gasthofs “De Hinde“ verabredet. Das tat allen gut. Die Gastronomen Harmen und Bea hatte ich auf der Boot Df 2016 kennengelernt und bin der Empfehlung mit der Flottille gerne gefolgt.

Ein Boot verabschiedet sich …

Abschied von Annette und Felix.
Abschied von Annette und Felix.

Irgendein lieber Flottillenteilnehmer hat dann ehrenamtlich Frühstücksbrötchen organisiert, zur Freude aller. Los geht es nach dem obligatorischen Briefing. Doch zuvor sollten wir Annette von der “Unicorn“ und Felix von der “Team Spirit“ verabschieden, die unbedingt heim mussten. Sie steuern mit der “Team Spirit“ zum Ausgangshafen zurück. Den Oever, unser nächstes Tagesziel, liegt am westlichen Ende des Abschlussdeiches und hat neben Fischereihafen und Marina eine Seeschleuse, über die man Tag und Nacht die Nordsee bzw. das Wattenmeer erreichen kann. Eine kleine Wanderung hat auch uns dem Wattenmeer mit Blick auf die Insel Texel näher gebracht. Jetzt kommt sogar der Vorschlag, eine Stippvisite nach Texel oder Kornverderzand jeweils via Waddenzee zu machen. Hört, hört!

Den Oever – Enkhuizen …

Vorschiffsarbeit bei ruhiger See.
Vorschiffsarbeit bei ruhiger See.

Am Mittwochmorgen gibt es dann etwas mehr Wind, der ungünstigerweise genau in die Hafenausfahrt bläst. So wird beim Briefing die Strategie des Auslaufens eingiebig  besprochen, damit alle unter Segeln und mit an Deck gesichertem Motor heile herauskommen. Das klappt tadellos, die Kameraden haben’s drauf. Draußen wird gewartet, bis der Letzte es geschafft hat und schon wird Kurs genommen auf ein markantes Seezeichen mitten im Ijsselmeer (SSE), um von dort mit langem Schlag Richtung Enkhuizen zu segeln (SSW). John ist mit seiner “Bobby Dazzler“ als Erster dort und erkundet für uns die Liegeplätze. Auch das klappt wieder mustergültig. Wir scheinen das Easy-Sorglospaket gebucht zu haben. Und für den Sundowner organisiert Roland von der “Midlife“ eine Curverbox voll Eiswürfel. Wahnsinn! Wir haben einen Mords Spaß auf dem Steg, während die Segel noch ungeordnet an Deck liegen.

In Verbindung bleiben.
In Verbindung bleiben.

Enkhuizen ist ein altes Seefahrerstädtchen, in dem es viel zu schauen gibt. Bei schlechtem Wetter bietet sich das Zuiderzeemuseum an. Der abendliche Spaziergang lässt uns viele Brücken und historische Gebäude bestaunen. Einige davon mussten unbedingt von innen besichtigt werden, der Gaumenfreuden wegen versteht sich. Im Biergarten wird bei Sonnenuntergang das Ende des Sommers deutlich. Tagsüber mit kurzer Hose und T-Shirt unterwegs, aber abends darf’s etwas mehr Kleidung sein. Die Flottille ist zufrieden. Schon am Abend besprechen wir den Kurs des nächsten Tages. Es soll, soweit die abzusehenden Wetterbedingungen es zulassen, nach Hoorn oder noch weiter nach Monikendam gehen. Beide Häfen liegen im sogenannten Markermeer.

Enkhuizen – Hoorn / zum ersten Mal Schleusen

Zum ersten Mal Schleusen.
Zum ersten Mal Schleusen.

Wir starten morgens, ohne die Segel zu setzten, denn zunächst gilt es, die ca. 1 sm entfernte Schleuse zwischen dem nördlichen Ijsselmeer und dem südlichen  Markermeer zu passieren. Beide Meere zusammen ergeben die Restfläche der ehemaligen     Zuiderzee, soweit sie nicht zu Land eingepoldert worden ist. Ein Berufsschiff hat Vorrang, in unserer Schleusenkammer liegt bereits ein Tradionssegler, ein sogenannter Klipper der älteren Generation. Viele verschiedene Traditionssegler und Plattbodems – das sind Plattbodenschiffe und die haben keinen Kiel, stattdessen große Seitenschwerter - haben wir bestaunen können. Wir haben genug Platz und schleusen gemeinsam mit ca. einem Dutzend anderer Boote. Der Schleusenhub ist kaum wahrnehmbar und deshalb geht auch alles ganz schnell. Eine leichte Angelegenheit zur Übung. Gerade ist der Jockel abgeschaltet, darf er auch schon wieder gestartet werden.

Hoorn.
Hoorn.

Nun empfängt uns frischer Wind, SW 4, manchmal knapp 5 Bft. Johns Elektromotor (Bobby Dazzler) braucht einen frischen Akku, just während der Schleusenausfahrt. Roland (Midlife) nimmt ihn kurzerhand in Schlepp. Gleich darauf verheddert sich dessen Fockfall oberhalb der Saling beim Setzen des Segels. Er kehrt um und klariert das mit seiner Tochter Charlotte im südlichen Schleusenvorhafen. Da aufgekreuzt werden muss und auch der Seegang etwas Bremswirkung entwickelt, ist die Ankunftszeit in Hoorn ca. 1,5 h später, als morgens geplant. Da wir hervorragende Liegeplätze im Grashaven von Hoorn erhalten, wird beschlossen, nach der Kaffee- und Kuchenrunde im Städtchen zu bleiben. Das Wetter ist warm und das Städtchen strahlt mit seinen historischen Gebäuden ab der Hafeneinfahrt eine urige Atmosphäre aus. Die Flottille fühlt sich wohl …

Zurück nach Lelystad

Bei frischem Wind gen Süden.
Bei frischem Wind gen Süden.

Der nächste Tag, es ist Samstag, soll unser letzter Segeltag sein. Die Taktik zum günstigsten Auslaufen bei Wind in die Hafenausfahrt wird beim Briefing besprochen, so dass alle elegant unter Segel den Hafen verlassen können. Es geht zurück zum Ausgangshafen in Lelystad. Quer über das Markermeer – fast genau E – steuern wir bei guter Brise und Sonnenschein einen Hochamwindkurs ohne Wenden, bis wir schließlich südlich der Houtribsluiz die mittlere Einfahrt in das Fahrwasser zur Schleuse erreichen. Hier ist auf dem Wasser ordentlich was los und so ziehen wir unsere Wartekreise, bis wir mit vielen anderen Booten durchgeschleust werden. Es lohnt sich kaum, die Segel zu setzen, denn bis zur Flevomarina sind es nur rd. 1,5 sm, die uns am Houtribdijk entlang führen. Das ist der Deich, der Lelystad mit Enkhuizen verbindet und das nördliche vom südlichen Ijsselmeer trennt.

In der Flevomarina nehmen wir am vertrauten Steg unsere Liegeplätze ein und freuen uns über eine gelungene Vollendung des Törns. Es wird abgetakelt und Vorbereitungen zum Auskranen getroffen. Mit dem Hafenmeister werden die Kranzeiten für Sonntagvormittag abgestimmt.

Ausklang …

Einlaufbierchen mit Eis.
Einlaufbierchen mit Eis.

Abends sehen wir uns zum “Flottillendinner“ im Bistro. 105 sonnige Seemeilen liegen im Kielwasser. Alle sind augenscheinlich zufrieden und plaudern vom Flottillentörn 2017 … Aber nicht ob, sondern wohin 2017 … ?… Da kann sich der Organisator nicht beklagen. In der Gruppe wird die Meinung vertreten, dass jeder, der nicht mitgemacht hat, etwas versäumt habe. Am Sonntag läuft alles wie geschmiert. Der Hafenmeister regelt alles nach Wunsch (die Marina ist enorm kundenorientiert, wirklich super) und die Gespanne fahren nach freundschaftlich/herzlichem Abschied mittags/nachmittags gen Heimat.


Schön, dass Ihr dabei wart!

Anmerkung

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern, für vorbildliches, seemännisches und hilfsbereites Verhalten. Roland Horn gilt mein besonderer Dank, denn er hat wieder für uns alle so viele, wunderbare Fotos gemacht. Leider können an dieser Stelle nicht alle gezeigt werden. Ich hoffe, er ist mit der Auswahl einverstanden.

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern, für vorbildliches, seemännisches und hilfsbereites Verhalten. Roland Horn gilt mein besonderer Dank, denn er hat wieder für uns alle so viele, wunderbare Fotos gemacht. Leider können an dieser Stelle nicht alle gezeigt werden. Ich hoffe, er ist mit der Auswahl einverstanden.

Michael Röhrig
Semper Fidelis / GER 1176
Deutsche H-Boot-Klassenvereinigung
Beauftragter Fahrtensegeln

Fotos von:
Roland Horn - Fotografie Berlin

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